Wer im Raum Flensburg wohnt, der kennt sich mit der Ostsee aus. Die Stadt liegt direkt am Meer und ist genau wie das benachbarte Glücksburg ein begehrtes Urlaubsziel. Doch natürlich wollen sich die Bewohner aus der Gegend auch mal an anderen Orten die frische Ost-Luft um die Nase wehen lassen. Auf Rügen zum Beispiel.
Dorthin trieb es eine Frau aus der Nähe von Flensburg kürzlich. „Rügen ist schön, landschaftlich wunderschön“, resümiert sie nach einer Woche Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern. Doch es gab eine Sache, die ihr zusetzte. Und da ist sie nicht die erste in den letzten Monaten.
Rügen: Abzocke auf der Insel?
„Den Menschen, die dort arbeiten (und leben?) fehlt die Leichtigkeit, die Freundlichkeit, die Preise sind so dermaßen unverschämt, es ist eigentlich alles nur auf ‚Touri-Abzocke‘ ausgerichtet“, meint die Schleswig-Holsteinerin in einem Facebook-Beitrag mit ziemlich drastischen Worten. Als Beispiel führt sie die Parkplätze am Leuchtturm Kap Arkona an, wo sie 6,50 Euro habe bezahlen müssen, was sie mit „Wahnsinn“ kommentiert.
Was die Frau außerdem störte: „Bei einer Bäckerei in Sellin wurden vor unserer Nase die belegten Brötchen weggeschmissen (davon wollten wir was kaufen, wir haben entsetzt zugesehen). Auf Nachfrage gab es die Antwort ‚die liegen zu lange‘ und neue würden nicht mehr geschmiert, sie würden ja in zehn Minuten schließen.“
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In einem Geschäft habe man ihrem Mann außerdem gesagt, „Moin“ sage man nur zu Einheimischen. Sie fragt sich deswegen, ob nur sie diese Sachen so negativ empfunden habe.
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Das ist Rügen:
- Insel vor der Ostseeküste Vorpommerns
- Flächengrößte und bevölkerungsreichste Insel Deutschlands
- Etwa 77.000 Menschen leben hier
- Rügen ist zehnmal größer als Sylt
- Auf der Insel gibt es 100 Sonnenstunden pro Jahr mehr als in München
- Neben Stränden gibt es auf Rügen auch viele Naturschutzgebiete
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Nicht außer Acht lässt die Frau in ihrem Bericht aber auch das für sie Positive an der Insel: „Wirklich gut gefallen hat uns Binz, mit seiner Bar am Strand, mit kleinen Seitenstraßen, mit seinem freundlichen Charme. Und Putbus, wo wir uns auf die Suche nach dem verlorenen Schloss gemacht haben. Dort war es so wundervoll friedlich und hat nicht mal Eintritt gekostet.“
Große Rügen-Diskussion losgetreten
Mit dem Beitrag löst die Frau eine ausschweifende Diskussion unter den Menschen aus. Wie eingangs erwähnt, ist sie nicht die erste in diesem Sommer, die sich über unfreundliches Personal auf Rügen beschwerte. Erklärungen dafür gibt es viele:
Die hohe Arbeitsbelastung zum Beispiel, weil es wenig Personal und viele Gäste gibt. Dazu teilweise wenig Lohn und auch anstrengende Gäste, die ihrerseits für schlechte Stimmung sorgen und das Personal stressen.
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5 Tipps für Urlaub an der Ostsee:
- Rügen
- Usedom
- Hiddensee
- Fischland-Darß-Zingst
- Heiligendamm
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Das alles sind aber Phänomene, die man auch aus anderen Urlaubsorten immer wieder hört. In Heiligenhafen an der Ostsee in Schleswig-Holstein muss ein Restaurant wegen Personalmangels bald schließen (>> hier mehr dazu).
Viele andere Rügen-Urlauber melden sich unter dem Beitrag der Frau zu Wort und berichten von durchweg positiven Erfahrungen: Alles und jeder auf der Insel sei nett zu ihnen gewesen.
Rügen: Harte Schale, weicher Kern
Eine Frau, die von Bayern nach Rügen gezogen ist, meint zudem, sie „verstehe, dass der erste Eindruck so sein kann (und bei mir auch tatsächlich so war). Das hat sich aber relativ schnell geändert. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen. Harte Schale, weicher Kern trifft es da ganz gut.“
Wo immer wieder Menschen der Beitragsverfasserin zustimmen, sind die teilweise zu hoch empfundenen Preise auf der Insel. Nicht nur über teure Parkplätze wird sich beschwert, auch über kostspielige Fischbrötchen oder den Klassiker: Happige Miet- und Immobilienpreise. Genau wie steigende Spritkosten, die es aber ja überall gibt.
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Ein Rüganer gibt zum Besten: „Na, was meinst du, wie es uns Einheimischen geht. Wir müssen auch diese Parkgebühr, Preise usw. bezahlen, wenn wir etwas unternehmen! Und wir verdienen hier noch lange nicht das, was euch vorgegaukelt wird.“
Rügen: Bald steigende Löhne?
Die Inflation im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern liegt im September mit 4,4 Prozent übrigens über der deutschlandweit ermittelten Rate von 4,1 Prozent, wie das Statistische Landesamt am Montag mitteilte. Als Hauptgrund nannte ein Experte des Statistikamtes in Schwerin am Montag die hohen Energiepreise.
Gut möglich, dass sich einige Beschäftigte auf Rügen zumindest bald über steigende Löhne freuen können. Sollte ein Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP im Bund zustandekommen, soll der Mindeslohn auf zwölf Euro erhöht werden.
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In Mecklenburg-Vorpommern holt sich Manuela Schwesig wohl zudem die Linkspartei statt der CDU mit in die Regierung. „Jetzt besteht die Chance, unser Land aus dem Lohnkeller zu holen, die Wirtschaft zu stärken sowie die Kinder, Jugendlichen und Familien in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen“, sagte die Sprecherin der Sondierungsgruppe der Linkspartei, Simone Oldenburg.
Eines dürfte aber sich sein: Steigende Löhne für Beschäftigte werden die Preise für Urlauber eher nach oben treiben statt nach unten. (rg mit dpa)