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Tierpark Hagenbeck: Heftige Vorwürfe! Können Besucher noch guten Gewissens in den Zoo gehen?

Schwere Vorwürfe gegen den Tierpark Hagenbeck in Hamburg: Eine Tierschutzorganisation lässt gerade an dem Hamburger Zoo kein gutes Haar.

© IMAGO / Lobeca

Hagenbeck: Fünf Fakten über Hamburgs berühmten Tierpark

Wir zeigen fünf Fakten über ein echtes Hamburger Original: den Tierpark Hagenbeck.

Zoos wie der Tierpark Hagenbeck in Hamburg sind eine der beliebtesten Ausflugsziele für Familien und Co. Vielen ist es nicht bewusst, andere verdrängen es lieber: Die Haltung von Tieren in Zoos ist teilweise mehr als grenzwertig. Zuletzt gab es beim Tierpark Hagenbeck großen Trubel um die Elefantendame Lai Sinh, die deutliche Verhaltensstörungen aufzeigt – mutmaßlich als Folge von Gefangenschaft (wir berichteten). Doch das ist bei weitem nicht der schlimmste Vorwurf…

Eine Biologin der Tierschutzorganisation Peta bezeichnet den Tierpark Hagenbeck als „einen der schlimmsten in Deutschland“. Kann man überhaupt noch guten Gewissens einen Zoo, wie den Tierpark Hagenbeck, besuchen?

Krasse Vorwürfe an den Tierpark Hagenbeck

Die Voraussetzungen in Zoos sind ganz unterschiedlich: Einige bieten viel natürlichen Raum für ihre tierischen Bewohner, damit die Tiere ein bestmögliches Leben führen können.

Einige Arten sind vom Aussterben bedroht und sind in Zoos besser aufgehoben – so argumentieren nicht nur Zoo-Liebhaber. Aber die Zustände der Tierhaltung in vielen Zoos ist „ethisch nicht zu rechtfertigen“, wie Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin und Biologin für die Tierschutzorganisation Peta, deutlich sagt.

Besonders der Tierpark Hagenbeck sei hier alles andere als ein Vorzeigebeispiel. Im Gespräch mit MOIN.DE werden eine Menge kritischer Punkte aufgegriffen, die im Tierpark Hagenbeck gänzlich schief laufen würden.

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Tierpark Hagenbeck: Schlechte Haltungsbedingungen für Tiere

„Das Großkatzengehege ist sehr sehr klein und veraltet“, beginnt Dr. Würz auf Nachfrage hin aufzuzählen. Und diesen Tieren ginge es verhältnismäßig sogar noch besser. Besonders leiden unter der Gefangenschaft die Menschenaffen, die Eisbären und Elefanten.

Letzteres wurde erst durch die Vorwürfe rund um die Elefantendame Lai Sinh präsent. Das Tier zeigt Auffälligkeiten, die laut Experten und Expertinnen ein deutliches Zeichen für „seelisches Leid“ verdeutlichen. Der Tierpark Hagenbeck kontert die Vorwürfe mit den Worten: „Die Asiatische Elefantenkuh fühlt sich wohl bei Hagenbeck.“

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Doch das Verhalten spricht für sich. Laut Hagenbecks Tierpark sei es bei Lai Sinh „wahrscheinlich auf frühere Erfahrungen im Kindesalter“ zurückführen. Aber sie ist nicht die einzige. „Das trifft leider auf die Mehrheit der Elefanten im Zoo auf“, erklärt Würz MOIN.DE. Und dieses Tier ist nicht das einzige, bei dem seelisches Leid nach außen hin erkennbar ist.

Auch bei den Eisbären und Walrossen seien schon Verhaltensstörungen und Stereotypen aufgefallen, wie Peta mitteilt. Hin- und Herlaufen im Gehege beziehungsweise im Fall des Walrosses auf- und abschwimmen seien deutliche Anzeichen dafür.

Von derlei Auffälligkeiten liegen der Tierschutzorganisation mehrere Bild- und Videoaufnahmen vor. Unter anderem von einem der Walrosse im Tierpark Hagenbeck. Dabei schwimmt das Walross sogar gegen eine Scheibe.

