Veröffentlicht inHamburg

Hamburg: 22-Jähriger verliert Job, weil er nicht zur Arbeit kam – er fürchtete gerade um sein Leben

Hamburg: 22-Jähriger verliert Job, weil er nicht zur Arbeit kam – er fürchtete gerade um sein Leben

Hamburg Tankstelle Afghanistan.png
Ein junger Afghane hat in Hamburg seinen Job verloren, während er in Kabul festsitzt (Symbolbild). Foto: IMAGO / Rupert Oberhäuser / Xinhua

Es ist ein ungeheuerlicher Vorfall, den ein junger Mann aus Afghanistan kürzlich erleben musste. 2015 war er über mehrere Länder nach Deutschland und schließlich nach Hamburg geflohen. Hier machte er eine Ausbildung und fand schließlich einen festen Job bei einer Tankstelle in Billstedt.

Doch wie sich sein Arbeitgeber gegenüber dem jungen Mann nun verhalten hat, macht fassungslos. Während der 22-Jährige in Kabul um sein Leben fürchten muss, wurde ihm aus Hamburg gekündigt.

Hamburg: Kündigung per Whatsapp

Die „Bild“-Zeitung hat den Mann in Kabul getroffen. Er spricht nach sieben Jahren perfektes Deutsch, hat einen Aufenthaltstitel und eine Wohnung in der Hansestadt. Weil seine Eltern jedoch schwer an Corona erkrankten, machte sich der Einzelhandelskaufmann Ende Juli mit dem Flugzeug auf den Weg nach Afghanistan, um ihnen dort beiseite zu stehen.

+++ Hamburg: Barbesitzer sorgt sich jeden Morgen, ob sein Lokal noch steht – oder ob es jemand in die Luft gesprengt hat +++

Aber dann brachen erneut Terror und Chaos über seine Heimat herein. Die Taliban eroberten binnen kürzester Zeit weite Teile des Landes, sowie die Hauptstadt, in der der junge Afghane sich nun versteckt hält. Er habe zwar versucht, eine der Evakuierungsmaschinen zu erreichen, doch als neben ihm eine Frau und zwei Kinder erschossen wurden, zog er sich aus Angst um sein Leben wieder zurück in die Wohnung.

Mehr als einen Monat später sitzt der Mann immer noch in Kabul fest. Und als wäre das nicht genug, ereilte ihn nun auch noch seine Kündigung. Per Whatsapp-Chat überbrachte ihm sein Arbeitgeber die Nachricht. „Wir bedauern diese Entscheidung sehr, bedanken uns für Ihre Arbeit und wünschen Ihnen für Ihre berufliche Zukunft alles Gute“, zitiert die „Bild“ aus der Kündigung.

Einen konkreten Grund gab es dafür nicht. Der ehemalige Angestellte vermutet, dass ein vorheriger krankheitsbedingter Ausfall schuld sei. Nun solle er sich innerhalb von drei Tagen bei der Agentur für Arbeit melden.

+++ Hamburg: Menschen schauen auf die Elbe und können nicht glauben, was sie sehen – „Hoffentlich passiert ihr nichts“ +++

—————

Daten und Fakten über Hamburg:

  • Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
  • Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
  • Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
  • Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
  • Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
  • International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.

—————

Hamburger in Kabul: In ständiger Angst vor den Taliban

Doch der junge Mann steckt bis auf Weiteres in Kabul fest. Wegen seines Aufenthaltstitels aus Deutschland fürchtet er die Rache der Taliban und bangt um das Leben seiner drei Schwestern, die zwangsverheiratetet werden könnten. „Ich bin traurig, ich habe meinen Job verloren, wurde nicht bezahlt, habe Angst, meine Wohnung in Hamburg zu verlieren.“

Wie er zurück nach Hamburg kommen soll, weiß er nicht. Er habe oft nächtelang ohne Pause hinter der Kasse der Tankstelle gestanden und gearbeitet.

—————

Mehr News aus Hamburg:

—————

Dem Arbeitgeber war laut Aussage des Unternehmens nicht klar, dass der junge Mitarbeiter aktuell in Afghanistan festsitzt.

Das Unternehmen äußerte sich zu dem Fall wie folgt: „Herr R. beschäftigt viele Mitarbeiter unterschiedlicher Nationalitäten und hat die Kündigung während der Probezeit für fundierte Gründe eingereicht, ohne zu wissen, dass sein Mitarbeiter in Afghanistan war. So wie viele Kollegen sind wir über die Ereignisse in Kabul erschüttert.“ (mik)