Traurig erzählt Dirk B. von der leeren Wiese, auf der seine Träume zerplatzt sind. Alles, was hier noch an seinen Lieblings-Ort und seine Oase der Entspannung auf Fehmarn erinnert, sind tiefe, matschige Reifenspuren im nassen Rasen.
Dirk B. ist Camper. Camper aus Leidenschaft. Fehmarn, seine Lieblingsinsel. Der Camping-Platz an der Ostsee, sein zweites Zuhause. Vor vielen Jahren haben er und seine Frau sich für diesen Platz entscheiden. „Im Gegensatz zu den anderen Plätzen ham wa da nen bisschen teureren ausgesucht“, sagt er wehmütig und auch ein wenig stolz: „war eben auch fünf Sterne“.
Dauercamper auf Fehmarn sind sauer
Mit dem Liegestuhl in der Sonne baden, gemeinsam mit den Nachbarn eine Bratwurst auf dem Grill brutzeln und vom 700 Kilometer entfernten Alltag abschalten: Damit ist jetzt Schluss.
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Den Familien-Wohnwagen hat Dirk B. vor wenigen Tagen verkauft, schweren Herzens. Jetzt muss er dafür sorgen, dass der Platz wieder so aussieht, wie er ihn vor einigen Jahren vorgefunden hat, als er und seine Frau den Wagen voller Vorfreude auf die Wiese gewuchtet haben.
Damals. Mit großen Erwartungen und der Vorstellung hier zu leben. Zumindest in den Sommermonaten. Von April bis September verbrachten der 51-Jährige, seine Frau und sein Sohn jede freie Minute auf dem Camping-Platz. „Wir sind jedes verlängerte Wochenende, wo wir drei, vier Tage frei waren, hier hochgefahren. Und im Sommer vier Wochen.“ So richtig ausgenutzt hätten sie ihren Wohnwagen an der Ostsee.
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Die Menschen in den umliegenden Parzellen – mehr als nur Nachbarn. Doch auch sie bauen jetzt nach und nach ihre Zelte ab. Der große Platz, auf dem vor wenigen Monaten noch zwölf Wohnwagen standen, ist nahezu verwaist. Neben den matschigen Reifenspuren lassen kahle, weiße Stellen auf die Vorzelte schließen, die einst voller Leben waren. Der Dauercamper ist sauer.
Fehmarn: Kosten steigen rasant
„Allein die Wiese wurde im letzten Jahr um 500 Euro erhöht“, erzählt Dirk B.. „Dann hat die Tochter das übernommen und dann hat’s nen richtigen Knall gegeben.“ So richtig günstig war der Platz noch nie. Doch seit einigen Jahren stiegen die Preise mit jedem Jahr immer weiter an.
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Dass die Kosten mehr würden, sei normal und der Inflation geschuldet „das kann ich auch verstehen“. Doch das, was dort auf dem Camping-Platz verlangt würde, sei einfach nur unverschämt. Für nächstes Jahr wären sie ungefähr bei dreieinhalb Tausend Euro rausgekommen. Zu teuer für die dreiköpfige Familie mit Hund von der Mosel. „Ihr den Rachen vollwerfen? Das machen wir jetzt nicht mehr,“ sagt Dirk B.
Die neue Inhaberin ließe nicht mit sich reden, sei nur auf Profit aus. „Mal gucken, was wir hier noch alles draus machen können“, hätte sie vor einigen Wochen gemurmelt, als sie prüfenden Blickes an seiner Parzelle vorbeispaziert sei. Das habe zumindest seine Frau erzählt. „Zum Glück war ich da nicht dabei“, sagt Dirk B. aufbrausend und dann resignierend: „Das ist keine faire Art, was da läuft.“
Für jede Kleinigkeit habe sie unverhältnismäßige Preise erhoben. Ein Nachbar wollte den Freund des Sohnes zum Urlaub in die Parzelle einladen. Für das extra Zelt habe sie 15 Euro pro Nacht berechnet. „Auf dem seiner eigenen Parzelle!“ Zu Beginn der Saison wollte Dirk seinen Zweitwagen auf seiner Parzelle parken. Vier Euro pro Tag sollte das kosten. „Da blickt keiner mehr durch, was da läuft. Sozialverträglich sieht anders aus.“
Fehmarn: Camper sorgt sich um seine Kaution
„Die wirbt mit einem fünf Sterne Camping-Platz und Gedöns und erwartet noble, gehobene Gesellschaft“, wettert Dirk B.. „Das ist immer noch ein Camping-Platz und kein Luxus-Hotel.“ Auch wenn er die Vorzüge und die netten Mitarbeiter dort immer zu schätzen wusste und dafür auch gerne etwas mehr Geld auf den Tisch am Empfang legte. Dass er jetzt gegangen ist, „dass liegt nicht an dem Platz, gell. Das liegt rein an der Art und Weise und den Kosten,“ sagt Dirk B. nachdrücklich. Doch zwei Grenzen seien für ihn überschritten: die finanzielle und die menschliche.
Doch dass die Betreiberin die Kosten anpasst, ist zulässig. Was Dirk B. behaupte sei nicht richtig, erklärt der Camping-Platz auf Nachfrage. Warum die Preise in den letzten Jahren aber so stark gestiegen sind, lässt er offen. Dauercamper könnten aber jederzeit nachfragen und erhielten auch immer eine Antwort. Für Dirk B. ändert das nichts.
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Den Platz habe er mittlerweile auf Vordermann gebracht. Dass es mal seiner war, sieht man jetzt nicht mehr. Dennoch habe er einen Grund zur Freude. Die Ostsee wird nun seine Heimat, das ganze Jahr über, nicht nur im Sommer. Er und seine Familie hatten Glück. „Wir haben drei Plätze angeboten gekriegt und dann kam die Wohnung.“ Statt Wohnwagen und Urlaub zieht Dirk mit seiner Familie nun endgültig auf die Insel. Arbeit hätte er dort bereits gefunden, „die Familie kommt nächstes Jahr nach.“
Die anderen Camper, die schöne Zeit, die Wiese an der Ostsee – das würde er trotzdem vermissen. Jetzt hat er Angst, seine Kaution nicht mehr zurückzubekommen. Wegen der matschigen Reifenspuren auf der Wiese. „Keine Ahnung, was die Betreiberin sich noch einfallen lässt. Wir haben den Rasen kaputt gemacht in der Stellzeit. Oder, oder, oder.“