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Langeoog: Mega-Zoff auf der Insel, Einwohner ist entsetzt – „Sehr schwammig, was hier läuft“

Viele Menschen kennen Langeoog nur vom Urlaub an der Nordsee. Die Ostfriesische Insel besticht unter anderem mit 14 Kilometer langem, traumhaft weißem Sandstrand, schönen Dünen und viel Grünland. Langeoog liegt in Niedersachsen zwischen Ems- und Wesermündung in der Deutschen Bucht. Auf das nahegelegene Festland sind die Insulaner mittlerweile mehr als angewiesen. Denn die Bewohner umtrieb […]

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Nordsee:

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Viele Menschen kennen Langeoog nur vom Urlaub an der Nordsee. Die Ostfriesische Insel besticht unter anderem mit 14 Kilometer langem, traumhaft weißem Sandstrand, schönen Dünen und viel Grünland.

Langeoog liegt in Niedersachsen zwischen Ems- und Wesermündung in der Deutschen Bucht. Auf das nahegelegene Festland sind die Insulaner mittlerweile mehr als angewiesen. Denn die Bewohner umtrieb die letzten Wochen ein großes Problem, das für ordentlich Zündstoff auf der Insel sorgte: Der Mangel an Ärzten.

Nur noch ein Arzt auf Langeoog?

Langeoog ist damit nicht allein. Sowohl an der Küste als auch auf dem Land gibt es nicht genügend Mediziner (hier mehr dazu lesen). Doch Bewohner der Insel machten sich die vergangenen Wochen besonders viele Sorgen. Inselarzt Dr. Joachim Koller kündigte an, ab dem 1. Oktober in den Ruhestand zu gehen. Dann sollte es zunächst nur noch eine Arztpraxis auf der Insel geben – die von Dr. Licht.

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Ein Langeooger sprach mit MOIN.DE über die Situation und sagte: „Ein Arzt ist dann noch hier. Der hatte aber schon damals gesagt, dass es zu viel sei, wenn er hier allein ist. Wir haben eine Zahnärztin hier, aber für alles andere, Spezielle, musst du rüber aufs Festland.“

Einwohner kritisierten, dass zu viel Last auf den verbleibenden Dr. Licht falle. „Der kann nicht 24 Stunden an 365 Tagen Dienst tun“, kommentierte eine Inselbewohnerin auf Facebook. „Da sollte die Gemeinde ihren Standpunkt schnellstens überdenken“, hieß es in einem Kommentar darunter.

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Und genau den machte die Inselgemeinde Langeoog auf ihrer Webseite mit einer Stellungnahme direkt klar, um transparent zu machen, wie es nun weitergeht. Doch mit der gingen die wilden Debatten unter Insulanern erst so richtig los.

Langeoog: Thema beschäftigte Inselpolitik

In der Stellungnahme hieß es, eine Nachfolge über die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) sei ausgeschrieben worden – und die KVN kümmere sich auch um weitere Verhandlungen. Dem Nachfolger würden von der Inselgemeinde Räumlichkeiten für Wohn- und Praxisräume nach entsprechenden Verträgen zur Verfügung gestellt, hieß es außerdem.

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Mehrere Einwohner und der verbleibende Arzt, Dr. Licht, warfen der Gemeinde das Gegenteil vor: Sie würde sich nicht genügend um die Nachfolge und die entsprechenden Räumlichkeiten kümmern und nur vorspielen, dem Thema wirklich nachzugehen.


Alles, was du über Ostfriesland wissen musst:

  • Region im äußersten Nordwesten von Deutschland
  • Sie besteht aus den Landkreisen Aurich, Leer und Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Emden
  • Die ostfriesischen Inseln sind Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge
  • Etwa 467.000 Menschen leben hier (Stand: Dezember 2019)

Das Thema kam daraufhin in einer öffentlichen Sitzung des Rates und der Verwaltung auf die Agenda. Im Ergebnis daraus wehrt sich die Gemeinde deutlich gegen die Vorwürfe: Es seien Missverständnisse aufgekommen, heißt es im Protokoll der Sitzung vom 14. September, das vom Ratsvorsitzenden geschrieben wurde. Der Arzt habe sich sogar selbst um einen Nachfolger gekümmert, mit dem er zunächst alleine ins Gespräch gegangen sei, um unter anderem über Ablösesummen innerhalb der Arztpraxis zu sprechen.

