Er war schon Polizist, Hafenarbeiter, Bauer – und in seinem Berufsleben hatte er mit alldem gar nichts zu tun. Komparse Günter Bimpage (69) taucht regelmäßig in ARD-Top-Produktionen auf, auch in „Nord bei Nordwest“ steht er regelmäßig vor der Kamera – beinahe unbemerkt.
Dabei wäre „Nord bei Nordwest“ (ARD) ohne ihn und seine Arbeit völlig hinüber! Im MOIN.DE-Interview gibt er spannende Einblicke und erzählt, welche Darsteller ihn am Set wirklich beeindrucken.
„Nord bei Nordwest“ (ARD): Viel wichtiger als gedacht
Günter Bimpage blickt auf eine illustre TV-Karriere zurück. Seit zehn Jahren ist er Teil der ARD, ist in etlichen Produktionen zu sehen, darunter „Tatort“, „Rote Rosen“, „Unter anderen Umständen“ oder eben „Nord bei Nordwest“ – und trotzdem kennt ihn kaum jemand. Bimpage ist Komparse, er hält sich meist im Hintergrund von Szenerien auf, um sie mit Leben zu füllen. Eine Aufgabe, die viel wichtiger ist, als so manch einer vor dem Bildschirm glaubt.
In der „Nord bei Nordwest“-Folge „Der Ring“ etwa taucht der 69-Jährige als Patient vor einer Klinik im fiktiven Schwanitz auf, in „Canasta“ als Schwanitzer Bauer oder Skatspieler in einer Kneipe (deren Kulisse eigentlich in Geesthacht bei Hamburg liegt). Ohne Komparsen wie Bimpage, die das Alltägliche, das Normale im perspektivischen wie erzählerischen Hintergrund darstellen, wäre jede Produktion tot.
„Nord bei Nordwest“ (ARD): „Hol mir mal drei Frauen raus“
Denn mit Ausnahme von Kammerspielen, in denen wenige Darsteller eine Geschichte transportieren, brauchen Orte wie Schwanitz eben nicht nur tolle Kulissen, sondern auch Leben – eingehaucht von Profan-Darstellern wie Günter Bimpage. Der hat sich in zehn Jahren Komparserie sogar zum Komparsen-Betreuer hochgearbeitet. Denn nicht nur Produktionen wie „Nord bei Nordwest“ benötigen teils viele davon, und das schnell.
„Da kommt dann eine Ansage von der Produktionsleitung, und die sagen dann hol mir mal drei Frauen raus'“, erzählt er im Telefonat mit MOIN.DE, man hört ihn schmunzeln. Er reagiert als Mitglied des ARD-Komparsenstabs ohnehin häufig spontan auf Anfragen. Wird ein Polizist, ein Gewaltopfer oder ein ein Security-Mann vor der Kamera gebraucht, Bimpage ist zu Stelle. Der Lüneburger setzt sich ins Auto, fährt los und sitzt wenig später in der Maske. Wie die Star-Darsteller, das fasziniert ihn, er liebt das. „Da sieht man eine völlig andere Seite, und merkt, wie schwer Schauspielerei eigentlich ist“, erzählt er mit warmer Stimme.
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„Nord bei Nordwest“ (ARD): Das sieht sonst niemand
Einmal habe er sogar eine Sprechrolle bekommen, vorgegeben war nur ein grober Rahmen an Text. „Das ist sehr anstrengend, dann frei zu sprechen. Weil es trotzdem Vorgaben gibt, man darf zum Beispiel nicht fluchen“, sagt er und lacht. Ob er lieber Schauspieler geworden wäre, als sein Arbeitsleben in der Industrie zu verbringen? „Wenn ich heute nochmal achtzehn wäre, würde ich vermutlich auf eine Schauspielschule gehen“, sinniert Bimpage. Man merkt, wie er für den Film brennt.
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Mit Stolz zählt er im Gespräch mit MOIN.DE immer wieder Titel von Produktionen auf, in denen er dabei war, wen er getroffen hat. „Cem Ali Gültekin hat mir mal gezeigt, wie er den mit starkem Akzent sprechenden Türken Mehmet Ösker in ‚ Nord bei Nordwest‘ mimt“. Denn der Schauspieler spricht eigentlich klares Hochdeutsch. „So schnell wie der umschalten kann, das ist schon beeindruckend. Man merkt sowieso sehr schnell am Set, wer wirklich gut ist“, sagt er. Am meisten beeindruckten ihn bislang Hardy Krüger Jr. und Wotan Wilke Möhring, die er bereits bei Dreharbeiten traf.
„Rote Rosen“ ist ohnehin Bimpages Hauptarbeitgeber, mit der ARD-Telenovela begann alles. „Eine Freundin schrieb mich damals per Facebook an, ob ich Interesse hätte, mal als Komparse teilzunehmen“, erzählt Bimpage. Der Start einer zweiten Karriere nach der Rente – die wohl noch lange nicht vorbei ist. Immerhin schaffte es Günter Bimpage in die ersten Minuten der „Tatort“-Folge „Querschläger“…vielleicht hört man ihn schon bald auch außerhalb des MOIN.DE-Interviews häufiger sprechen – vor der Kamera.