Es ist geschmacklos, es ist beschämend, es rückt Sylt zu Beginn der Feriensaison in ein übles Licht. Alle Klischees über die Insel der arroganten Reichen scheinen sich in dem 14-Sekunden-Clip zu bestätigen, der seit Donnerstag im Netz die Runde macht.
Rich Kids, alle unter 30, die im Pony-Club in Kampen Schampus schlürfen und ihre Verachtung für die da unten zeigen. Die da unten, die nicht dazugehören sollen, sind „Ausländer“. Sie sollen „raus“. Aber damit ist dieses Video mehr als ein Sylt-Problem. Ein Kommentar.
Nazi-Parolen: Aber im Elternhaus putzt jemand mit Migrationshintergrund
Die Welle der „Nazi-Parolen“ zur Melodie von „L‘amour toujours“ ist von ostdeutschen Dorfdiskos nun auf die Nordseeinsel geschwappt. Mitsamt Hitlergruß.
Da grölen junge Menschen mit, die sich als Elite empfinden. Die möglicherweise im Ausland studiert haben und bei internationalen Firmen gutes Geld verdienen. Deren Elternhäuser und Gärten von Menschen mit Migrationshintergrund gereinigt und gepflegt werden.
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Diejenigen, die jetzt im Clip identifiziert werden und auch Ärger mit der Polizei bekommen, dürften ihr Verhalten als Party-Ausrutscher verharmlosen. Über diesen einzelnen Vorfall hinaus sollte aber der Rechtsruck ins Blickfeld rücken, den dieses Land erlebt.
Vorfall auf Sylt: Deutschland will bei der EM 2024 guter Gastgeber sein
„Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ wird skandiert – rund zwei Wochen vor der Europawahl, bei der die AfD trotz aller Enthüllungen und Skandale mindestens 15 Prozent Zustimmung erwartet. Die Rechtsaußen-Partei hat mittlerweile eine Stammwählerschaft, die sich nicht mehr abbringen lässt von diesem Weltbild.
Es sind zum großen Teil nicht die Abgehängten, die ihr Kreuz bei der AfD machen. Nicht diejenigen, die aus Frust aufgrund von Wohnungsmangel wegen vieler Flüchtlinge so wählen. Auch nicht diejenigen, die in Vierteln mit 70 Prozent Migrantenanteil leben. Es sind vielmehr jene, die sich abschirmen wollen. Ob in der ostdeutschen Provinz als „freie Sachsen“ oder in Kampen. Die anderen sollen wegbleiben und nicht stören.
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Im Netz geht der Clip international steil. Dabei will dieses Land im Sommer doch ein guter Gastgeber sein. Kurz vor Beginn der EM 2024 ist all das keine gute Werbung für Deutschland.