In Hamburg, Schleswig-Holstein und allen anderen Bundesländern werden in den nächsten Wochen und Monaten noch einige Fragezeichen bei Gaskunden auftauchen. Grund sind die Stadtwerke aus Flensburg.
Die verkaufen Energie nämlich nicht nur an Einwohner der Fördestadt. Der offene Markt ermöglicht es Versorgern, überall in Deutschland ihre Produkte zu veräußern. Das etwa 150 Kilometer entfernte Hamburg spielt für die Stadtwerke aus Flensburg eine große Rolle – denn dort gibt es viele Endverbraucher.
Stadtwerke Flensburg kündigen außerhalb von Schleswig-Holstein
Das liegt vor allem am größten Wohnungsunternehmen in der Hansestadt, der SAGA. Die schloss für ihre rund 55.000 Mieter mit Gasheizung einst einen Vertrag mit den Stadtwerken in Flensburg ab.
Wegen der Energiekrise entschloss man sich nun bei den Stadtwerken in der Fördestadt zu einem radikalen Schritt: auslaufende Verträge mit Privatkunden außerhalb von Schleswig-Holstein werden nicht verlängert. In Hamburg und dem Rest von Deutschland bekamen Gaskunden zuletzt Briefe, in denen sie darüber aufgeklärt wurden. Die zehntausenden Hamburger SAGA-Mieter sind davon allerdings nicht betroffen. Weil es sich bei ihnen nicht um Privatkunden handelt.
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Bis einschließlich 2024 läuft der SAGA-Vertrag mit den Stadtwerken Flensburg noch – und vielleicht sogar darüber hinaus. „Wir werden rechtzeitig vor Auslaufen des Vertrages mit der SAGA über eine Weiterbelieferung sprechen“, sagt Sprecher Peer Holdensen von den Stadtwerken in Flensburg zu MOIN.DE.
Das Besondere an der Vereinbarung ist: der Vertrag hat laut „Hamburger Abendblatt“ keine Preisbindung, stattdessen werden die Preise monatlich angepasst. Für die Stadtwerke aus Flensburg in diesen Zeiten, wo der Gaspreis oft nach oben schießt, ein Glück.
Privatkunden sind hingegen mit Abschluss ihres Vertrages in der Regel langfristig an einen Preis gebunden. Viele Energieversorger sträuben sich in diesen Zeiten, Verträge abzuschließen, weil niemand weiß, ob ein jetzt festgesetzter Preis in ein paar Monaten noch „gut“ ist. Auslaufende Verträge werden teilweise nicht verlängert oder sogar keine Neukunden aufgenommen.
Ein paar Fakten über Flensburg in Schleswig-Holstein:
- Flensburg ist eine große kreisfreie Mittelstadt im Norden von Schleswig-Holstein
- Nach Kiel und Lübeck ist Flensburg mit rund 90.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Bundeslandes
- Kleine Kapitänshäuser und Gassen, Kirchen und der Museumshafen verleihen der Stadt ihren maritimen Charme
- Der Nähe zu Dänemark verdanken die Flensburger ihre ganz eigene „Sprache“ – Petuh
Stadtwerke in Flensburg, Schleswig-Holstein: Glück für Privatkunden aus Hamburg
Das heißt nun also: die SAGA-Mieter in Hamburg werden weiterhin über die Stadtwerke Flensburg mit Gas versorgt und müssen die regelmäßig angepassten und aktuell hohen Preise hinnehmen.
Das Unternehmen verteidigte den Vertragsabschluss kürzlich in einem Statement und verwies darauf, dass die Mieter einst von den günstigen Preisen profitierten. Die Zeiten sind nur leider vorbei, spätestens seit dem Krieg in der Ukraine. Wer also in einer der oft günstigen SAGA-Wohnungen lebt, sollte in den nächsten Monaten beim Heizen achtsam sein…
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Und wie geht es für die Privatkunden außerhalb der SAGA oder dem Bundesland Schleswig-Holstein weiter? Sie werden keinen neuen Vertrag bei den Stadtwerken in Flensburg bekommen. Wie viele Kunden es in Hamburg gibt, wollte der Sprecher unserer Redaktion auf Nachfrage „aus internen Gründen“ nicht mitteilen.
In sozialen Netzwerken tauschen sich überraschte Kunden bereits über die Folgen aus und geben sich teilweise entsetzt. Wessen Gasvertrag ausläuft und wer keinen neuen abschließt, der fällt erst mal in die Gas-Grundversorgung. Der Anbieter variiert von Stadt zu Stadt, in Hamburg ist es E.ON.
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Vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine galt die Grundversorgung in der Regel als teuer. Doch mittlerweile muss das nicht unbedingt mehr so sein. Denn tatsächlich gehört die Grundversorgung von E.ON auf dem Markt in Hamburg aktuell zu den günstigeren Alternativen. Somit zeigen sich auch Betroffene in der Hansestadt, für die die Kündigung durch die Stadtwerke Flensburg zunächst eine unschöne Überraschung war, aktuell relativ entspannt.