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Nordsee: Traditions-Lokale ziehen unschöne Konsequenzen – und blicken mit Sorge auf das Verhalten von Kunden

Es ist eine Auflistung an der Nordsee, die man ewig fortführen könnte: Die Bäckerei Raffelhüschen auf Sylt macht Sonntags zu (hier mehr dazu). Das Restaurant „Zur Eiche“ ebenda: geschlossen und zum Abriss freigegeben (hier mehr dazu). Hooks Bistro in Büsum: Kein Frühstück mehr im Angebot (hier mehr dazu).Es sind drei Beispiele von vielen aus der Gastronomie […]

© IMAGO / Priller&Maug / Jochen Tack

Nordsee

Diese fünf Strände musst du gesehen haben.

Es ist eine Auflistung an der Nordsee, die man ewig fortführen könnte: Die Bäckerei Raffelhüschen auf Sylt macht Sonntags zu (hier mehr dazu). Das Restaurant „Zur Eiche“ ebenda: geschlossen und zum Abriss freigegeben (hier mehr dazu). Hooks Bistro in Büsum: Kein Frühstück mehr im Angebot (hier mehr dazu).

Es sind drei Beispiele von vielen aus der Gastronomie an der Nordsee. Die Gründe für das Ableben der Unternehmen oder die Einschränkungen sind oft ähnlich. Personalmangel oder private Angelegenheiten werden genannt.

Nordsee: Der Sommer läuft gut

Dabei läuft es eigentlich gut in der Gastronomie. „Der Andrang ist super, noch ist ja Sommer“, sagt Geschäftsführer Stefan Scholtis vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in Schleswig-Holstein (Dehoga) unserer Redaktion.

Auch könne er nicht bestätigen, dass es im hohen Norden zwischen Nordsee und Ostsee reihenweise Schließungen gegeben habe, wo er sagen würde „das hat reingehauen“. Die Abmeldungen hielten sich „dankenswerterweise im normalen Raum“, so Stefan Scholtis.

+++ Nordsee: In Urlaub fahren? Hier geht fast nichts mehr – aber es gibt auch „Luft nach oben“ +++

Es ist eigentlich grotesk, womit die Gastronomie aktuell zu kämpfen hat: Es gibt einen hohen Kundenandrang, den Lokale wegen Personalmangels mitunter gar nicht bewältigen können. „Wir brauchen sechs Mal so viel Personal wie zum Beispiel der Einzelhandel“, sagt der Dehoga-Geschäftsführer.

Betriebe wünschten sich mehr Mitarbeiter, um dem Ansturm Herr zu werden. „Man könnte, aber man hat nicht das Personal.“

Es sind Probleme in eigentlich guten Zeiten.

Nordsee: Gastronomie „gebeutelt ohne Ende“

Das Schlimmste aber steht vielleicht erst noch bevor. Beim Dehoga in Schleswig-Holstein blickt man mit größter Sorge auf den anstehenden Herbst und Winter.

Die Branche sei wegen der Corona-Pandemie, der Inflation und des Personalmangels ohnehin schon „gebeutelt ohne Ende“, wie es Scholtis formuliert. Es herrscht große Angst vor erneuten Einschränkungen in ein paar Wochen.

Die unkalkulierbare Situation ist dem Dehoga-Geschäftsführer ein großer Dorn im Auge. „Ich mach der Bundespolitik erhebliche Vorwürfe wegen der Perspektivlosigkeit“, sagt er. Und schiebt mit Blick auf die kühle Jahreszeit und die Corona-Politik hinterher: „Es gibt keine Perspektive, wie es aussehen könnte.“

Alles dicht im November 2020: Hier ein Restaurant in Sankt Peter-Ording an der Nordsee. Foto: IMAGO / Chris Emil Janßen

In den letzten zwei Jahren hat die Branche gemerkt, was passiert, wenn Corona-Einschränkungen drohen: Kunden ziehen sich zurück, sagen zum Beispiel (überlebens-)wichtige Großveranstaltungen in Restaurants ab.


Wen’s trotz vieler Menschen an die Küste zieht: 10 Tipps für Urlaub an der Nordsee:

  • Lütetsburg
  • Cuxhaven
  • Sankt Peter-Ording
  • Wattenmeer, zum Beispiel Neuwerk oder Nordstrand
  • Husum
  • Niedersachsens Küste: Neuharlingersiel, Dangast, Greetsiel
  • Festlandorte in Schleswig-Holstein, zum Beispiel Brunsbüttel
  • Ostfriesische Inseln
  • Sylt
  • Schleswig-Holsteins Nordsee-Inseln (Föhr, Amrum, Helgoland)

Nordsee: An Restaurantbesuchen lässt sich leicht sparen

Und hinzu kommen noch weitere Sorgen zwischen der Nordsee und Ostsee: Wie geht’s mit der Inflation weiter? Die Preise auf den Speisekarten mussten Gastronomen in diesem Sommer bereits erhöhen, trotzdem ist der Andrang noch hoch.

Manche sind bei Freizeitausgaben gezwungenermaßen aber auch jetzt schon sparsamer, das beobachten mehrere Urlaubsregionen. Das Gästeverhalten hat sich zum letzten Jahr verändert. Zum Leidwesen von Restaurants und Co.

Und wie sieht es erst aus, wenn in ein paar Monaten die ersten heftigen Nebenkosten-Abrechnungen bei den Menschen ankommen? Beginnt dann möglicherweise die Zeit des großen Sparens?

Restaurant-Besuche seien laut Stefan Scholtis „ein Kurzurlaub für die Seele. Es soll ein Vergnügen sein und eine schöne Zeit“. Nur lässt sich an der auch sehr einfach sparen. Zuhause kochen ist günstiger. „Zum Überleben muss niemand essen gehen“.

Wie stark solche Spareffekte ausfallen, sei aber laut des Dehoga-Geschäftsführers derzeit nicht abzusehen.

Gut besucht und das sogar im Oktober draußen: Gäste bei Gosch an der Nordsee vor der Corona-Pandemie. Foto: MAGO / imagebroker

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Nordsee: Weniger Trinkeld?

Auch das so dringend benötigte Personal könnten Sparmaßnahmen seitens der Gäste empfindlich treffen: Beim Trinkgeld. Bislang könne Scholtis „nicht bestätigen, dass unsere Betriebe im Internen sagen, ‚meine Leute kriegen kein Trinkgeld‛“.

Die heiße Phase für die Branche sieht er ab Oktober anstehen. Die Urlaubs-Hauptsaison ist dann vorbei, möglicherweise steigen Infektionszahlen wieder stark an. Und noch etwas beschäftigt die Gastronomen: Wie geht es mit den (Corona-)Fördergeldern weiter? Fallen die weg, drohen weitere Schließungen in der Gastronomie.

Selbst beliebte Betriebe in gut besuchten Urlaubsorten an der Nordsee sind nicht frei von den ganzen Sorgen um Personalmangel und Corona-Einschränkungen. Selbst sie mussten in der Vergangenheit schon zu oft leiden.