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Hamburg verordnet häusliche Quarantäne – doch dabei gibt es einen gewaltigen Haken

Hamburg verordnet häusliche Quarantäne – doch dabei gibt es einen gewaltigen Haken

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© privat

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Zehn Tage häusliche Quarantäne nach Kontakt mit einer mit dem Coronavirus infizierten Person – so lautet die behördliche Anordnung nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Deutschland. So sollen weitere Ansteckungen verhindert werden.

Damit einhergehend ist normalerweise ein Brief des zuständigen Bezirks- oder Gesundheitsamtes, der die Quarantäne verordnet. Was aber, wenn dieser zunächst ausbleibt? Diese Erfahrung musste eine Familie aus Hamburg kürzlich machen.

Hamburg: Brief vom Gesundheitsamt kommt zu spät

Am Montag, 22. November, kam der Brief vom Bezirksamt Altona an: „Anordnung der häuslichen Quarantäne“ stand im Betreff. Weil in der Klasse der Tochter ein Mitschüler an Corona erkrankte, wurde diese verordnet.

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Das Problem: Die Infektion wurde bereits am 11. November festgestellt. Die Quarantäne sollte laut Brief bis zum 21. November andauern. Das Schreiben, das auf den 16. November datiert ist, kam also einen Tag zu spät an.

Zum Glück wusste die junge, volljährige Frau schon vorher von der Infektion in ihrem Umfeld. „Er hat ihr Bescheid gesagt, wir haben für meine Tochter dann einen PCR-Test organisiert und selbst bezahlt“, erzählt der Familienvater, der anonym bleiben möchte, im Gespräch mit MOIN.DE.

Hamburg: Ärger über verspätete Zustellung

In diesem Fall ist also alles glimpflich verlaufen, die Tochter hatte sich auch ohne Brief in die häusliche Quarantäne begeben. „Aber der Sinn soll ja sein, Kontaktpersonen zu warnen und andere zu schützen, gerade wenn der Betroffene selber nicht so vernünftig ist“, klagt der Mann an.

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Seinen Unmut hat er auch in einer Facebook-Gruppe für Menschen aus Hamburg geteilt. Er spricht dabei direkt Stefanie von Berg, Leiterin des Bezirksamtes in Altona, an. „Ist das ein versteckter Hilferuf? Failed City Hamburg, nach zwei Jahren Pandemie“, sagt der Familienvater.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Es entsteht eine rege Diskussion unter dem Beitrag. Die einen macht es „sprachlos“, dass der Brief erst mit einer solchen Verspätung angekommen ist. Andere machen darauf aufmerksam, dass die Bürokratie eben ihre Zeit brauche. Es sei ja allgemein bekannt, was im Falle einer Infektion im Umfeld zu tun ist.

Hamburg: Bezirksamtschefin Stefanie von Berg bezieht Stellung

Und dann meldet sich auch Stefanie von Berg selbst zu Wort. „Es liegt schlicht daran, dass die Wege, bis das Gesundheitsamt von dem Kontakt oder auch von einem positiven Test erfährt – und zwar belastbar, nicht einfach nur durch Zuruf – lange dauern“, argumentiert die Bezirksamtschefin.

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Das Gesundheitsamt in Altona laufe seit 20 Monaten „fast immer auf Hochtouren“, man müsse jeden einzelnen Tag nachweisen, „wie viele Anrufe erledigt und wie viele offen sind, wie viele Schreiben erledigt und noch offen sind.“

Die Grünen-Politikerin fordert Respekt für die Menschen ein, die dort „wie die Irren rödeln“ würden. „Bitte nicht reflexhaft dem Gesundheitsamt die Schuld zuweisen – wir sind in der Regel am Ende der Informationskette“, sagt von Berg.

Familie aus Hamburg nur ein Beispiel von vielen?

Eine Argumentation, die der Familienvater aus Hamburg nur bedingt nachvollziehen kann. „Ich schwanke zwischen Verständnis für die Situation der Leute auf unterster Ebene und dem Ärger über die Praxis in Hamburg, sich hinter Formalien zu verschanzen und die Verantwortung zum nächsten zu schieben, bis keiner mehr Schuld ist und keiner mehr was machen kann.“

Der Mann macht deutlich, dass es ihm keinesfalls darum gehe, Stefanie von Berg oder das Bezirksamt Altona direkt anzugreifen. „Hier bin ich halt lokal betroffen“, sagt er. Der Fall der Familie sei vermutlich nur ein Beispiel von vielen, wie nach so vielen Monaten „noch immer nichts funktioniert.“

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Harsche Vorwürfe. Nichtsdestotrotz darf man wohl nicht vergessen, dass in ganz Deutschland die Behörden und Krankenhäuser – und insbesondere die dortigen Angestellten – seit Monaten am Anschlag arbeiten.

Und schließlich sollte inzwischen jeder wissen, wie er sich im Falle einer Corona-Infektion oder einem Kontakt zu einem Infizierten zu verhalten hat – Papierkram hin oder her. (mk)