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Hamburg: In der HafenCity entsteht ein besonders nachhaltiges Hochhaus – doch dahinter steckt ein großer Reinfall

Hamburg: In der HafenCity entsteht ein besonders nachhaltiges Hochhaus – doch dahinter steckt ein großer Reinfall

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Gäste beobachten im letzten Jahr die Grundsteinlegung für das Holz-Hochhaus „Roots“ in Hamburg. Foto: picture alliance/dpa | Christian Charisius

In der Hafencity in Hamburg entstehen neben vielen langweiligen Einheitsbauten auch spektakuläre Gebäude, von denen der umstrittene, fast 250 Meter hohe Elbtower wohl das einzige ist, das einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist.

Ein weiterer „Wolkenkratzer“, der für Wirbel sorgt und fast gegenüber auf der anderen Seite der S-Bahn-Station Elbbrücken liegt, ist das „Roots“. Ein im Bau befindliches 65 Meter hohes Wohnhaus mit rund 180 Wohnungen. Seine große Besonderheit: Das Gebäude in der Hafencity in Hamburg soll das höchste Holz-Hochhaus in Deutschland werden.

Hamburg: Beginn einer „Mission“?

Die Fertigstellung vom „Roots“ ist für 2023 geplant, 2024 könnte dann die Übergabe der Wohnungen erfolgen. Der Bauherr ist der Immobilienentwickler Garbe. Dessen Chef Fabian von Köppen nennt das Gebäude den Beginn einer „Mission“.

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Denn das Rekord-Holzhaus in Hamburg steht als prominentes Beispiel symbolisch für eine Bauweise, von der sich nicht wenige erhoffen, dass sie noch deutlich mehr Einzug in den Immobiliensektor erhält und diesen klimafreundlicher macht.

Die Vorteile von Holz liegen auf der Hand: Es gilt als effektiver CO2-Speicher, weil Bäume im Laufe des Wachstums dauerhaft große Mengen des klimaschädlichen Gases speichern. Und umso mehr Holz beim Bau eines Gebäudes verwendet wird, umso weniger braucht es von den „Klimakillern“ Beton und Zement.

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Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

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Hamburg: Wie klimafreundlich ist das „Roots“?

Beim „Roots“ werden nur die unteren Geschosse und der Sockel mit Beton gefertigt, der Rest komplett aus Holz. Aber ist das wirklich der Beginn einer Mission hin zu einer klimafreundlicheren Immobilienwirtschaft, die derzeit noch zu einem großen Teil zum Ausstoß von Treibhausgasen beiträgt? Sollte Deutschland sich ein Beispiel an Projekten wie dem „Roots“ nehmen und beim Holzbau durchstarten?

Nicht wenige fordern das. Dazu zählen neben den Bauherren und deren Lobby auch einige Umweltschützer.

Andere wiederum haben noch keine abschließende Meinung. So heißt es vom Naturschutzbund (Nabu) auf Anfrage von MOIN.DE: „Wir beschäftigen uns zwar derzeit intensiv mit der Frage nach Holzbauweisen und diese sind offenbar umweltfreundlicher als konventionelle Methoden. Wir können dennoch im Moment noch keine wirkliche Expertise dazu anbieten.“

Auch bei Greenpeace gibt man sich verhalten und verweist auf die Naturschutzorganisation „Robin Wood“.

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Hamburg: Nachwachsen nur ein vermeintlicher Vorteil

Neben der CO2-Speichermöglichkeit wird vor allem ein Vorteil von Holz von den Bauherren und Befürwortern immer wieder in den Vordergrund gerückt: Es wächst nach. So argumentieren die „Roots“-Macher, dass das in ihrem Hochhaus verbrauchte Holz in 23 Minuten in ganz Deutschland nachwachse.

„Das ist zu kurz gesprungen“, sagt hingegen „Robin Wood“-Sprecherin Ute Bertrand auf Anfrage von MOIN.DE. Auch sie befürwortet es grundsätzlich, nach Alternativen zum extrem schädlichen Stahlbeton zu suchen. Doch alles in Maßen.

Die Nachhaltigkeit durch das Nachwachsen, welche die Holzbau-Branche gerne suggeriert, kann nämlich auch ordentlich nach hinten losgehen und zum großen Reinfall werden.

Der Grund: Wenn sich bald sämtliche Bauherren oder Branchen mit dem Argument „es wächst ja in 20 Minuten nach“ auf die Wälder stürzen, stehen diese vor großen Problemen. Denn zunächst einmal müssen die besagten Bäume gefällt werden und es dauert sehr lange, bis sie wieder nachgewachsen sind. In dem Zuge als Argument das Wachstum der restlichen verbliebenen Bäume in ganz Deutschland heranzuziehen, hinkt.

„Wir alle wissen, dass ein Wald lange braucht, bis er nachwächst“, sagt „Robin Wood“-Sprecherin Ute Bertrand. „Wir wissen nicht, dass da, wo gefällt wird, auch ein neuer Wald gepflanzt wird. Und was für ein Wald? Monokultur oder ein naturnaher Wald?“

Sie sieht die Gefahr, dass zu viele Branchen auf den Wald zugreifen mit dem Argument, alles sei erneuerbar. „Der Druck auf die Wälder steigt, auch in Deutschland. Der Wald ist in der Krise. Sie werden instabiler, aber der Holzverbrauch in der EU steigt. Nicht der ganze Holzvorrat darf aus den Wäldern rausgeholt werden.“

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Hamburg: Keine Absage an Holzbauweise

Nichtsdestotrotz ist das aber keine Absage an die Bauweise wie beim „Roots“ in Hamburg. Denn auch die Umweltschutzorganisation befürwortet es, wenn Holz in langlebigen Produkten wie Gebäuden verarbeitet wird. „Besser in die Bauindustrie als in die Öfen“, sagt Ute Betrand. Den Holz verbrennen ist immer noch die klimaschädlichste Variante von allen.

Man dürfe den Holzverbrauch nicht zu sehr steigern, „weil der Wald dann als CO2-Senke verloren geht“, so Ute Betrand. Auch für die Artenvielfalt wäre das eine Katastrophe.

Der Bau mit Holz sollte in Maßen erfolgen. Und mit dem richtigen Material: „Wo kommt denn das Holz her? Stammt es aus naturnah bewirtschafteten Wäldern oder aus ausgeraubten Wäldern?“, sagt die „Robin Wood“-Sprecherin. Sie fordert in dem Zusammenhang unbedingt Herkunftsnachweise.

Und noch einen Vorschlag hat sie: Den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten. „Wenn man ein Öko-Projekt feiern will, dann kann man ja auch mal ein leerstehendes Gebäude sanieren anstatt ein neues zu bauen.“ (mit dpa)