Es hätte eine normale Live-Sendung im TV-Programm vom NDR werden können – aber das wurde sie nicht. Auf einmal geschah Unerwartetes. So kannten Zuschauer ihr „Schleswig-Holstein Magazin“ gar nicht. Aber alles war gewollt! Zumindest von einigen.
Mitarbeiter des NDR wollten Anfang September ein Zeichen setzen und sich zu den Vorwürfen äußern, die gegen die Führungskräfte des Landfunkhauses vorlagen. Sie hatten eine klare Forderung – und protestierten dafür sogar live in der Sendung!
NDR: Plötzlich ist das TV-Studio leer
Während des Intros fiel den Zuschauern vor dem Bildschirm vermutlich nichts auf. Es gab zunächst das gewohnte Bild im TV-Studio in Erwartung auf das „Schleswig-Holstein Magazin“ zu sehen.
Doch auf einmal lief die Sendung aus Sicht des Fernsehpublikums aus dem Ruder, es kamen unerwartete und ungewöhnliche Szenen.
Die Redaktion stand plötzlich draußen vor dem Studio. Moderatorin Gabi Lüeße begann von dort aus die gewohnte Moderation und übergab dann das Wort an ihren Kollegen Henrik Hanses, der die Situation erklärte.
Schwere Vorwürfe gegen den NDR trifft die Redaktion „bis ins Mark“
„Das ist heute tatsächlich die 12.007 Folge unserer Sendung“, beginnt der Moderator und fährt fort: „Und diese Folge ist sicher eine der schwersten.“ Es geht um die Vorwürfe, die in Richtung der Führungskräfte veröffentlich worden sind.
In diesen geht es darum, dass mutmaßlich Berichterstattung manipuliert worden sein soll. „Das trifft uns als unabhängige Journalisten bis ins Mark“, so Lüeße.
Das ist der NDR:
- Hinter dem NDR steckt der Norddeutsche Rundfunk
- Der NDR ist seit 1954 Landesrundfunkanstalt für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein
- Zentralsitz des NDR ist in Hamburg
- Mit seinem Programm deckt der NDR Fernsehen, Radio sowie Onlinedienste ab
In der vergangenen Woche waren erste Vorwürfe gegen NDR-Führungskräfte am Standort Kiel bekannt geworden. Mitarbeiter hatten sich über ein „Klima der Angst“ und einen „politischen Filter“ beim NDR beschwert.
Als 2020 der damalige Innenminister Schleswig-Holsteins, Hans-Joachim Grote durch Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU) entlassen wurde, soll der NDR zugunsten des Ministerpräsidenten berichtet haben.
Einem NDR-Reporter soll von Politikchefin Julia Stein und dem heutigen Chefredakteur Norbert Lorentzen ein Interview mit Grote untersagt worden sein.
Es gibt weitere Vorwürfe: Etwa soll Politikchefin Stein Recherchen des „Stern“ zufolge 2020 auch in die Berichterstattung von NDR-Reportern über einen Kinderheim-Skandal aus den Nachkriegsjahren eingegriffen haben.
Die Redaktion habe darüber nachgedacht, ob sie überhaupt eine Sendung produzieren wolle und könne, heißt es nun im „Schleswig-Holstein Magazin“. Hanses spricht weiter: „Wir wollen uns ja auch nicht wegducken und wir wollen Ihnen ja sagen, was los ist.“
Redaktion stehe weiterhin „loyal“ zum NDR
„Der Chefredakteur Norbert Lorentzen und die Politikchefin Julia Stein sind heute auf eigenen Wunsch von ihren Aufgaben bis auf Weiteres entbunden worden“, erklärt Moderatorin Lüeße und stellt klar: „Zum NDR und zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk stehen wir alle weiterhin loyal.“
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Es gibt eine Forderung von den Mitarbeitern: Sie wollen, dass die Vorwürfe alle unabhängig aufgeklärt werden. „Damit wir für sie weiter ein unabhängiges Programm machen können“, sagt Henrik Hanses.
Gemeinsam mit den Kollegen aus Hamburg sei der Beitrag entstanden, der im Anschluss gezeigt wurde, „um einen Blick von außen zu haben“.
Du willst dir alles noch mal ansehen? >> Hier geht es zur ganzen Sendung in der Mediathek.