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Hamburg: Erster Fall mit Affenpocken in Klinik – die Stadt handelt sofort

Hamburg: Erster Fall mit Affenpocken in Klinik – die Stadt handelt sofort

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Die Affenpocken haben Hamburg erreicht. Grund zur Beunruhigung ist das nicht. Foto: picture alliance/dpa | Bodo Marks und IMAGO / Bihlmayerfotografie

Die Affenpocken haben Hamburg erreicht Ein 32-Jähriger Mann wird mit dem ersten nachgewiesenen Fall in der Hansestadt in der Bernhard-Nocht-Klinik des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) behandelt.

Das bedeutsamste Krankenhaus von Hamburg bestätigte den Fall am Montagabend. Der Mann aus der Hansestadt wurde noch am gleichen Tag aufgenommen, nachdem er sich ambulant beim UKE vorgestellt hatte, sagte Stefan Schmiedel, Oberarzt der Infektiologie am UKE, am Dienstag. „Er hatte einen ausgeprägten Hautausschlag, der sich insbesondere im Bereich der Genitalien abgezeichnet hatte und außerdem Fieber wie bei einer Grippe.“

Nur wenige Informationen aus Hamburg

„Ich gehe davon aus, dass der Patient in Kürze in häusliche Isolierung entlassen werden kann“, so Schmiedel weiter. Die Stadt Hamburg handelt indes sofort. „Die Gesundheitsbehörden sind europaweit alarmiert“, sagte der Mediziner. Auch in Hamburg werde es noch am Dienstag ein Treffen des Hamburger Seuchenstabes geben, um über weitere Maßnahmen nachzudenken. „Man kann sich gut schützen, indem man enge Sexualkontakte meidet“, sagte Schmiedel. Eine Impfung oder Medikamente gegen die Krankheit gebe es im Moment in Deutschland noch nicht.

Aktuell verbreitet sich die Krankheit auf der ganzen Welt, ist aber bei Weitem nicht so ansteckend wie das Coronavirus und verläuft nach bisherigen Erkenntnissen auch nur sehr selten tödlich. Trotzdem nehmen Mediziner das Virus nicht auf die leichte Schulter und warnen eindringlich.

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Die Erkrankten leiden neben dem namensgebenden Hautausschlag unter verschiedenen Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Rücken-, Muskel- und Gliederschmerzen. Im Vergleich mit dem Coronavirus ist das Affenpockenvirus zudem deutlich schwerer übertragbar. Zwar besteht die Chance einer Übertragung durch Tröpfcheninfektion, jedoch ist deutlich engerer Kontakt mit den Körperflüssigkeiten einer infizierten Person notwendig, um sich anzustecken.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist laut Robert Koch Institut (RKI) selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten, den typischen Hautveränderungen der Affenpocken-Infizierten auftreten. Es ist derzeit nicht sicher, ob Affenpocken durch direkte sexuelle Übertragungswege (Sperma oder Vaginalsekret) verbreitet werden können, aber direkter Hautkontakt mit Läsionen während sexueller Aktivitäten kann das Virus verbreiten.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Medizinisch-wissenschaftliche Fachverbände haben ein „rasches und konsequentes Handeln“ angemahnt. Besonders wichtig seien zunächst eine zielgruppenspezifische Aufklärung, die Isolation von Infektionsfällen sowie Quarantäne für enge Kontaktpersonen und Verdachtsfälle, heißt es in einer am Montag in München veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme. Zudem müsse geprüft werden, ob und wie eine Impfung zur Begrenzung des Ausbruch eingesetzt werden könnte.

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Die Erklärung wurde von der Deutschen Aids-Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, der Deutschen Gesellschaft Pädiatrische Infektiologie, der Gesellschaft für Virologie, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung in Abstimmung mit der Ständigen Impfkommission (Stiko) verfasst.

„Zur wirksamen Eindämmung des globalen Ausbruchs, der Unterbrechung der Infektionsketten und einer Vermeidung des Eintrags in das Tierreich außerhalb der bekannten Endemiegebiete ist ein entschlossenes, schnelles und abgestimmtes Handeln erforderlich“, heißt es in der Stellungnahme.

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Die Experten unterstützen die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wonach Infizierte für 21 Tagen in Isolation sollen. Auch für Kontaktpersonen von Infizierten gilt demnach die „dringende Empfehlung“, sich für 21 Tage in Quarantäne zu begeben. Der SPD-Minister gab vor wenigen Tagen leichte Entwarnung auf Twitter: Laut vorläufigen Untersuchungen sollen Affenpocken „sehr wenig“ mutieren.

Aus Sicht der Verbände könnte ein normaler Pockenimpfstoff, der in den USA und Kanada auch für die Prävention von Affenpocken zugelassen ist, in den nicht gegen Pocken geimpften Geburtsjahrgängen in Deutschland „einen relevanten Beitrag zur Erhöhung des Schutzes vor Infektion und Erkrankung leisten“. Insbesondere im Umfeld bekannter Infektionsherde könne eine solche Impfung Infektionen vermeiden oder Krankheitsverläufe abmildern.

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Die Option solle von der europäischen Zulassungsbehörde EMA und der Stiko geprüft werden. Parallel solle die Beschaffung der Impfstoffe „in ausreichenden Mengen“ vorbereitet werden.

Affenpocken sind verwandt mit den Pocken, an denen jahrhundertelang jährlich Millionen Menschen starben, bis die Krankheit 1980 ausgerottet wurde. (afp/dpa/rg)