Schon vor ein paar Wochen zog Steffen Henssler mit einem Wut-Posting auf Facebook ordentlich vom Fell (MOIN.DE berichtete). Ziel seiner Attacke: die Corona-Maßnahmen. Seine Fans zeigten sich daraufhin gespalten. Die einen entfolgten dem TV-Koch und waren enttäuscht von seinen Äußerungen, andere unterstützten den TV-Koch.
Zuletzt hat der Hamburger in einem Podcast nochmal nachgelegt. Doch wie viel ist überhaupt dran an den Corona-Aussagen von Steffen Henssler? MOIN.DE hat das nachgeprüft.
Steffen Henssler über Corona und die Gastronomie
Zu Gast war der Henssler im BB Radio im Mitternachtstalk-Podcast – und natürlich ging es auch da um die Themen Corona und Gastronomie. Die würde Steffen Henssler nämlich gerne trotz hoher Infektionszahlen offen sehen, auch im Innenbereich, da es gute Hygienekonzepte gebe. Eine seiner Aussagen im BB Radio lautete:
„Es hat noch nie einer bewiesen, dass Restaurants Infektionstreiber sind.“
Da bislang nur bei einer geringen Menge an Infektionen klar wird, woher sie stammen, ist dies zunächst einmal nicht falsch. Beim Großteil der Infektionen können sich weder die Menschen selbst noch die Gesundheitsämter erklären, woher sie stammen.
Dass Restaurants Infektionstreiber sind, ist in der Tat bislang nicht hinlänglich belegt und darauf verweisen Gastronomen deutschlandweit immer wieder. Allerdings ist auch das Gegenteil nicht belegt. Was eher dafür spricht, dass sich Infektionen in Restaurants verbreiten, ist die Tatsache, dass Gäste sich dort in einem Innenbereich befinden, viel gesprochen wird und das die meiste Zeit ohne Maske. Die Fluktuation ist hoch.
Steffen Henssler: Zu diesen Ergebnissen kommt das Robert Koch-Institut
Das Robert-Koch-Institut analysierte die Infektionsgefahr in Bereichen des öffentlichen Lebens und kam zu dem Schluss, dass die Gefahr in der Gastronomie moderat sei, in Bars und Clubs „hoch“ und im Einzelhandel „niedrig“. Allgemein sei die Ansteckungsgefahr in Innenräumen um ein Vielfaches höher als im Außenbereich.
In einem Restaurant mit 50 Prozent Belegung soll der R-Wert laut einer Studie des Hermann-Rietschel-Instituts 2,3 betragen. Die Gefahr, sich dort über Aerosolpartikel anzustecken, ist damit mehr als doppelt so hoch wie beim Einkaufen mit Maske (R-Wert 1,0).
Steffen Henssler: Junge Menschen ab ins Restaurant?
Auch eine weitere Aussage von Steffen Henssler ist nicht leicht zu differenzieren, so sagte er:
„Wenn es genug Menschen gibt, die sagen, pass‘ auf ich bin jung frisch ich trau mir zu ins Restaurant zu gehen, hab‘ auch nicht so viel Angst und so, warum sollen diejenigen nicht Essen gehen.“
Gründe, warum man trotzdem nicht essen gehen sollte, gibt es mehrere. Wie oben erklärt, ist die Infektionsgefahr im Restaurant nicht hinlänglich nachgewiesen. Aber es gibt verstärkte Hinweise darauf, dass es dort ein erhöhtes Infektionsrisiko gibt.