Anschließend wurde der potentielle Nachfolger der Gemeinde vorgestellt. Es sollte über die Anmietung einer Wohnung und Praxis gesprochen werden. Neue Bedingungen der Gemeinde, unter anderem wegen nötiger Sanierungsarbeiten, führten allerdings zu Problemen. Die Gemeinde könne Räumlichkeiten nicht mehr ohne Miete und Steuer zur Verfügung stellen. Eine „faire, moderate und für Langeooger Verhältnisse geringe Pacht“ solle nun verlangt werden.

Verhandlungen führten jedoch zu keiner Einigung. Letztlich habe der potentielle neue Arzt Forderungen gestellt, die „teilweise inhaltlich wie auch rechtlich nicht zu akzeptieren waren“. Gemeinde und Rat lehnten „einhellig“ ab.

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Langeoog: „Sehr schwammig, was hier läuft“

Insulaner und die Ärzte selbst sehen das Ganze etwas anders. Der Insulaner, der sich gegenüber unserer Redaktion äußerte, sagte dazu: „Ich war auf der Ratssitzung. Es gab einen Nachfolger für Dr. Koller. Die beiden Ärzte (Dr. Koller und Dr. Licht) sagen, dass die Gemeinde nicht richtig mitgearbeitet habe. Die Gemeinde sagt aber etwas anderes. Aber es ist gerade alles sehr schwammig, was hier läuft.“

In einem Leserbrief wendete sich auch Dr. Joachim Koller nochmal persönlich zu Wort, der ab dem 1. Oktober in den Ruhestand treten wird. Darin schreibt er von einem „bewegenden Abschied“ und bedankt sich unter anderem für die Unterstützung der Langeooger und der Gast-Patienten.

Er wurde aber auch scharfe Worte los: Die „Langeooger Regierung“ habe zunächst seinen von der KVN gefundenen Nachfolger abgelehnt und bei den Mietvertrags-Verhandlungen (Verhandlung vom 14. September) nicht immer die Wahrheit gesagt. „Die Erklärung aus dem Rathaus ist – gelinde gesagt – nicht der Wahrheit entsprechend“, schrieb Dr. Koller.


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Mit einer Petition versuchte der verbleibende Inselarzt Dr. Licht sich dem Thema anzunehmen. Mit einem positiven Fazit hat er die Petition mittlerweile beendet.

„Das erste Ziel, die Inselpraxis von Dr. Koller zu erhalten, ist gelungen. Das gemeinsame Konzept von Dr. Koller und den Inselärzten von Baltrum und Spiekeroog wird nun, wenn Rat und Verwaltung von Langeoog zustimmen, das Ganze mit Leben erfüllen. Gott sei Dank“, so Georg Licht in seiner Pressemitteilung.

Langeoog: Wie geht es jetzt weiter?

Mittlerweile meldeten sich Rat und Verwaltung der Inselgemeinde zum aktuellen Stand. Darin heißt es, dass die Inselpraxis Spiekeroog (Claudia Lauterjung und Martin Schwarzwälder) ab dem 1. Oktober gemeinsam mit der Arztpraxis Baltrum (Dr. Anca Astrid Cura und Dr. Stefan Bressel) in den Räumen von Dr. Koller eine Zweigpraxis eröffnen wird.

Damit wird es statt zwei zukünftig sogar vier Ärzte auf Langeoog geben. Auch wenn der Weg dahin holprig war, ist die medizinische Versorgung der Insulaner nun immerhin sichergestellt.