Die Zahlen, die das Statistische Amt in Schwerin jetzt vorgelegt hat, sprechen eine klare Sprache und sie klingt alles andere als gut. 273 Unternehmensinsolvenzen wurden 2024 in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee gemeldet, ein Anstieg um satte 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders hart getroffen: das Gastgewerbe.
Dort explodierten die Zahlen regelrecht – von 21 auf 32 Verfahren, das sind 52 Prozent mehr. Im Corona-Jahr 2022 waren es gerade einmal elf.
Ostsee: Diese Unternehmen trifft es besonders hart
Ein besonders düsteres Bild zeigt sich bei den Beherbergungsbetrieben. Hotels und Pensionen an der Ostsee geraten zunehmend in Schieflage. 14 Insolvenzen allein im Jahr 2024, mehr als doppelt so viele wie zuvor. Was früher familiengeführte Gasthöfe waren, weicht heute Imbissbuden und Schnellgastronomie ohne Ausbildung, ohne Verankerung, ohne Seele. Für viele vor Ort ist das ein schleichender Verlust ihrer Lebensqualität.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Waldmüller schlägt gegenüber dem „Nordkurier“ Alarm. „Die Insolvenzen sind nur ein Teil einer deutlich tiefergehenden wirtschaftlichen Krise“, warnt er. Immer mehr Ostsee-Betriebe geben auf. Seine Kritik richtet sich auch an die Landesregierung, die er für die instabilen Rahmenbedingungen verantwortlich macht. Hohe Energiepreise, steigende Lohnkosten, Rückforderungen von Corona-Hilfen und ein Bürokratiemonster lassen vielen keine Luft mehr zum Atmen.
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Ostsee: Die Reaktionen sind wenig überraschend
Waldmüller fordert daher nicht nur schnell eine Rückkehr zur reduzierten Mehrwertsteuer im Gastgewerbe, sondern auch klare Konzepte. Ostsee-Tourismus müsse wieder in verlässliche Strukturen überführt werden, nicht in neue Behörden mit unklarem Kurs. Der CDU-Politiker sieht eine „Katastrophe im Gastgewerbe“ aufziehen, wie er dem „Nordkurier“ erklärt. Ein entsprechender Antrag sei bereits in Vorbereitung.
Unterdessen kocht die Debatte in den sozialen Netzwerken hoch. Auf Facebook häufen sich die Kommentare: „Kein Wunder bei den Preisen“ heißt es da oder „Vielleicht wurden auch die Touristen vergrault“. Andere sprechen von einem „bergab“ für Firmen und Lebensqualität an der Ostsee. Auch Kritik an der Politik ist deutlich zu spüren: „Das ‚reiche‘ Deutschland verschenkt einfach zu viel Geld“, schreibt eine Nutzerin. „Die Leute haben einfach kein Geld mehr“, bringt ein weiterer die Sorge vieler auf den Punkt.
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Egal ob Wut, Frust oder Resignation – der Tenor ist eindeutig: Die Menschen vor Ort spüren, dass etwas schiefläuft. „Traurig. Es ist eine Schande“, heißt es in einem der vielen Kommentare. Und weiter: „Wie überall im Land.“ Mecklenburg-Vorpommern ist damit längst kein Einzelfall mehr – die Ostsee wird zur Kulisse einer Krise, die nicht mehr zu übersehen ist.