In der Politik grassiert die Angst, dass die Mutation des Coronavirus die Lage in Deutschland noch weiter dramatisieren könnte. Die SPD-geführten Bundesländer, darunter Manuela Schwesig und Mecklenburg-Vorpommern (MV), drängen auf einen vorgezogenen Corona-Krisengipfel am Anfang kommender Woche.
Das sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im ZDF-Morgenmagazin. Eine Fortdauer der aktuellen Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus bis Ostern schloss Manuela Schwesig nicht aus. Darüber hinaus wird besonders eine Form der Verschärfung in Mecklenburg-Vorpommern (MV) und anderen Bundesländern heiß diskutiert.
Mecklenburg-Vorpommern: Nachwuchspolitikerin äußert sich
Es geht um das Home-Office. Denn Fakt ist, dass immer noch viele Menschen in ihre Unternehmen fahren (müssen). Und das teilweise mit dem Öffentlichen Nahverkehr, was ebenfalls ein Infektionsrisiko darstellen könnte.
Komplett gesichert ist das aber ebensowenig wie die tatsächliche Ansteckungsgefahr am Arbeitsplatz trotz Hygienekonzepten. Will die Politik aber auf Nummer sicher gehen, so wäre eine Home-Office-Pflicht, wo immer es möglich ist, die logische Konsequenz. Gegen die gibt es allerdings auch rechtliche Bedenken. Appelliert wird schon lange an Firmen, Mitarbeitern das Home-Office zu ermöglichen.
„Unternehmen und andere Arbeitgeber sollten ihren Beschäftigten Homeoffice ermöglichen, wenn es ihre berufliche Tätigkeit zulässt“, sagt auch Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. Eine Pflicht zum Home-Office sei aber nicht sinnvoll. Bühler: „Eine Home-Office-Pflicht sollte nur das allerletzte Mittel sein. Vorher sollten sämtliche Maßnahmen ausgeschöpft werden, um das Risiko von Neuinfektionen am Arbeitsplatz zu senken.“
Nachwuchspolitikerin Lilly Blaudszun aus Mecklenburg-Vorpommern hält eine Home-Office-Pflicht, wann immer es möglich ist, für sinnvoll. „Das ist doch irre“, schreibt sie auf Twitter dazu, dass noch viele Menschen ins Büro müssen.
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Mecklenburg-Vorpommern: Kein Verständnis
Zu MOIN.DE sagte sie: „Wir müssen Kontakte verringern, wo immer es möglich ist. Ich habe kein Verständnis dafür, dass Arbeitgeber*innen von ihren Arbeitnehmer*innen fordern, weiter ins Büro zu kommen, obwohl viele Tätigkeiten auch von zuhause machbar wären.“
Natürlich sei Home-Office nicht in jedem Job möglich, aber da, wo es möglich sei, sollte es auch umgesetzt werden. Viele würden sich das auch wünschen. „Der jetzige Zustand widerspricht meinem Verständnis von Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Angestellten, ihrer Gesundheit sowie der Gesundheit ihrer Familien.“
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Das ist Lilly Blaudszun:
- Lilly Blaudszun wurde am 5. Juni 2001 in Bückeburg geboren
- Aufgewachsen ist sie in Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern
- Von 2017 bis 2019 war sie stellvertretende Vorsitzende des Juso-Landesverbands MV
- Blaudszun gilt als Nachwuchshoffnung der SPD, sie berät die Partei für den Bundestagswahlkampf 2021 in Sachen Kommunikation
- Bekannt ist sie vor allem über ihre Präsenz in sozialen Medien, bei Twitter hat sie über 30.000 und bei Instagram über 16.00 Abonnenten.
- Sie studiert Rechtswissenschaften an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder)
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In der Wirtschaft stoßen strengere Regelungen hingegen teilweise auf Ablehnung. Unternehmen müssten stärker in die Corona-Auflagen einbezogen werden, forderte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
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„Wir sollten das Home-Office verpflichtend machen – dort, wo es geht“, sagte er den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“. „Im ersten Lockdown hatten wir ein Viertel der Arbeitsplätze im Home-Office, jetzt ist es nur noch ein Siebtel“, so Lauterbach. „Wir haben eine viel stärkere Welle, aber wir machen viel weniger Homeoffice.“
Mecklenburg-Vorpommern: Gute Erfahrungen gemacht
Lilly Blaudszun arbeitet selbst von zu Hause aus. Sie sagt, sie sei zwar auch gerne am Arbeitsplatz „mit meinen Kolleg*innen zusammen. Für die meisten meiner Tätigkeiten brauche ich jedoch kein Büro oder muss vor Ort sein.“
Da sie keine Kinder habe, sei das Home-Office für sie leichter als für andere. „Generell kann ich sagen, dass ich gute Erfahrungen gemacht habe, weil man an sich natürlich auch flexibler ist.“
Arbeitgeber sollten sich strikt an die Corona-Arbeitsschutzstandards halten und streng „auf deren Einhaltung achten“, fordert Joachim Bühler vom TÜV. „Bei der professionellen Umsetzung der Maßnahmen in der Praxis kann externes Fachpersonal für Arbeits- und Gesundheitsschutz wichtige Hilfestellung leisten.“
Sei das gewährleistet, sollte ein eingeschränkter Arbeitsbetrieb möglich sein. Bühler: „Viele Tätigkeiten können nur vor Ort ausgeführt werden, zum Beispiel in der Produktion oder weil Beschäftigten im Home-Office der Zugang zu bestimmten Unterlagen oder IT-Anwendungen fehlt. Und wer mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit geht und dort in einem Einzelbüro sitzt, sollte die Möglichkeit dazu haben.“
Mecklenburg-Vorpommern: Neue Appelle
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will am Freitag einen Home-Office-Appell zusammen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften veröffentlichen.
Nicht auszuschließen, dass es nach einem erneuten Treffen von Bund und Ländern weiter bei Appellen bleibt, auch wenn es sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch den anderen Bundesländern Hoffnungen auf eine Home-Office-Pflicht gibt.
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In dem Fall dürfte wiederum erneut eine Sache deutlich werden: es liegt vor allem an der Vernunft jedes Einzelnen und Arbeitgebern selbst, sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld dafür zu sorgen, dass sich die Pandemie nicht weiter verschärft. Ob mit oder ohne Corona-Mutation.
Mecklenburg-Vorpommern: Bundesländer beraten am Dienstag
Am Freitagmittag verkündete Regierungssprecher Steffen Seibert, dass der Bund-Länder-Gipfel in der Tat vorgezogen wird. Manuela Schwesig und ihre Kollegen werden nun schon am Dienstag, den 19. Januar, über weitere Maßnahmen beraten.
Allerdings bislang nicht über eine Home-Office-Pflicht. Es stehe „keine zwingende Regelung auf der Tagesordnung“, sagte Seibert in Berlin.
Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums zog zudem in Zweifel, ob eine Verpflichtung wirklich zielführender wäre. Nach ihrer Einschätzung führen Absprachen zwischen den Betroffenen zu einer höheren Akzeptanz.
(mit dpa)