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Nordsee: Traurig, was hier mit niedlichen Tieren passiert – die Übeltäter sind oft Urlauber

In diesem Jahr haben rund vier Millionen Menschen ihren Urlaub an der Nordsee verbracht – eine ganze Menge Trubel an der Küste also, Gastgeber freut’s.Doch für Heuler, also Seehundbabys, ist dieser Zahl bitter, denn was manche Urlauber an der Nordsee treiben, bringt viele in ernsthafte Gefahr. Dr. Peter Lienau, Leiter der Seehundstation Nationalpark-Haus Norddeich verrät […]

Langeoog
© IMAGO / localpic

Tierisch im Norden

Wo Seehund, Möwe und Krabbe zuhause sind

In diesem Jahr haben rund vier Millionen Menschen ihren Urlaub an der Nordsee verbracht – eine ganze Menge Trubel an der Küste also, Gastgeber freut’s.

Doch für Heuler, also Seehundbabys, ist dieser Zahl bitter, denn was manche Urlauber an der Nordsee treiben, bringt viele in ernsthafte Gefahr. Dr. Peter Lienau, Leiter der Seehundstation Nationalpark-Haus Norddeich verrät gegenüber MOIN.DE Erschreckendes.

Nordsee: Rücksichtslose Urlauber bringen Heuler in Gefahr

Normalerweise werden Heuler im Juni und Juli geboren, also genau zur Urlaubs-Hochsaison. Und zahlreiche Urlauber lassen die junge Tiere einfach nicht in Frieden.

Die Seehunde-Babys sind sehr süß, aber sie brauchen ihre Ruhe. Laut Experten sollte ein Abstand von 300 Metern Standard sein. Denn: Wenn Menschen den Jungtieren zu nahe kommen, verlieren die Säuglinge den Kontakt zu ihren Müttern.

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„199 Heuler wurden in diesem Jahr, nur im Niedersächsischen Wattenmeer, in die Seehundstation, fast 40 Prozent mehr als im vergangenen Jahr“, erzählt Dr. Peter Lienau im Gespräch mit MOIN.DE. „Man sieht deutlich, dass Störungen durch den Menschen sehr viel Einfluss haben auf die Trennung von Müttern und jungen Tieren“.

Nordsee
Die ersten beiden mutterlosen jungen Seehunde – sogenannte Heuler – der Saison 2022 sind in der Seehundstation Norddeich aufgenommen worden (Archivfoto). Foto: Seehundstation Norddeich/dpa

Doch nicht nur Touristen stören die jungen Tiere. „Jeder menschliche Kontakt stört sie, egal ob es sich um ein Wasser-Sport oder einen Strandbesuch handelt. Heuler wurden auf den Sandbänken geboren, und können nur gesäugt werden, wenn die Sandbank trocken und menschenleer ist“, führt Linau weiter aus.

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Das Verhalten beim Fund eines Seehund-Jungtieres an der Nordsee:

  • Abstand halten (300 m)
  • Nicht anfassen
  • Fundort verlassen, damit die Mutter gegebenenfalls Kontakt zum Jungtier aufnehmen kann
  • Im Juni und August muss das Tier nicht bewacht werden
  • Von September bis Mai sind die Tiere selbstständig, die keine Mutter mehr brauchen, sondern nur Ruhe benötigen
  •  Im Notfall kann man den Fund der Seehundstation unter 04931-97 33 30 melden

Nordsee: Fatale Folgen

Wir wollen mehr wissen: Was passiert konkret, wenn Menschen den Heulern nähe kommen?

„Wenn ein Sport-Boot zu nahe kommt, während eine Mutter ihr Baby auf einer Sandbank säugt, wird die Säugephase unterbrochen, die Mutter flüchtet. Heuler sind in dieser Zeit schwach und es kann passieren, dass die Säuglinge in so einem Fall verhungern und sterben“, so der Leiter der Seehundstation Nationalpark-Haus Norddeich.

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Wenn verlassene Heuler an Stränden in Niedersachsen gefunden wurden, landen sie letztendlich meistens in der Station, in der Linau arbeitet.

„Bei uns werden sie versorgt. Sie bleiben rund 63 Tage, manche sind schnell und bei manchen dauert es länger, bis sie selbstständig werden. Dann wildern sie aus. Sie bekommen von uns einen Chip, damit wir bei Wiederfund wissen, dass sie aus der Station kommen“, erzählt der Experte.

Nordsee
Peter Lienau (l), Leiter der Seehundaufzuchtstation in Norddeich, entlässt mit Helfern auf der ostfriesischen Insel Juist vier jungen Seehunde in die Freiheit der Nordsee (Archivfoto). Foto: Carmen Jaspersen/dpa

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Doch die im besten Fall kommen die putzigen Meeressäuger gar nicht erst in so eine dramatische Lage. Menschen können den Heulern helfen, indem sie die jungen Tiere in Ruhe lassen – und das auch, wenn sie ohne Mütter am Strand sind. „Nur weil ein junges Tier am Strand ohne seine Mutter liegt, heißt nicht, dass es Hilfe braucht. Es kann sein, dass er von der Mutter abgelegt wurde, damit sie auf Nahrungssuche gehen kann. Also bitte immer Abstand halten, damit die Mutter Kontakt zu den jungen Tieren aufnehmen kann.“

Sollte das Tier allerdings offensichtliche Verletzungen haben, kann es unter 04931-97 33 30 gemeldet werden.