Im Hafen von Sassnitz auf Rügen schwimmt ein graues Ungetüm – 90 Meter lang und über 4.000 Tonnen schwer. Der Geruch von Metall liegt in der Luft, ein großer Turm wirft lange Schatten. Über eine schmale Rampe gelangt man auf den Rücken des 4,5 Meter hohen Kolosses und blickt in ein dunkles Loch.
Der Eingang in einen Berg aus Stahl, der schon viel von der Welt gesehen hat: Das britische U-Boot „HMS Otus“. Rügen ermöglicht Besuchern seit 2002, das Innere des U-Bootes als Museumsgäste zu erkunden. Und die bedrückende Atmosphäre geht oft nicht spurlos vorüber.
Rügen: Der Besuch des U-Boots hat es in sich
Enge Gänge, massive Stahltüren und runde Luken, die sich nur geduckt durchsteigen lassen. Wer den Abstieg ins U-Boot gewagt hat, fühlt sich selbst wie ein Teil dieser großen Maschine, viel Bewegungsfreiheit gibt es nicht. Jeder Zentimeter beherbergt Stahlhebel, Messgeräte, armdicke Kabelstränge.
Komfort gibt es wenig, selbst die Betten sind dicht gedrängt, neben kleinen Gemeinschaftsschränken für die Mannschaft. Auf so engem Raum war dazu die Verpflegung streng rationiert: Für Wäsche, Essen und Trinken hatte jedes Besatzungsmitglied täglich nur drei Liter Wasser zur Verfügung.
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Carmen und Christian vom Youtube-Channel „Geh Raus“ haben das Museums-U-Boot besucht und waren überwältigt von der Atmosphäre. Sie haben sich größtenteils wortlos durch die engen Gänge des U-Bootes bewegt und Christian ist sichtlich ergriffen, als er im Maschinenraum steht. „Das ist schon ganz schön beeindruckend, aber auch bedrückend“, sagt er.
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Das ist Rügen:
- Insel vor der Ostseeküste Vorpommerns
- Flächengrößte und bevölkerungsreichste Insel Deutschlands
- Etwa 70.000 Menschen leben hier
- Rügen ist zehnmal größer als Sylt
- Auf der Insel gibt es 100 Sonnenstunden pro Jahr mehr als in München
- Neben Stränden gibt es auf Rügen auch viele Naturschutzgebiete
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Die Kombüse (die Bordküche), komplett aus blankem Stahl, wirkt winzig im Vergleich zu den massiven Motoren im hinteren Teil. Erklärungstafeln überall im Schiff lassen die Atmosphäre zu aktiven Zeiten erahnen. Mit dröhnender Lautstärke haben Dieselgeneratoren und Elektromotoren damals das U-Boot angetrieben.
Auf bis zu 300 Metern Tiefe war die Besatzung nur durch circa drei Zentimeter dicke Stahlwände von den Wassermassen rundherum getrennt. Und wenn die Crew im Notfall rausmusste, ging das nur über die Notschleuse, ein enges Rohr, in das sich jeweils nur eine Person quetschen konnte. Liegt das U-Boot zu tief, können die Trommelfelle beim Aufstieg wegen des hohen Wasserdrucks platzen.
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Rügen: Ein Weltrekordhalter im Hafen von Sassnitz
1987 wurde der Notausstieg getestet, zunächst aus einer Tiefe von 30 Metern. Doch ein Kommandant und ein Unteroffiziers-Ausbilder verließen das U-Boot bei einer Tiefe von 183 Metern! Dieser Weltrekord gilt bis heute als ungebrochen, die beiden U-Boot-Fahrer kamen ohne bleibende Schäden an der Wasseroberfläche an.
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Von 1963 bis 1991 war das U-Boot für die britische Royal Navy unterwegs, bis es schließlich stillgelegt wurde und heute Besucher aus aller Welt anlockt. Der Geruch, der beengte Raum und die vielen Maschinenteile machen den Besuch zu einem bedrückenden, aber sehr spannenden Erlebnis.
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Laut zwei ehemaligen Besatzungsmitgliedern, welche die HMS Otus om Jahr 2004 besucht haben, ist der Geruch jedenfalls noch der gleiche wie früher. Und auch sonst hat sich nicht viel verändert. Nur durch die Notschleuse muss heute niemand mehr aussteigen – Museumsbesucher nehmen bequem die Treppe. (wip)