Aktuell gibt es großen Wirbel um die Arbeitsbedingungen an Bord der Aida und „Mein Schiff“. Mehrere Ex-Mitarbeiter ließen kein gutes Haar an den Reedereien und erhoben schwere Vorwürfe gegen die Arbeit auf den Kreuzfahrt-Schiffen.
Manche von ihnen beschrieben die Arbeit an Bord sogar mit „moderner Sklavenarbeit“, weil sie das Gefühl hatten, dass sie auf dem Schiff nur existierten, um zu arbeiten (wir berichteten). Doch inwiefern wirken sich die Arbeitsbedingungen auf die Urlauber und auf die Preise aus? Ein Kreuzfahrt-Experte ordnet ein.
Aida und „Mein Schiff“: Wird der Urlaub teurer
Während viele Crew-Mitglieder die Gehälter an Bord von Aida und „Mein Schiff“ kritisieren, gibt es ebenfalls Mitarbeiter, die mit ihren Löhnen und mit den aktuellen Arbeitsbedingungen zufrieden sind. Letzteres betonte TUI Cruises in einer Stellungnahme an unsere Redaktion.
Es ist unter Kreuzfahrt-Gästen offenbar bekannt, dass viele Crew-Mitglieder aus den Philippinen und aus Entwicklungsländern stammen. Nicht selten sprechen sie fließend englisch und gehen nach einhelliger Meinung vieler Beobachter gut mit den Gästen um. Außerdem legen sie eine große Bescheidenheit an den Tag, wodurch sie oft sehr beliebt unter den Kreuzfahrt-Gästen sind.
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Aida und „Mein Schiff“ ernten Kritik
Außerdem sollen die Mitarbeiter aus Entwicklungsländern für „wenig Geld viel arbeiten“, weil „sie Essen und Aufenthalt an Bord bekommen und dadurch ihre Gehälter sparen und große Teile davon an die Familie in der Heimat schicken.“ Ebenso ist die jeweilige Landeswährung in diesen Ländern nicht der Euro, weswegen die aktuellen Löhne bei Aida und bei „Mein Schiff“ für sie „gutes Geld“ seien.
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Prof. Dr. Alexis Papathanassis, Professor für den Studiengang Cruise Management an der Hochschule Bremerhaven, sieht diese Lösung nicht als nachhaltig und fordert die Reedereien auf, die Arbeit an Bord „attraktiver zu machen.“
„Solange die Reedereien Mitarbeiter finden, die diese Bedingungen akzeptieren, werden sie auch weiterhin diese Löhne zahlen. Aber eines Tages werden die Reedereien nicht mehr in der Lage sein, hochqualifizierte Dienstleister zu finden, und dann werden sie die Löhne und Arbeitsbedingungen verbessern“, sagt Prof. Dr. Alexis Papathanassis gegenüber MOIN.DE.
Aida und „Mein Schiff“ müssen nachbessern
Auch Mitarbeiter aus Entwicklungsländern würden künftig mehr verlangen. „Was vor zehn Jahren als ordentliches Gehalt auf den Philippinen galt, ist heutzutage nicht mehr so attraktiv. Die Reedereien müssen langfristig denken. Die Entwicklungsländer entwickeln sich weiter und mit der Zeit werden die Seeleute von dort auch nicht mehr bereit sein, für wenig Geld zu arbeiten“, offenbart Prof. Dr. Alexis Papathanassis.
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Die Reedereien würden unter Personalmangel leiden und dadurch könnte es kommen, dass sie die Preise erhöhen, damit sie hochqualifizierte Dienstleister anstellen können. „Auch die Reedereien sind von der Inflation und der Energiekrise betroffen. Mit dem Ende der Pandemie stehen die Kreuzfahrtunternehmen vor der Herausforderung der Reaktivierung ihrer Flotten und der Steigerung der Auslastung, was wenig Spielraum für Erhöhungen der Endpreise lässt“, so der Kreuzfahrt-Experte.
Aida und „Mein Schiff“ können Preisniveau nicht ewig halten
Irgendwann würden die Kunden von den Personalmangen auch betroffen sein. Das sei eine Frage der Zeit, bis die Reedereien ihre Preise erhöhen, um mehr Mitarbeiter anzustellen. Aber die Reedereien würden laut dem Experten die Preise nicht enorm erhöhen können, damit sie nicht die Gäste verjagen würden. Also die Preiserhöhung sei in Sicht.
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„Mein Schiff“ bezieht Stellung zu Vorwürfen
Mit dieser Einschätzung konfrontiert, reagiert TUI Cruises, zu der die „Mein Schiff“-Flotte zählt, ausweichend. „Laut Auskunft unseres Geschäftspartners sea chefs richten sich die Gehälter nach der Qualifikation des Besatzungsmitglieds und liegen über dem Branchendurchschnitt“, teilt eine Sprecherin mit. Zudem freue sich die Reederei, nach dem Ende der Corona-Pandemie „auch der Besatzung eine sichere
Perspektive geben zu können, Geld zu verdienen und ihre Familien zu unterstützen.“ Aida Cruises hingegen ließ eine Anfrage von MOIN.DE unbeantwortet.