Donnerstag, 16. März – als sich die politischen Vertreter für die Gemeinde Sylt um 19 Uhr in der Gemeindevertretung trafen, traute sich wohl kein Insulaner daran zu denken, was gleich passieren wird.
Ein erbitterter Kampf um bezahlbaren Wohnraum ging in die nächste Runde. Zur späten Stunde dann die Entscheidung. Den Einwohnern gelang das entscheidende K.o. gegen die Urlauber. Jetzt geht es den Ferienbesuchern an den Kragen.
Gemeinde Sylt schreibt Geschichte
Auf diese Entscheidung haben die Menschen auf der Insel Sylt lange hingefiebert. Denn am Donnerstag ging es um das blanke Überleben der inseleigenen Infrastruktur. Nach jahrelangem Zuschauen musste die Gemeinde Sylt in den Wohnungsmarkt eingreifen. Über die Zeit entstand hier ein starkes Ungleichgewicht zwischen Ferien- und Dauerwohnungen.
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Die Folgen für die Inselgemeinde sind heute deutlich spürbar. Die Preise zum Wohnen stiegen ins Unermessliche und der Wohnraum selbst verknappte sich. Bezahlbares Wohnen auf der Insel war für die Einwohner in weiten Teilen nicht kaum noch möglich – ein dauerhaftes Wohnen gar nicht zukunftsfähig. Eine Analyse der Gemeinde Sylt hat dieses Ungleichgewicht nochmals „sehr stark“ deutlich gemacht.
Sylt beschließt neues Beherbergungskonzept
Die Fehlentwicklung geht es nun „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln konsequent entgegenzutreten“, lautet das Fazit der Analyse. Die Gemeindevertretung hat sich das Ergebnis zu Herzen genommen und jetzt einstimmig ein neues Beherbergungskonzept beschlossen.
„Das Beherbergungskonzept sieht vor, dass zukünftig nicht mehr Ferienwohnungen/Beherbergungsbetriebe zugelassen werden sollen.“
Das Konzept verbietet den Bau neuer Ferienwohnungen. Man wolle den aktuellen Bestand qualitative aufwerten und neuen Wohnraum den Einwohnern zur Verfügung stellen, lauten die Maßnahmen im Beschluss. So soll notwendige Infrastruktur, für Fachkräfte wie zum Beispiel für Feuerwehren erhalten bleiben.
Sylt: Insulaner feiern Gemeindebeschluss
Bei den Insulanern sorgt der geschichtsträchtige Beschluss für grenzenlose Freude. „Sylt hat gewonnen!“, erklärte Birte Wieda, Initiatorin des Bürgernetzwerks „Merret reicht’s“, im Anschluss an die Abstimmung auf Facebook.
Eine Insulanerin erklärte: „Vielleicht können sich einige nicht vorstellen, was das für uns Sylter bedeutet… Aber es ist definitiv ein Meilenstein in der Sylter Geschichte. Eine Chance, auf ein Zuhause in der Heimat für viele Sylter.“
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Auch Uwe Mantik, der Stadtentwicklungsexperte, der maßgeblich am Beherbergungskonzept mitarbeitete, schaut inzwischen hoffnungsvoll auf die Zukunft der Insel. „Es wird nicht einfach. Es wird lange dauern. Aber es wird für Sylt als Ort zum Leben wieder eine Zukunft geben“.