Es wurde sich monatelang darauf gefreut, Geld gespart, es wurden Listen erstellt, Fahrgemeinschaften geplant und Treffen vereinbart. Alles für ein Event, das Einkaufsgelegenheit mit Schnäppchen bietet, einen Ort für Inspiration, Beratung und natürlich zum Lernen und Zusammenkommen: die „HansePferd“-Messe in Hamburg.
Ein wahres Highlight, das in der Reiterszene im Norden hohes Ansehen genießt und auf das immer wieder hingefiebert wurde. Bis jetzt. Denn das beliebte Event in Hamburg ist nicht mehr als eine schöne Erinnerung: Die Veranstalter ziehen einen endgültigen Schlussstrich. MOIN.de hakte nach und stieß auf heftige Emotionen!
Hamburg: Ende im Gelände – und in der Messehalle
Sie sei immer „eine ganz besonders emotionale Messe“ mit einer großen Community gewesen, sagt Unternehmenssprecher des Ausrichters Hamburg Messe und Congress GmbH, Karsten Broockmann im Gespräch mit MOIN.de. Wie emotional sie in der Vergangenheit wirklich war, machen die Fans jetzt auch deutlich…
Seit 1987 fand die beliebte Veranstaltung im Zweijahrestakt in Hamburg statt. Insgesamt öffnete die HansePferd 17 Mal in Hamburg ihre Tore (mit Ausnahme der Jahre 2020 und 2022 aufgrund der Corona-Pandemie). Trotz dieser langen Tradition ist jetzt für alle Zeiten Schluss damit.
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17 Mal ging es gut, jetzt nicht mehr. Der Grund: Aus Unternehmersicht mache es schlichtweg keinen Sinn und sei nicht wirtschaftlich profitabel, die Messe weiterzuführen und gleichzeitig den eigenen Anspruch zu erfüllen, heißt es von Veranstalterseite. Die anfallenden Kosten im nötigen Maße anzuheben und an die Aussteller und Besucher weiterzugeben, sei auch nicht vertretbar. „Für uns war es keine Option, eine qualitativ weniger werte Veranstaltung anzubieten“, sagt Broockmann zu MOIN.de.
Allein das Angebot von Lernangeboten vor Ort erfordere laut Veranstalter eine aufwendige Infrastruktur und entsprechendes Personal, heißt es. Dazu die Unterbringung von Tieren vor Ort.
Hamburg: Fans der Messe sind außer sich
„Wir wissen, dass die HansePferd viele Fans hat, die diese Entscheidung bedauern
werden. Aber wir haben gegenüber der Stadt und ihren und Bürgern auch
die Verpflichtung, verantwortungsvoll zu wirtschaften“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung, Bernd Aufderheide, in einer Mitteilung.
Und es stimmt, die Pferdesportmesse hat eine Menge Fans. Stand 1. November sind es rund 28.500 Menschen, die der Facebook-Seite der Veranstaltung ein „Gefällt mir“ hinterließen. Auf der letzten HansePferd-Messe im Jahr 2018 waren in drei Tagen rund 50.000 Besucher und 470 Aussteller auf dem Event in Hamburg – und die Fans melden sich jetzt lautstark zu Wort.
Fans der Hamburger Messe sind fassungslos
Im Netz folgt nach der Neuigkeit eine Hasstirade der Fans. Verständnis zeigen sie in den Kommentaren kaum. Neben vielen Kommentaren, die die Entscheidung schlichtweg „schade“ finden, kommt vor allem Wut zum Vorschein.
„Weltstadt Hamburg – ein Armutszeugnis, ganz ehrlich“, heißt es in einem Kommentar. An anderer Stelle wird sogar noch weiter hochgeschraubt: „Ein Armutszeugnis für den Norden, in dem sich Schleswig-Holstein und Niedersachsen als Pferdeland betiteln und außer der Pferd und Jagd in Hannover nicht einmal eine Pferdemesse leisten.“
Es wird sich gefragt, warum Süddeutschland so gut standhalten kann, während die Hamburger Messe wegbricht. Bislang ist das noch so, doch der Hamburger Veranstalter zieht auch zu einem verhältnismäßig frühen Zeitpunkt einen Schlussstrich.
Während für das Event, das im April 2024 hätte stattfinden sollen, ausfällt, finden Reitsportmessen in anderen Städten Deutschlands in den nächsten Wochen statt. Bedeutet: Man darf auch davon ausgehen, dass die Energiekrise und gestiegene Kosten für andere Veranstalter erst in der Endphase der Planung aufkamen. Ein Zurückrudern ist dann meistens kaum sinnvoll und machbar.
Der Hamburger Veranstalter konnte hingegen schon mehr errechnen, abwägen und die Wirtschaftlichkeit im Hinblick der preislichen Veränderungen mit einbeziehen und perspektivisch einordnen. Es könnte also auch möglich sein, dass die HansePferd mit ihrer Absage in diesem Zuge nur den Anfang setzt.
Steht die Hamburger Messewelt am Endpunkt?
Auch wenn es auf dem ersten Blick mutmaßlich eine Menge Anhänger für die HansePferd-Messe gibt, ist die Konkurrenz – die Online-Welt – groß. Zumal sie in den vergangenen Jahren, in denen die Corona-Pandemie zu Absagen und teilweise auch Umdenken führte, nochmal an Wichtigkeit gewann.
Karsten Broockmann betont gegenüber MOIN.de, dass die Zukunft der Messen ganz individuell sei. Auch in der Vergangenheit seien Messen eingestellt, verkauft oder über eine Art Leasing abgegeben worden, während andere Modelle und Thematiken wiederum erst an den Start kamen.
Darunter zählt zum Beispiel die „Polaris Convention“, eine Community-Convention in der Gaming-Szene, die erst vor wenigen Tagen ihre Premiere feierte. Mitte Oktober fand außerdem zum zweiten Mal die „Photopia“-Messe statt, die den Veranstaltern mit einem innovativen Live-Format „eine durchweg positive Bilanz“ brachte.
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Neben der „Pferd & Jagd“, die vom 8. bis zum 11. Dezember in Hannover stattfindet, können die Norddeutschen sich auch auf die „Nordpferd“, die größte Pferdemesse Schleswig-Holsteins, freuen. Vom 21. bis zum 24. April 2023 findet sie in Neumünster statt.
Die vergangenen Jahre konnten die Reiter im Norden die „Hansepferd“ und „Nordpferd“ im Wechsel besuchen und hatten jedes Jahr eine Messe vor der Tür. Jetzt müssen sie sich wohl entweder länger gedulden oder sich Tickets für südlichere Messen ergattern und entsprechend einen weiteren Weg auf sich nehmen. Die Enttäuschung bleibt.