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Hamburg: Impfzentrum-Chef macht klar, was Menschen ohne Impfung droht

Hamburg: Impfzentrum-Chef macht klar, was Menschen ohne Impfung droht

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Dirk Heinrich leitet das Impfzentrum in Hamburg. Foto: picture alliance/dpa

Es ist Endspurt in Hamburg. Bis zum 10. August bietet das Impfzentrum in den Messehallen noch Erstimpfungen an. Ende August macht es dicht. In Hamburg sind aktuell 64,5 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft, 51,5 Prozent vollständig. Zu wenig. Die Stadt versucht verzweifelt, mehr Menschen fürs Impfen zu gewinnen – am heutigen Freitag, 6. August, mit einer besonderen Aktion.

Bei der „Langen Nacht des Impfens“ in den Messehallen können sich Menschen aus Hamburg bis 22.30 Uhr ohne Termin gegen Corona impfen lassen. Musik gibt es auch. MOIN.DE hat mit dem ärztlichen Leiter des Hamburger Impfzentrums, Dirk Heinrich, über die Impfbereitschaft in der Stadt, Bratwürste und eine Impfpflicht gesprochen. Für alle Ungeimpften hat er eine klare Botschaft.

Hamburg: „Das ist viel zu wenig“

MOIN.DE: Herr Heinrich, wie ist die Lage im Hamburger Impfzentrum?

Dirk Heinrich: Inzwischen kann jeder aus Hamburg ohne Termin zu uns kommen. Wir haben jeden Tag rund 1.000 Spontanimpfungen und impfen täglich zwischen 2.000 und 3.000 Menschen. Das ist viel zu wenig. Unsere Kapazitäten sind viel größer. Wir könnten jeden Tag 11.000 Menschen impfen.

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Woran liegt es, dass nicht mehr Menschen kommen?

Es gibt einen Kern von zehn Prozent der Bevölkerung, die klare Impfgegner sind. Die sind nicht zu überzeugen. Aktuell sind 64 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger mindestens einmal geimpft. Rechnet man die Impfgegner, die Kinder und diejenigen raus, die sich nicht impfen lassen können, bleiben immer noch 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung.

Um die geht es. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sich dabei häufig um Menschen handelt, die nicht gut Deutsch sprechen, keinen Zugang zum Internet haben oder niemanden, der sie über die Impfungen aufgeklärt hat.

Wie können Sie diese Menschen erreichen?

Die mobilen Impfteams sind eine gute Lösung. Sie sind in bestimmten Stadtteilen unterwegs, in Einrichtungen und auch an Berufsschulen. Sie werden gut angenommen.

Was halten Sie von Anreizen fürs Impfen wie das Verteilen von Bratwurst?

Eine Bratwurst zu verteilen, finde ich in Ordnung. Wenn es hilft – warum nicht? Wir schaffen hier auch Anreize zum Beispiel mit unserer „Langen Nacht des Impfens“ am Freitag. Das Impfzentrum hat am 6. August bis 22.30 Uhr geöffnet.

Hamburgerinnen und Hamburger können sich auch dann ohne Termin impfen lassen. Es wird Musik geben vor den Messehallen. Mehr kann ich noch nicht verraten. Wovon ich hingegen nichts halte, sind Geldgeschenke fürs Impfen.

Warum nicht?

Weil das ungerecht ist für die, die sich bereits aus eigenem Antrieb heraus haben impfen lassen.

Welche Botschaft haben sie für diejenigen, die noch nicht geimpft sind?

Sie werden im nächsten halben Jahr an Corona erkranken. Durchmogeln gibt es nicht. Das Virus macht keine Ausnahmen. Nur eine vollständige Impfung schützt. Wir werden eine vierte Welle haben. Es wird aufgrund der Impfungen nicht so viele Krankenhausaufenthalte geben wie im letzten Jahr.

Aber die Fallzahlen werden im Herbst und Winter wieder deutlich steigen. Es trifft dann die Ungeimpften. Wer sich impfen lassen kann und es nicht tut, nimmt Corona mit all seinen möglichen Spätfolgen wie dem dauerhaften Riechverlust in Kauf.

Sind Sie für eine Impfpflicht?

Nein. Das ist ein zu großer Einschnitt in die Freiheit des Einzelnen.

Sollte das Impfzentrum noch länger bestehen?

Es ist in Ordnung, dass es Ende August abgebaut wird. Bis 10. August bieten wir hier noch Erstimpfungen an, danach nur noch Zweitimpfungen. Die Impfungen in Hamburg hören deshalb aber nicht auf. Die mobilen Impfteams und die Haus- und Fachärzte machen sehr gute Arbeit. Dort können sich Menschen weiterhin impfen lassen. Zusätzlich bieten 76 Kinderarztpraxen Impfungen für Jugendliche ab zwölf Jahren an und auch in vier Krankenhäusern werden Jugendliche geimpft.

Wenn Sie auf die Impfkampagne zurückblicken, was finden Sie besonders bemerkenswert?

Die Priorisierungen haben sehr gut funktioniert. Das war eine wichtige Entscheidung.

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Sie waren das ganze Jahr über extrem eingespannt im Impfzentrum. Da wird nach der Schließung einiges wegfallen. Wie geht es für Sie weiter?

Langeweile wird es ganz sicher nicht geben. Ich bin Hals-Nasen-Ohrenarzt in einer Gemeinschaftspraxen in Horn und Rahlstedt.

Meine Kolleginnen und Kollegen haben mich jetzt dort vertreten. Und dann habe ich ja noch ein paar Ämter, da haben meine Stellvertreter viel geleistet in der letzten Zeit. An Beschäftigung wird es mir also nicht mangeln.

Mehr Infos zu den Corona-Impfungen in Hamburg findest du >>> hier.