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Nordsee: Diese Bilder sorgten für Ärger – nun werden Konsequenzen gezogen

Nordsee: Diese Bilder sorgten für Ärger – nun werden Konsequenzen gezogen

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Strandkröbe in Westerland auf Sylt an der Nordsee. Foto: imago images/Chris Emil Janßen

Dieses Thema sorgte an Nordsee und Ostsee immer wieder für ziemlichen Ärger: Müll an der Küste. Urlauber sparten nicht mit ihrer Kritik daran. Vor allem an warmen Wochenenden ächzten und stöhnten einige Urlaubsorte trotz aller Maßnahmen über Abfallmassen, welche am Morgen nach diversen Partys vorzufinden waren.

Egal ob auf Sylt, Föhr, Usedom oder in Scharbeutz – immer wieder kursierten die selben Fotos von Nordsee und Ostsee in den sozialen Netzwerken. Strandabschnitte, an denen sich leere Flaschen, Plastikverpackungen und andere Abfälle stapelten (MOIN.DE berichtete).

Nordsee: Vermüllung hat zugenommen

Es scheint, als sei das Müllaufkommen in diesem Jahr besonders hoch gewesen. MOIN.DE hat bei einigen Küstenorten nachgehakt. Die Bilanz, die diese ziehen, bestätigt den Eindruck.

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Laut Angela Ottmann vom Bund der Inselgruppe Föhr-Amrum hat die Vermüllung der Nordsee erneut zugenommen. „Sehr häufig wurden von uns Einmalgeschirr und Coffee to Go-Becher im Müll und am Strand entdeckt“, berichtet sie.

Den Grund dafür sieht sie ganz klar in der Corona-Pandemie: Sowohl die Strandbesucher selbst als auch die teilweise geschlossene Restaurants hätten wieder vermehrt zu Einweg-Verpackungen gegriffen.

Zu viel Abfall für Mülltonnen an der Nordsee

„Die Abfallbehälter sind kapazitär nicht auf diese Menge an Verpackungsmüll ausgerichtet“, stellt die Expertin gegenüber MOIN.DE klar.

Den gleichen Trend hat der Bund Landesverband Schleswig-Holstein beobachtet.

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Es sei laut Biologin Stefanie Sudhaus deutlich zu sehen gewesen, „ dass durch die Covid-Pandemie wieder mehr To-Go-Umverpackungen genutzt werden, was den vorherigen positiven Trend zu Mehrfachlösungen wieder umdreht.“

An den Küsten Schleswig-Holsteins finden sich ebenfalls große Mengen an Plastikverpackungen jeglicher Art, sowie Rest von To-Go-Essen -und Getränken.

Zigaretten als weiteres Problem an der Nordsee und Ostsee

„Sie stammen hauptsächlich von Gästen, die weder die Mülltonnen nutzen noch den Müll wieder mit nach Hause nehmen“, erklärt Sudhaus MOIN.DE. Diese hinterlassen auch oft Hygieneartikel wie Wattestäbchen und Windeln.

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Das ist die Nordsee:

  • die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
  • die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
  • die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
  • sie ist bis zu 700 Meter tief

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Ein weiteres Problem sind Zigaretten. Von 160 Milliarden Kippen, die jährlich in Deutschland geraucht werden, landen rund zwei Drittel in der Natur.

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„Dies erklärt auch, warum sie über 50 Prozent der Müllfunde an Ostseestränden ausmachen“, so die Expertin. Für die Umwelt haben die achtlos weggeworfenen Kippen verheerende Folgen.

Die Filter bestehen ebenfalls aus Plastik, tragen also dazu bei, dass noch mehr Kunststoff im Meer landet. Wenn Tiere die Stummel fressen, werden unzählige Gifte in ihnen freigesetzt. Auch kleine Kinder verschlucken die Reste der Glimmstängel allzu oft.

Nicht nur an der Nordsee deutlich mehr Müll

Auch Lübeck spricht von „deutlich mehr“ Müll am Strand. Verantwortlich dafür sei laut Stadtsprecherin Nicole Dorel der Tagestourismus, der pandemiebedingt stark zugenommen hat.

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„Übernachtungsgäste hinterlassen nur einen Bruchteil an Müll, da die Verpflegung in der Regel in der Unterkunft erfolgt“, erläutert sie MOIN.DE. Dementsprechend machen Verpackungen und Nahrungsreste den Löwenanteil des am Strand hinterlassenen Abfalls aus.

Aus der Erfahrung aus diesem Sommer will die Stadt lernen. Der Kurbetrieb Travemünde hat bereits mehr Mülltonnen aufgestellt und die Reinigungsintervalle erhöht.

Plastikfreie Alternativen an der Nordsee

„Das allgemeine Müllaufkommen pro Gast wird nicht weniger, aber der Kurbetrieb ist noch besser darauf eingestellt“, lautet der Ausblick für das kommende Jahr.

Auf den Nordsee-Inseln Föhr und Amrum hat der Bund das Projekt „Plastikfrei wird Trend“ ins Leben gerufen. Die Initiativen zielt darauf ab, dass plastikfreie Alternativen sich im Alltag durchsetzen können.

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„Wir produzieren zu viele unnötige Verpackungen, vor allem wenn es um den einmaligen Gebrauch geht“, bemängelt Ottmann. Das Handeln der Politiker sei diesbezüglich zu langsam und inskonsequent.

Bittere Prognose für die Nordsee

Deshalb blickt sie nicht gerade optimistisch in die kommende Saison. „Leider befürchte ich, dass die Verpackungsflut weiter zunimmt“, sagt sie.

Der Bund Schleswig-Holstein erwähnt die Bemühungen des Einzelhandels und der Bundesregierung. Das Verbot bestimmter Plastikprodukte ab 2021 könnte einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung bedeuten.

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„Jedoch nur, wenn nicht auf andere Einwegprodukte umgeschwenkt, sondern allgemein Mehrweglösungen gesucht und etabliert werden“, betont Stefanie Sudhaus.

Appell gilt nicht nur an der Nordsee

Dafür sei definitiv eine Verhaltensänderung bei den Bürgern nötig. „Nicht zuletzt ist jeder selbst aufgerufen, seinen Beitrag gegen die Müllflut zu leisten“, betont die Biologin.

Recht hat sie. Nur wenn jeder Strandbesucher – egal ob Tourist oder Einheimischer – sich diesen Appell zu Herzen nimmt, kann die Küste im kommenden Jahr sauberer aussehen.