„Warum ich hier bin? Weil es notwendig war“, sagt die Frau auf dem Stuhl und zeigt auf ihre Haare. Ihre blonde Kurzhaarfrisur hat sich seit Mitte Dezember zu einer Mittelhaarfrisur ausgewachsen. Gleich werden die Haare aber wieder kürzer. Die Frau hat einen Termin beim Stadtteil Friseur in Hamburg-Barmbek. Waschen, schneiden, föhnen. Eigentlich gehe sie alle fünf oder sechs Wochen zum Friseur. Dieses Mal waren es elf.
Als das Land Mitte Dezember in einen harten Lockdown ging, mussten auch die Friseure in Hamburg schließen. An diesem Montag, 1. März, dürfen sie ihre Türen wieder öffnen. Es ist kurz vor 12 Uhr am Mittag. Henry Riehl, der Betreiber des Ladens in Hamburg-Barmbek, hat zu diesem Zeitpunkt schon einen ganzen Arbeitstag hinter sich. Um Mitternacht hat er den ersten Kunden begrüßt.
Hamburg: Alle tragen Maske
„Das war ein guter Freund von mir“, sagt Riehl. Der Friseur trägt eine Baseball-Cap und Maske. Maske tragen hier im Laden alle. Das ist Teil des Hygienekonzepts. Am Eingang steht ein Desinfektionsmittelspender, auf dem Boden erinnert ein Kleber an den Abstand von anderthalb Metern.
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Die Frisur um Mitternacht sei nichts Verrücktes gewesen, „einfach wieder kürzer“, so Riehl. „Darauf freuen sich jetzt die meisten Männer. Die sind froh, wenn ihre Ohren wieder frei sind und sie wieder aus den Augen gucken können. Viele Frauen freuen sich sicher, dass der Ansatz vom Färben wieder verschwindet.“
An einem Platz am Fenster rasiert ein Kollege von Riehl im blauen Kittel einem älteren Mann gerade den Nacken aus. Der Platz daneben und dahinter ist leer.
Hamburg: Fünf Kunden gleichzeitig
Mehr als neun Leute dürfen gerade nicht gleichzeitig in dem Laden sein, zehn Quadratmeter pro Person sind erlaubt. Bei einem Team von vier Friseuren sind das fünf Kunden gleichzeitig. Auch das ist Teil des Hygienekonzepts.
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Sie fühle sich sicher, sagt die Kundin mit dem Mittelhaarschnitt. Sie ist Stammkundin. Ihren Termin habe sie sofort ausgemacht, als klar war, dass Friseure am 1. März wieder öffnen dürfen. „Ich will die Jungs ja auch unterstützen.“
Fünf Kunden hatten sich die Haare mitten in der Nacht schneiden lassen. Von null Uhr bis drei Uhr morgens hatte Henry Riehl am Montag in seinem Laden gestanden. Dann legte er eine Pause ein, um 8.30 Uhr ging es weiter. Am Mittag werde er erstmal schlafen, sagt der Friseur. Ruhe wird er in der nächsten Zeit kaum finden. Auf ihn kommt einiges an Arbeit zu.
Hamburg: „Aufzugeben ist keine Option für mich“
In den kommenden zwei Wochen sei sein Salon zu 100 Prozent ausgebucht. In der dritten Märzwoche seien noch etwa zehn Prozent der Termine frei in der vierten etwas mehr. Riehl freut das. „Endlich geht es wieder los.“
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Auf die Frage, wie die vergangenen zehn Wochen für ihn waren, antwortet er knapp und offen: „Scheiße“. In den ersten Wochen habe er sich noch um Sachen gekümmert, die sonst immer liegen bleiben.
Doch dann sei es hart geworden. Dass der Laden wieder aufmachen wird, daran habe er allerdings nie gezweifelt. „Aufzugeben ist keine Option für mich.“ Den Stadtteil Friseur in dem Backsteinhaus an der Ecke Vogelweide und Wohldorfer Straße betreibt er heute auf den Tag genau seit neun Jahren.
Hamburg: Das Nachholbedürfnis ist groß
Das Nachholbedürfnis der Hamburger bei ihren Friseurbesuchen ist groß, nicht nur in Barmbek. Die Terminbücher für die kommenden Wochen sind laut Hamburger Innung bereits gut gefüllt.
Seit Mitte Dezember waren die Friseursalons wegen der Pandemie geschlossen, im Frühjahr 2020 hatten sie schon mal dichtmachen müssen. Zwischendrin durften die Betriebe öffnen – allerdings auch nur unter Einhaltung strenger Auflagen.
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Vor dem Salon in Hamburg-Barmbek wartet auf einem Holzstuhl in der Sonne schon der nächste Kunde.