Menschen bekommen oft nur zu sehen, was seine kräftigen Zähne hinterlassen haben: Spuren in Bäumen und Sträuchern, angenagt, abgenagt oder gar gefällt. Der Biber wird bis zu 1,35 Meter groß und wiegt bis zu 35 Kilogramm. Allein sein Schwanz kann bis zu 35 Zentimeter lang werden. In den vergangenen Jahren hat er sich in Hamburg angesiedelt. Er folgte der Elbe stromabwärts, die von der Hansestadt weiterfließt und in der Nordsee mündet.
Werden die Tiere sogar noch weiter Richtung Nordsee ziehen? Es wäre eine Sensation.
Nordsee: Biber beobachten mit Fotofallen
Bereits in Hamburg stehen Biber vor Herausforderungen. Einer, der sich damit auskennt, ist Frederik Landwehr. Er leitet das „Projekt Biber“ der Loki Schmidt Stiftung.
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Mit Fotofallen untersuchen Landwehr und sein Team, wie sich der Biber in Hamburg und Umgebung ausbreitet und wie er sich verhält. Mit den Fallen kommen die Naturschützer den Tieren nahe: Auf den Aufnahmen sei dann auch mal zu hören, wie ein Biber pupst, sagt Landwehr. Ihn fasziniere, wie ähnlich die Tieren den Menschen seien. Sie seien monogam und zwei Generationen leben zusammen.
Die Tiere sind noch recht junge Bewohner der Hansestadt. Erst vor gut zehn Jahren haben sich die ersten von ihnen in Hamburg angesiedelt. Auf der Suche nach neuem Lebensraum hat ihr Weg von Sachsen-Anhalt elbabwärts geführt.
Nordsee: Die Single-Biber
Hätte man ihn 2010 gefragt, wie viele Biber es 2020 in Hamburg geben würde, hätte er 30 oder 40 Biberreviere gesagt. Heute sind es sieben. Die Ausbreitung erfolgt langsamer, als erwartet. Im Gegensatz zu Tieren wie Karnickeln würden sich Biber nur langsam vermehren, so Landwehr.
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Das ist die Nordsee:
- die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
- die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
- die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 700 Meter tief
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Bald beginnt wieder die Paarungszeit. Durchschnittlich ein bis dreieinhalb Junge trage ein Weibchen einmal im Jahr aus, davon überleben im Schnitt anderthalb. Die müssen dann später einen Partner beziehungsweise eine Partnerin finden. „Und da es erst wenige Biber gibt in der Gegend, haben wir hier einige Single-Biber.“
Erfolgreich angesiedelt haben sich die Biber in den Vier- und Marschlanden. Hinterm Deich. Das spielt eine entscheidende Rolle. Mit einem Tidenhub von dreieinhalb Metern sei die Elbe in Hamburg nicht gerade ideal für Biber, sagt Landwehr.
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Das hat mit den Wohnverhältnissen der Tiere zu tun. Der Eingang des Biberbaus liegt unter Wasser. Variiert der Wasserstand zu sehr, ist das ein Problem für den Biber.
Nordsee: Biber meiden Tidebereiche
Das erschwert auch die Suche nach neuen Revieren Richtung Nordsee. Frederik Landwehr stellt klar: „Wenn es ihnen möglich ist, meiden Biber Tidebereiche.“ Auch wenn es ein mühsamer Weg für sie wäre, ist es jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Biber künftig ihren Weg noch weiter elbabwärts finden. Denn Landwehr sagt auch: „Biber sind sehr intelligent und anpassungsfähig.“
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Fakten zum Hamburger Hafen:
- Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen in Deutschland.
- Bis zum Jahr 2014 war Hamburg die Nummer zwei der Häfen in Europa.
- Heute hat die Hansestadt gemessen am Containerumschlag nach Rotterdam und Antwerpen den drittgrößten Hafen Europas.
- Der Hafen Hamburg ist kein klassischer Seehafen, denn er liegt nicht direkt am offenen Meer.
- Vielmehr handelt es sich um einen offenen Tidehafen an der Unterelbe.
- Das bedeutet: Die Gezeiten wirken sich auf den Hamburger Hafen aus.
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Ihm seien bereits Bibersichtungen am Finkenwerder Fähranleger gemeldet worden. Im Hafen hätten Biber kein Problem, Nahrung zu finden. Auch im Kreis Pinneberg, in der Stör und in der Krückau seien die Tiere schon gesichtet worden. Gebiete in Schleswig-Holstein und Niedersachsen seien durchaus geeignet für Biber – die weiten Gebiete, die Priele.
Dass der Biber jetzt wieder im Norden lebt, ist keine Selbstverständlichkeit. In Europa war er Mitte des 20. Jahrhunderts großflächig ausgerottet. Wiederansiedlungen haben Erfolge gezeigt.
Aber sie bringen auch Probleme mit sich. Immer wieder gibt es Ärger zwischen Mensch und Biber. In Bayern beispielsweise klagen Landwirte darüber, dass ihre Felder unter Wasser stehen, weil die Tiere in der Nähe ihre Dämme bauen.
Nordsee: „Die Artenvielfalt der Fische steigt“
In Hamburg sei das Verhältnis zwischen Mensch und Biber bislang entspannt, sagt Landwehr. Neulich habe ein Biber auf einem Privatgrundstück fünf Apfelbäume gefällt. Der Besitzer habe das nicht als Problem gesehen, sondern eher spannend gefunden, dass jetzt ein Biber hier lebt. Im Alten Land, wo die Menschen von den Apfelbäumen leben, wäre die Reaktion wohl anders ausgefallen.
Landwehr sagt, der Biber tue viel für sein Umfeld, vor allem in Naturschutzgebieten, wo man gefällte Bäume liegen lassen kann. „Dann kommt kein großer Hecht mehr ins Gewässer und die Artenvielfalt der Fische steigt.“ Und wenn ein toter Baum stehen bleiben dürfe, würden sich dort verschiedene Insekten ansiedeln, die wiederum Spechte anlocken.
Der Biber habe „so ’ne sympathische Art“, findet Landwehr und sagt, dass er lieber mit dem Biber arbeite als mit dem Wolf. Einem anderen Wildtier, das sich in Deutschland wieder ausbreitet und das mindestens bei Schäfern sehr unbeliebt ist.
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Frederik Landwehr und sein Team werden die Ausbreitung des Bibers im Norden weiterhin genau beobachten. Wer einen Biber gesichtet hat, kann dies der Loki Schmidt Stiftung >>> hier melden.