Einer der spektakulärsten und aufsehenerregendsten Prozesse in der jüngeren Geschichte Hamburgs ist am Dienstag (4. April) vorerst zu Ende gegangen: Das Landgericht Hamburg verurteilte ein Ehepaar, die einst zur Hamburger Society-Szene gehörten, wegen Anstiftung zum Mord. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass beide Angeklagten einen Auftragskiller im Darknet anheuern wollten, um einen Mann umbringen zu lassen.
Die letzten Monate waren nervenaufreibend, denn der Prozess zog sich immer wieder hin. Doch jetzt kam es am 19. Verhandlungstag am Dienstag (4. April) zu einem Urteilsspruch. Das Landgericht Hamburg verurteilte die Intim-Chirurgin Dr. Lotta N. (49) wegen versuchter Anstiftung zum Mord zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten. Ihr Ehemann, der Manager Thomas N., der am Tag der Urteilsverkündung seinen 52. Geburtstag „feierte“, muss für fünf Jahre und drei Monate in den Knast. Beide nahmen das Urteil äußerlich ruhig entgegen.
Hamburg: Einstiges Luxus-Paar muss in den Knast
Die Staatsanwaltschaft hatte für die Ärztin sieben Jahre und zehn Monate Haft gefordert, für ihren Mann sechs Jahre und acht Monate. Während Dr. Lotta N. im Laufe der Verhandlung die Tat einräumte, gab ihr Mann nichts zu. Das kam ihm bei der Strafbemessung nicht zugute, wie die zuständige Richterin bei ihrer Urteilsbegründung, die 95 Minuten lang dauerte, betonte. Andernfalls wäre er mit einer erheblich niedrigeren Strafe davon gekommen, sagte sie.
Urteil nach aufsehenerregendem Prozess
Der Fall stieß auf großes Interesse in der Öffentlichkeit. Denn es kommt nicht oft vor, dass ein beruflich, finanziell und gesellschaftlich so gut etabliertes und attraktives Akademiker-Paar wegen eines so abscheulichen Tatvorwurfs auf der Anklagebank in Hamburg sitzt. Dr. Lotta N. war früher Oberärztin im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) Hamburg, machte sich danach mit eigener Praxis in den gehobenen Hamburger Stadtteilen Harvestehude und am Rotherbaum selbständig und galt als Spezialistin für Korrekturen im Intimbereich. Thomas N. verdiente viel Geld als internationaler Top-Manager einer großen Firma.
Hamburg: Ehepaar führte toxische Beziehung
Das Paar hätte eigentlich ein sorgenfreies Leben führen können. Doch dafür hätten sich die beiden wahrscheinlich nie begegnen dürfen. Was im November 2020 als Liebe und Faszination für den anderen begann, mündete vor gut einem Jahr in einen teuflischen Plan, obwohl die kurze Ehe zunehmend stark konfliktbehaftet war. Eine toxische Beziehung. Als sie sich über eine Internet-Partnersuche kennen lernten, war er Witwer und zog seine beiden Kinder (9 und 5 Jahre) allein groß. Sie kam gerade aus einer stressigen Beziehung, die ein gemeinsames, kleines Kind hervorbrachte. Zudem hatte Lotta N. bereits einen erwachsenen Sohn aus einer früheren Verbindung. Beide träumten von einer harmonischen Patchwork-Familie. Das wollten sie offenbar mit Gewalt durchsetzen und dafür schien ihnen jedes Mittel recht.
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Hamburg: „Todesurteil“ erfolgte im Sommer 2021
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass beide Ehepartner den Ex-Freund von Dr. Lotta N. ermorden lassen wollten. Sie hatten über das Darknet versucht, einen Auftragskiller anzuheuern. Hintergrund war ein Sorgerechtsstreit um die sechsjährige Tochter der Ärztin und ihres Ex-Freundes. Der Sorgerechtsstreit ging laut Entscheid des Familiengerichts nicht zugunsten der Ärztin aus, die ihr Kind bei sich und ihrem neuen Mann in Stuttgart aufwachsen lassen wollte. Denn dorthin war das Paar von Hamburg umgezogen, nachdem Dr. Lotta N. wegen eines Bandscheibenvorfalls ihren Beruf vorerst nicht mehr uneingeschränkt ausüben konnte und Thomas N. dort ein gutes Job-Angebot bekommen hatte. Doch der Ex-Lebensgefährte wollte die Kleine in Hamburg aufziehen und bekam im Juni 2021 vor Gericht recht – sein „Todesurteil“.
