Die Camping-Branche boomt wie nichts Gutes. Immer mehr Menschen finden Gefallen am Urlaub mit dem Caravan. Harteingesessene Camping-Fans gehen sogar noch einen Schritt weiter und verlagern ihren Wohnsitz permanent auf den Camping-Platz – sie werden zu Dauercampern.
Doch die Suche nach einem geeigneten Platz scheint sich immer schwieriger zu gestalten. Vor allem Dauerstellplätze in Regionen wie Darß, Rügen oder Usedom zu bekommen ist „so gut wie unmöglich“, wie einige Camper auf Facebook berichten. Hinter diesem Trend verbirgt sich eine Entwicklung auf dem Camping-Markt, die vielen nicht gefallen dürfte. Experten packen gegenüber MOIN.DE aus.
Camping: „Der Markt gibt es derzeit nicht her“
An der Ostsee herrscht eine massive Kluft zwischen Angebot und Nachfrage. „Der Markt gibt es derzeit nicht her, der Nachfrage gerecht zu werden“, erklärt Christin Lemcke vom Landesverband der Campingwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern auf Anfrage von MOIN.DE.
Touristisches Campen sei für Campingplatz-Betreiber zudem lukrativer als Dauercamping. Doch nicht nur die wenigen Plätze an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern sind heiß umkämpft – auch an der Küste von Schleswig-Holstein ist der Mangel deutlich spürbar.
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Kommerz statt echte Camping-Gefühle?
Auch hier sind die Folgen von dem Camping-Boom spürbar. So berichtet Gunnar Mehnert vom Landesverband Campingwirtschaft Schleswig-Holstein gegenüber MOIN.DE, dass „viele Campingunternehmer Dauerstandplatzkapazitäten rigoros abgebaut haben, um z.B. das Urlaubsplatzangebot aufzustocken oder Vermietobjekte (Mietwohnwagen, Tiny-Häuser, Mobilheime) ins Portfolio aufzunehmen, was auf Dauer lukrativer erscheint.“
Wenn dann mal ein Platz frei wird, wird dieser oftmals unter der Hand mit dem gesamten Equipment an andere Dauercamper weiterverkauft. Die Plätze um Dauerstellplätze zu erweitern oder gar neue Camping-Plätze zu eröffnen? Das ist laut Mehnert aus diversen Gründen keine Option. Die Folgen bekommen Dauercamper deutlich zu spüren: „Die Wartelisten sind daher sehr lang und können aus vorgenanntem Mangel an freien Dauerstandplatzkapazitäten auch nicht abgebaut werden.“
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Der Kommerz macht sich an der Ostsee-Küste immer weiter breit. Ein Aufhalten scheint nicht möglich zu sein. „Mit Touristik-Campern lässt sich im Verhältnis mehr Geld verdienen pro Standplatz“, weiß auch Prof. Dr. Frank Schaal, Geschäftsführer vom Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland e.V., und betont gegenüber MOIN.DE: „Das sind also rein betriebswirtschaftliche Entscheidungen, die man auch als Dauercamper akzeptieren muss. Schließlich sind die Campingplatz-Betreiber Unternehmen, die Geld verdienen müssen.“