Bevor Nagris mit ihrer Familie nach Kiel kam, lebten sie in ständiger Angst. Die Taliban, die im August die Macht in Afghanistan ergriffen hatten, bedrohten die Familienmutter.
Die Flucht war der einzige Ausweg für sie. Nach einer langen Reise landete sie mit ihrer Familie in Kiel.
Kiel: Die Flucht aus Kabul nach Deutschland
Die Frau kann nun zwei Mal im Jahr Geburtstag feiern: Den Tag, an dem sie geboren wurde. Und den Tag, an dem sie in Kiel angekommen ist. Wie es die Familie aus Afghanistan geschafft hat, wird sicher für immer in ihrer Erinnerung bleiben. Sie musste eine lange, dramatische Reise durchmachen.
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Die 42-Jährige Nargis war als Menschenrechtsaktivistin in Afghanistan tätig. Das war der Grund, weshalb sie von den Taliban in der Nacht angerufen wurde. Diese Nacht hat ihr Leben verändert.
Die Terrormiliz hat sie in einer „Target-Gruppe“ sozusagen auf einer Todesliste für erklärte Erzfeinde gesetzt. Spätestens seit die Anrufe angefangen haben, ist klar: Um ihr Leben zu retten, muss sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern ganz schnell aus der geliebten Heimatstadt Masar-i-Sharif verschwinden, bevor die Taliban sie finden. So berichtete der NDR.
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Das ist Kiel:
- Kiel ist Landeshauptstadt und auch bevölkerungsreichste Stadt von Schleswig-Holstein
- Hier leben rund 246.300 Menschen
- Die Stadt ist ein bedeutender Stützpunkt der Marine
- Kiel ist bekannt für den Handballverein THW Kiel und den Fußballclub Holstein Kiel
- Jährlich lockt die Kieler Woche viele Besucher an
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Nargis erzählt von ihrem ersten Fluchtversuch, im Auto sei die Familie aus Kabul nach Spin Boldak gefahren. Eine Stadt, die an der Grenze zu Pakistan liegt.
Die pakistanische Armee hat die Familie nicht ins Nachbarland gelassen und sie haben ihren 12-jähriger Sohn geschlagen. Die Mutter musste tatenlos zugucken.
Rettungsversuch aus Kiel
Nach etwa zehn Tagen an der Grenze konnte die Familie nach Pakistan einreisen. Dort finden sie Zuflucht in einer Moschee in Quetta, müssen sich als illegale Einwanderer aber weiter verstecken, sagt Nargis im Gespräch mit dem NDR in einem Café in Kiel.
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Die Armee in Pakistan habe auch Kontakt zu den Taliban, deswegen habe die Familie sich dort nie sicher gefühlt. Die Angst begleite sie ständig auf der Flucht.
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Anfang Oktober bekam sie eine gute Nachricht: Nargis und ihre Familie haben nach Prüfung ihres Gefährdungsgrades eine Aufnahmezusage von der Bundesregierung bekommen.
Auf dem Flughafen der pakistanischen Hauptstadt konnte die Familie sich über eine sichere Zukunft freuen, doch plötzlich tauchte noch jemand auf, der Nagris das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Schwester wartet in Kiel
Die Afghanin konnte ihren Augen kaum trauen. Denn sie sah in einiger Entfernung politische Führer der Taliban. Ein letzter Schockmoment. Kurz darauf stieg Nagris mit ihrer Familie in den Flieger nach Deutschland und kam schließlich nach Kiel. Dort wartete ihre Schwester auf sie.
Von der Schwester kam die rettende Liste mit den Namen zu Amnesty International Deutschland, darüber dann die Einreiseerlaubnis. Endlich kann die Familie ein Leben ohne ständige Angst führen. (mae)