Suche nach Auftragskiller im Darknet
Getrieben von dem Gedanken, den Ex beseitigen zu lassen, gingen die Eheleute erstaunlich unvorsichtig vor und wurden dabei erwischt. Das Paar hatte unter dem Pseudonym „Eppentown67“ auf der Website im Darknet nach einem Auftragsmörder gesucht und schon mal 15.000 US-Dollar in Bitcoins eingezahlt. Doch es handelte sich um eine Betrugsmasche des Internet-Anbieters, der das Portal unter dem Namen „Killerservices“ betrieb und das Geld ohne „Gegenleistung“ einkassierte. Enttäuscht veröffentlichte das Paar daraufhin ein Lichtbild und die Wohnanschrift des vermeintlichen Opfers im Netz, um so doch noch einen Killer zu akquirieren. Um die Dringlichkeit zu untermauern wurde fälschlicherweise behauptet, dass sexueller Kindesmissbrauch im Spiel sei.
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Doch das FBI, die zentrale Sicherheitsbehörde der USA, beobachtete die Aktionen und informierte die Ermittlungsbehörden in Hamburg. Die reagierten schnell, stellten den Ex-Freund der Ärztin sofort unter Polizeischutz und verhaftete das kriminelle Ehepaar am 17. Juni 2022. Wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass die Verurteilten einen lästigen Menschen einfach beseitigen lassen wollten, wurde bei der Urteilsbegründung deutlich.
Hamburg: Richterin findet deutliche Worte
Die Richterin sah dies in den Charakteren des Ehepaares begründet. Sie betonte, keiner der beiden Angeklagten hätte auf das Gericht einen guten Eindruck gemacht. Beide wären unehrlich und manipulativ. Anstatt reinen Tisch zu machen, hätten sie dem Gericht viel Theater geboten. Dr. Lotta N. hatte versucht, sich als angeblich traumatisiert und psychisch völlig desolat zu präsentieren, anstatt sich mit ihrer Tat auseinanderzusetzen. Thomas N. hat sich als komplett unschuldig dargestellt. Dabei hätte es bei den Aussagen eine große Reihe an Unstimmigkeiten gegeben.
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Angeklagte tauschte sich mit Ex-Freund aus
Das Gericht sah Lotta N. die treibende Kraft des Tötungsvorhabens und ihren Mann als denjenigen, der den Killer-Lohn bereitstellte und das technische Knowhow hatte, um die Suchaktionen im Darknet auszuführen und die digitalen Spuren zu verwischen. Der Mord sollte wie ein Unfall oder ein Raub aussehen und an einem bestimmten Tag erfolgen. Als das nicht klappte, hatte Dr. Lotta N. sogar mit einem anderen Ex-Liebhaber, der als Zeuge aussagte, über Tötungsmethoden gesprochen, zum Beispiel „mit einer Axt auf den Kopf hauen“ oder durch „Verabreichen chemischer, giftiger Substanzen“. Sie hatte sogar über Schusswaffen im Internet recherchiert und über die Möglichkeiten von Strafminimierung, sollte sie auffliegen.
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Hamburg: Nebenkläger ist unzufrieden
Nach dem Prozess kündigten die Anwälte von Thomas N. an, in Revision gehen zu wollen. Claudia Krüger, die Anwältin des Beinahe-Opfers und Ex-Freund von Lotta N., der als Nebenkläger auftrat, war mit dem Urteil nicht zufrieden. „Die Frau hinterlässt verbrannte Erde und hat zwei Familien zerstört. Mein Mandant hätte sich gewünscht, dass das Strafmaß höher ausfällt, weil er aufgrund des Unehrlichen und Manipulativen Angst davor hat, dass beide weitermachen, wenn sie aus der Haft entlassen werden. Das macht ihm wahnsinnige Angst, besonders im Hinblick auf die gemeinsame Tochter.“