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Hamburg: Diakonie schlägt Alarm! Immer mehr Menschen vereinsamen – „Besorgniserregend“

17.000 Hamburger suchten 2024 schon Hilfe bei der Telefonseelsorge – die Verunsicherung und Einsamkeit in der Stadt wächst. Was steckt wirklich dahinter?

© IMAGO / Steinach

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Bereits 17.ooo Menschen haben 2024 die Telefonseelsorge der Diakonie in Hamburg in Anspruch genommen.

Viele Menschen in Hamburg sind verunsichert und einsam. Was steckt dahinter?

Hamburg: „Besorgniserregend“

„Das Angebot der Telefon-Seelsorge wird deutlich häufiger in Anspruch genommen, sodass wir manchmal an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen. Das finde ich besorgniserregend“, sagte die Leiterin der Telefon-Seelsorge, Babette Glöckner, der Deutschen Presse-Agentur. Der Bedarf sei das ganze Jahr hoch – doch in der Weihnachtszeit ist das Thema noch präsenter.

„In der Weihnachtszeit rückt die eigene Bedürftigkeit manchmal stärker in den Mittelpunkt. Einsamkeit und die Sehnsucht nach tragfähigen Beziehungen werden dann stärker empfunden“, sagte die Pastorin. Doch woran liegt der hohe Anspruch der Telefon-Seelsorge? Glöckner vermutet, dass viele Menschen im Alltag nur noch schwer Ansprechpartner für ihre Probleme finden.

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Hamburg: Telefon-Seelsorge bietet Verschwiegenheit und Anonymität

„Die Menschen, die bei uns anrufen, sind oft verängstigt, verunsichert und einsam. Der Raum der Verschwiegenheit und Anonymität, den sie bei der Telefon-Seelsorge finden, wird für sie immer attraktiver“, sagte Glöckner. Doch auch die Familie oder der Beruf können Auslöser sein.

Viele Anruferinnen und Anrufer fühlten einen stark wachsenden Druck – familiär und beruflich. „Die Menschen klagen über eine massive Verdichtung der Arbeit. Andere schildern finanzielle Not, zum Beispiel durch Langzeitarbeitslosigkeit. Auch schwere körperliche und psychische Erkrankungen nehmen viel Raum in den Gesprächen ein“, sagte die Pastorin.


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Ihrer Meinung nach sei das größte Problem die zunehmende Vereinzelung in der Gesellschaft. „Viele unserer Anruferinnen und Anrufer haben durch mangelnde Kontakte eine große Unsicherheit und Angst im Umgang mit ihren Mitmenschen entwickelt“, sagte Glöckner. „Außerdem beobachten wir, dass starke Gefühle wie Kränkung, Wut oder Scham immer schwerer angemessen kommuniziert werden – auch gegenüber unseren Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Die Reizschwelle der Menschen sinkt, Wut wird ungefiltert rausgelassen.“

Manchmal reiche eine kleine Nachfrage am Telefon, um eine Welle von Beschimpfungen auszulösen. Oder man lege einfach auf. „Ich glaube, dass die Beziehungsfähigkeit insgesamt abnimmt. Es fällt den Menschen schwer, in einen konstruktiven Dialog zu treten.“ (mit dpa)

Wer die Telefon-Seelsorge der Diakonie Hamburg in Anspruch nehmen möchte, kann rund um die Uhr, gebührenfrei und anonym die 0800 / 111 0 111 wählen.