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Das ist Steffen Henssler:
- Steffen Henssler wurde am 27. September 1972 in Neuenbürg im Schwarzwald geboren
- Steffen Henssler ist nicht nur Koch, sondern auch Kochbuchautor, Fernsehkoch und Entertainer
- 2001 eröffnete Steffen Henssler zusammen mit seinem Vater sein erstes Restaurant in Hamburg
- Insgesamt vier Restaurants leitet Steffen Henssler in Hamburg
- Aktuelle TV-Shows: „Grill den Henssler“ (seit 2019 auf VOX) und „Hensslers Countdown – Kochen am Limit“ (seit 2020 auf RTL)
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Wer jung und frisch ist, bei dem ist die Gefahr an einer Corona-Infektion zu sterben ziemlich niedrig, das belegen die Totenzahlen. Aber: auch Todesfälle unter jungen Menschen kommen vor. Ab einem Alter von 50 Jahren steigt das Risiko dann deutlich.
Steffen Henssler tat sich mit Aussage keinen Gefallen
Oft vergessen wird zudem die Gefahr, an Long-Covid-Folgen zu leiden. Für betroffene junge Menschen wirke dies wie ein „Krankheits-Tsunami“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kürzlich. Bis zu zehn Prozent der Erkrankten in der Altersgruppe 30 bis 50 können laut neueren Studien für längere Zeit bleibende Schäden davontragen.
+++ „Rote Rosen“-Macher teilen Set-Foto – dieses Detail wirft Fragen auf +++
Bislang gebe es für dieses Erschöpfungssyndrom keine Behandlungsmöglichkeit, so Lauterbach. Werden also Gastronomie und andere Bereiche geöffnet und man ließe die Pandemie unter jüngeren Menschen laufen, hätte das möglicherweise auch Tausende Langzeit-Kranke zur Folge. Und die älteren müssten sich noch mehr isolieren, weil überall in öffentlichen Bereichen von jüngeren Menschen eine Gefahr ausginge.
Deswegen, und auch wegen der hohen Sterblickeitsrate bei Menschen über 50 Jahren, tat sich Steffen Henssler mit seiner Aussage auf Facebook vor einem Monat keinen Gefallen:
„Es gibt im Moment 159.300 aktive Coronafälle in Deutschland. Das sind 0,19 Prozent der Gesamtbevölkerung. Heißt ja, nach offiziellen Zahlen, haben 99,81 Prozent nichts.“
Denn auch wenige Hunderttausende Fälle sorgen für viele Tote und Langzeit-Erkrankte.
Steffen Henssler genervt von Durchhalteparolen
Völlig verständlich erscheint, dass Steffen Henssler, wie viele andere Menschen auch, genervt ist von der Kommunikation seitens der Politik. So beschwerte er sich im Podcast:
„Aber immer zu sagen nee, nee das ist ein Marathon und das sind die letzten Kilometer, immer dieses Gesappel, diese Bildsprache, die sie bemächtigen.“
Schon vor dem letzten Oster-Fest sagte Angela Merkel, „Wir müssen noch durchhalten“. Knapp ein Jahr später hat sich nicht viel geändert. Es würden noch drei, vier harte Monate auf uns zukommen, sagte sie zuletzt. Ähnliche Durchhalteparolen finden sich überall in der Politik.
Steffen Henssler: Durchimpfung ist einzige Option
Ob das die richtige Art und Weise der Kommunikation ist, sei dahingestellt. Dass viele solche Aussagen nicht mehr hören können, ist wohl verständlich.
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Allerdings gibt es im Kern auch keine andere Möglichkeit, als abzuwarten, bis ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist, sofern man Menschen vor dem Tod und schweren Erkrankungen schützen will. Vorwerfen kann man der Politik sicherlich, dass sie sich nicht früh genug um die Massen-Produktion und Bestellung von Impfstoffen gekümmert hat.
So bitter es ist, es werden noch ein paar Monate vergehen, bis der Marathon und die letzten Kilometer beendet sind. So lange das Virus grassiert und es keine Durchimpfung gibt, könnte es theoretisch auch noch jahrelang viele Menschen befallen. Das Gleiche gilt leider auch für den Fall, sollte eine Mutation auftreten, gegen die die Impfstoffe nicht wirksam sind.