Noch ein Ort an der Küste der Ostsee kommt an seine Grenzen. Es geht um die allseits bekannte Frage: Wann wird es zu viel mit dem Tourismus? Oder ist die kritische Schwelle an Urlaubern sogar bereits überschritten?
Für eine Wählergemeinschaft im sehr beliebten Grömitz an der Ostsee ist diese Frage klar beantwortet: „Grömitz, meine Heimat, verliert nach und nach an Charme und Gemütlichkeit“, heißt es von Petra Faase. Sie ist Mitglied von „BiG – Bürger in Grömitz“.
Ostsee-Urlaub: Das will die Wählergemeinschaft
Das Problem der Einwohnerin: „Immer mehr Neubauten nach dem Motto: immer höher, größer, weiter entstehen und Grünflächen verschwinden, was letztendlich auch ein Abwasserproblem mit sich bringt.“
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Die Wählergemeinschaft aus dem Ostsee-Ort liegt der Umweltschutz am Herzen, das merkt man schnell. Von Guido Wolf, ebenfalls Mitglied, heißt es:
„Ich wünsche mir ein Grömitz, dass wie ein nachhaltig führender Ort entwickelt wird. Eine Vision und eine Strategie wie Grömitz in 5 Jahren zum Beispiel durch LED-Laternen, Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden, Verkehrskonzepte, sanfter Tourismus usw. wachsen kann und die Einheimischen glücklich und zufrieden mit den Touristen leben.“
Laut Petra Faase stehe Grömitz „kurz vorm Kollaps“. Die Straßen seien überfüllt, genau wie Restaurants und Supermärkte. „Im Winter stehen viele Gebäude leer und Grömitzer Bürger:innen finden keinen bezahlbaren Wohnraum. In meinen Augen keine positive Entwicklung.“
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Nicht nur ein Problem an der Ostsee
Überfüllung, im Winter leerstehende Gebäude, kaum bezahlbarer Wohnraum für Einheimische – alles Probleme, die man auch aus anderen Urlaubsorten in Schleswig-Holstein hört. Ob Sylt oder St. Peter-Ording.
Wünsche wie von der BiG, Grömitz mit LED-Laternen und Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden auszustatten, werden noch am einfachsten zu erfüllen sein. Bei Verkehrskonzepten, sanftem Tourismus und bezahlbarem Wohnraum wird es deutlich schwieriger.
10 Tipps für Urlaub an der Ostsee:
- Rügen
- Bornholm
- Usedom
- Hiddensee
- Fischland-Darß-Zingst
- Poel
- Heiligendamm
- Timmendorfer Strand
- Fehmarn
- Hohwachter Bucht
Auf der Nordsee-Insel Sylt beobachtet zum Beispiel die Bürgerinitiative „Merret reicht’s“ das Geschehen ganz genau und mischt sich regelmäßig ein. Es kommt immer wieder zu Konflikten. Zum Beispiel beim gigantischen Bauprojekt „Dünenpark“, wo ein Mix aus bezahlbarem Wohnraum und Ferienwohnungen entsteht (hier mehr dazu).
„Im Augenblick sieht das Projekt Dünenpark nicht nach dem Glücksfall aus, für den es den Insulanern verkauft wurde“, hieß es von „Merret reicht’s“ zuletzt. Unter anderem, weil die 800.000 Euro für Grundstücke im Dünenpark auf einen Schlag bezahlt werden sollen.
Ostsee: Grömitz befragte seine Bewohner
Ebenfalls auf Sylt wurde schon die Idee von autofreien Zonen diskutiert. Gewerbetreibende in Kampen sprachen sich allerdings dagegen aus, letztlich will man andere Konzepte verfolgen (hier mehr dazu).
Die Wählergemeinschaft aus Grömitz auf der anderen Seite des Bundeslandes hat mit ihren Wünschen wohl einen steinigen Weg vor sich, steht aber längst nicht alleine da mit ihrem Kampf.
Immer wieder kommt es vor, dass Küsten-Orte ihre Einwohner zu Tourismus und Co. befragen. Die Ergebnisse sind dann oft eindeutig: zu viel Verkehr, nicht noch mehr Touristen oder Betten.
Auch in Grömitz wurden die Einwohner schon befragt. Eines der Ergebnisse: Nur ein Prozent der Grömitzer wünscht sich mehr Touristen im Ort, 63 Prozent empfinden die Anzahl als zu hoch, insbesondere in Bezug auf Tagesgäste.
Die Mehrheit der Befragten war der Meinung, dass zu viele Touristen im Ort sind.
Tagestouristen werden dabei häufiger als zu zahlreich angesehen als Übernachtungsgäste.
Nichtsdestotrotz erkannten aber auch zahlreiche Einwohner an, dass der Tourismus die lokale Wirtschaft, Nahversorgung und fördert.
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Balanceakt an der Nordsee und Ostsee
Sylt, Grömitz, St. Peter-Ording und Co. werden die nächsten Jahre weiterhin einen Balanceakt zwischen Tourismus und Lebensqualität für Einwohner führen. Erliegen die Orte dabei den Verlockungen des Geldes und dem „immer, höher, weiter“ oder nicht?
In jedem Fall werden Bürgerinitiativen oder Wählergemeinschaften wie „Bürger in Grömitz“ oder „Merret reicht’s“ dafür sorgen, dass die Stimmen der Einwohner mehr gehört werden.
Aber es werden mit Sicherheit noch viele Kompromisse nötig sein und Streitereien um Bauprojekte und Co. ausgetragen werden.