Rügen zählt auch in diesem Jahr zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Kreidefelsen, weiße Strände und jede Menge Natur locken Menschen aus allen Bundesländern auf die Ostsee-Insel.
Längst jedoch reichen die Übernachtungsmöglichkeiten auf Rügen nicht mehr aus, um den wachsenden Ansturm zu bewältigen. Weit im Voraus sind Hotels, Ferienhäuser und Campingplätze ausgebucht. Investoren wittern ihre Chance und halten nach neuen Baugebieten Ausschau. Unweit des Nationalparks Jasmund steht nun ein neues Großprojekt in den Startlöchern. Bei Bürgern der Insel regt sich Widerstand.
Rügen: Hotelkomplex in der Natur geplant
Während im Norden bereits die Planungen für das Mega-Projekt „Baltic Island Eco Resort“ auf Hochtouren laufen (MOIN.DE berichtete), nimmt nun auch ein anderes Vorhaben Formen an.
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In Promoisel in der Gemeinde Sagard ist ein weiterer, riesiger Hotelkomplex geplant, das „Kreidesee-Biotop-Hotel Promoisel“. Konkret geht es um eine Anlage von über 53.000 Quadratmetern mit 240 bis 280 Betten. Auch eine eigene Strom- und Wasserversorgung sowie eine neue Zufahrtsstraße sind geplant. Kostenpunkt: Etwa 50 Millionen Euro, informiert die Bürgerinitiative „Lebenswertes Rügen“ in einem Flugblatt.
Bisher führt eine uralte Kopfsteinpflasterstraße in das beschauliche Örtchen. Von hier aus lassen sich zahlreiche Kraniche und Schwäne beobachten, Hügelgräber aus der Kreidezeit locken hin und wieder Besucher an. Knapp 400 Bürger wohnen in Promoisel. Und viele von ihnen fürchten das, was bald auf sie zukommen könnte.
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Das ist Rügen:
- Insel vor der Ostseeküste Vorpommerns
- Flächengrößte und bevölkerungsreichste Insel Deutschlands
- Etwa 77.000 Menschen leben hier
- Rügen ist zehnmal größer als Sylt
- Auf der Insel gibt es 100 Sonnenstunden pro Jahr mehr als in München
- Neben Stränden gibt es auf Rügen auch viele Naturschutzgebiete
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Während bei den Anwohnern die Sorgen wachsen, ist die Gemeinde offenbar angetan. Der Bauausschuss habe den Projektplan an die Vertretung weitergereicht, informiert die Bürgerinitiative.
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Sollte die das Vorhaben genehmigen, so hat das Planungskonsortium der Gemeinde 500.000 Euro als nicht zweckgebundenes Geschenk für „Infrastrukturmaßnahmen“ zugesagt. Hinter den Investoren verbirgt sich eine Erbengemeinschaft namens Breidenstein. Auch eine Firma für den Bau steht bereit.
Rügen: Bürgerinitiative fürchtet Lärm und Verkehr
„Ist die entsprechende Infrastruktur erst geschaffen, wird man gewiss über kurz oder lang noch ein weiteres Hotel hierhin und eine Wellnessanlage dorthin bauen. Noch mehr Beton, noch mehr Verkehr“, heißt es dazu seitens der Bürgerinitiative. Sie fordert daher: „Der Fremdenverkehr auf Rügen darf nicht mehr zunehmen.“
Weiter heißt es: „Wenn es ungebremst weitergeht wie bisher, verwandelt sich die einst so idyllische Insel immer mehr in eine Betonwüste ohne Erholungswert. Am Ende bleiben die Touristen weg und mit ihnen die Einnahmen – aber die Natur ist unwiederbringlich verschandelt.“
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Wie es mit dem Projekt weitergeht, wird in den kommenden Monaten entschieden. Die erste Planungsphase ist bereits abgeschlossen. Um noch Einfluss auf den Mega-Bau zu nehmen, hat die Bürgerinitiative dazu aufgerufen, an der Gemeindevertretersitzung teilzunehmen. Am 15. Dezember findet diese um 18 Uhr im Feuerwehrhaus von Sagard statt. (mik)