Vor fast einem Jahrhundert drehten sich hier noch die Mühlen und pressten Öl aus Raps, Leinsaat und Erdnüssen. Doch seit mehreren Jahren stehen die Geräte im Gebäude im Lübecker Stadtteil Siems mittlerweile schon still. Die Fassade fängt an zu bröckeln und auch das Dach hat sich größtenteils über die Jahre verabschiedet.
Nach ausführlicher Prüfung und Abwägungen müssen die Einwohnern nun Abschied nehmen. Die Denkmalschutzbehörde hat die Zustimmung für einen Abriss erteilt. Eine Entscheidung, die einen tiefen Riss in die Herzen der Einwohner reißt. Die haben nur wenig Verständnis für den Abriss-Plan.
Lübeck beschließt Abriss eines historischen Gebäudes
Nach ausführlicher Prüfung und Abwägung von Interessen, Wirtschaftlichkeit und Zumutbarkeit bleibt laut der Denkmalschutzbehörde der Hansestadt nichts anderes mehr übrig, als das Denkmal „Ölmühle“ in der Siemser Landstraße 29 abzureißen.
Eine zentrale Rolle für die Abriss-Genehmigung spielt laut Behörde unter anderem die Hafenentwicklung. Sowohl öffentliche Belange als auch der private Belang des Antragstellers sind darauf ausgerichtet, den „Port of Lübeck“ und damit auch die dort tätigen Unternehmen zu stärken, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
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Eine Sanierung und damit verbundene Nutzbarmachung der „Ölmühle“ wäre nur noch mit der Aufbringung erheblicher Kosten möglich, wird berichtet. Sowohl aufgrund der geografischen Lage als auch aufgrund der Besonderheiten der umliegenden Nutzung sei fraglich, ob diese Kosten in einem angemessenen Zeitraum refinanziert werden könnten. Gleichzeitig hätte eine Nutzung des Gebäudes zur Folge, dass die Fortentwicklung des „Port of Lübeck“ nicht unerheblich behindert wird, lässt die Stadt in der Mitteilung verlauten.
Lübeck: Abriss sorgt für Unverständnis bei Einwohnern
Bei den Einwohnern trifft die Entscheidung auf Unverständnis. Sie bezweifeln, dass im Laufe der Jahre genug für die Instandhaltung getan wurde. So soll indirekt ein Abriss erzwungen worden sein, meinen sie. Ein Einwohner erklärt: „Was tut der Denkmalschutz eigentlich, wenn alles nach Belieben abgebrochen werden kann?“. Ihm zufolge sollte man, angesichts der Entwicklung am Hafen, den „Denkmalschutz abschaffen“.
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Damit spreche er einem weiteren Lübecker aus der Seele. „Wenn man sich nicht um ein Denkmal kümmert und es marode ist, dann ist es leichter zu sagen: Es muss leider weg. Mega schade!“, erklärt er. Die Denkmalschutzgutachter selbst rechneten die Instandhaltung für die Einwohner noch einmal hoch.
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„Bereits aufgrund der bisher vorgelegten Berechnungen war infrage zu stellen, ob der Erhalt des Gebäudes wirtschaftlich zumutbar ist. Von einer Unzumutbarkeit ist auszugehen, wenn der Eigentümer das Denkmal nicht mehr sinnvoll nutzen kann, weil es ’nur noch Denkmal‘ ist und damit ausschließlich dem Wohl der Allgemeinheit dient“, erklären sie.
„Die aus dem Eigentum resultierenden Verpflichtungen dürfen nicht so weit gehen, dass das Denkmal bloßes Zuschussobjekt ist oder überhaupt keine Nutzungsmöglichkeit mehr besteht, welche als noch wirtschaftlich sinnvoll angesehen werden kann“, heißt es weiter. Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll das Gebäude abgerissen werden.