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Tierpark Hagenbeck: Menschenaffen in Gefangenschaft

Menschenaffen würden ebenfalls in Gefangenschaft extrem leiden – wie etwa Gorillas, Orang-Utans, Schimpansen und Bonobos. Im Tierpark Hagenbeck leben neun Orang-Utans, die nach Peta-Angaben permanent eingesperrt sein sollen. Es gebe nicht einmal ein richtiges Außengehege, sondern lediglich ein Kuppeldach, das bei gutem Wetter geöffnet wird, erklärt uns Peta-Tierschützerin Würz.

2004 wurde das Orang-Utan-Haus mit 500 Quadratmetern eröffnet. Das Streifgebiet eines Sumatra-Orang-Utans in der Natur belaufe sich dagegen auf acht bis 15 Quadratmeter. 2008 ertrank eine 10-jährige Orang-Utan-Dame bei dem Versuch ein Brötchen aus dem Wassergraben des Geheges zu holen. Ein Fütterungsverbot hielt die Besucher auch danach nicht davon ab, Essen in und über den Graben zu werfen.

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Tierpark Hagenbeck setzt auf schöne Kulissen

Insgesamt sei der Tierpark Hagenbeck ein Vorreiter in Sachen Erlebniswelt. Aber das auf Kosten der Tiere? Der Vorwurf: Anstatt in bessere Gehege und optimalere Tierbedingungen zu investieren, werde fleißig die schöne Kulisse ausgebaut.

So wurde im Tierpark Hagenbeck beispielsweise rund um die Pinguine ein „Eismeer“ geschaffen. Eine Kulisse voll mit Fakten rund um Pinguine und in Form einer Eiswelt. „Das mag schön wirken für das Publikum“, meint die Peta-Fachreferentin im Gespräch mit MOIN.DE, doch den Tieren bringe die beeindruckenden Kulissen rein gar nichts.

Laut eigenen Angaben auf der Webseite würde das Eismeer mit „punktuell bis minus acht Grad Celsius“ und einem „750 Meter langen Rundweg“ punkten können. Die antarktische Pinguin-Anlage“ sei ein „weltweit einzigartiges Konzept“. 14 Über- und Unterwasser-Einsichtsscheiben bieten den Besuchern einen guten Blick auf Königs-, Esels- und Humboldt-Pinguine und andere Tiere.


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Pinguin panisch mitten im Besucherraum

Unerwartet „Hautnah miterleben“ konnten die Zoo-Besucher die Pinguine tatsächlich schon: Erst im August 2022 kam es zu einem heftigen Vorfall mitten im Eismeer: Ein Eselspinguin entkam aus dem Gehege und lief minutenlang orientierungslos durch das Publikum.

Augenzeugen filmten die Szenen, entsprechendes Videomaterial liegt Peta vor. Die Glaswände, die den Besucherdurchgang von den Pinguinen trennen, sind nach Einschätzung der Tierschützer ziemlich niedrig und direkt mit Kunstfels-Säulen verbunden. Schaulustige können also nah an die Tiere rankommen, sogar ein Selfie mit den Pinguinen machen. Laut Tierschutzorganisation seien die Tiere sogar nur eine Armlänge weit von den Menschen entfernt, daher sei es Besuchern sogar möglich, die Tiere zu berühren.

„Die niedrige Absperrung des Pinguingeheges zum Besuchergang ist extrem fahrlässig und gefährdet die Tiere“, meint Dr. Yvonne Würz dazu. Pinguine haben einen hohen Anspruch an ihren Lebensraum und kommen in deutschen Zoos nicht gut zurecht, heißt es von Experten.

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Zoo-Besuch mit gutem Gewissen?

Auf eine umfangreiche Anfrage von MOIN.DE auf die Peta-Kritik hin hat der Tierpark Hagenbeck bislang reagiert.

Die Tierschutzorganisation Peta lehnt Zoo-Haltung grundsätzlich ab und appelliert, sie abzuschaffen beziehungsweise umzuorientieren. Ein Ansatz wäre nach Peta-Angaben, die Zoos zu Auffangstationen für Tiere umzubauen, die nicht so leicht wieder ausgewildert werden können. Letztlich sollten die Informationen für Besucher und nicht die zur Schaustellung von Tieren im Vordergrund stehen, argumentiert Peta.