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Sylt: Große Änderung soll kommen – und Spuren der Vergangenheit verwischen

Schon seit Jahren wird die Diskussion um den Hindenburgdamm nach Sylt geführt. Nun kommt wieder Schärfe in die Debatte.

© IMAGO / Zoonar

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Immer wieder kommt es vor, dass in Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern Straßen oder auch Plätze neue Namen bekommen. Der Grund, vereinfacht gesagt: Die Menschen, nach denen sie benannt sind, haben doch nicht so rühmliche Dinge in ihrem Leben getan. Dazu gehört auch der ehemalige General Reichskanzler Paul von Hindenburg. Nach ihm ist auch der berühmte Damm durch die Nordsee nach Sylt benannt. Jedenfalls im Volksmund. Offiziell ist er so nie getauft worden. Der Damm befindet sich im Eigentum der Deutschen Bahn.

Der Name Hindenburgs wurde in Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern in der Vergangenheit schon von diversen Orten gestrichen. Trifft es nun auch die Strecke nach Sylt, die jährlich Hunderttausende Menschen befahren?

Sylt: „Historisch äußerst bedenklich“

Von diversen Plätzen, Promenaden und Straßen verschwand der Name Hindenburg schon für immer. So zum Beispiel in Lübeck. Nach einer langen Debatte benannte die Stadt den Hindenburgplatz 2019 in „Republikplatz“ um.

Ein anderes Beispiel: Schon im Januar 2014 beschlossen SPD, Grüne und Linke in Kiel mehrheitlich die Umbenennung des Hindenburgufers. Gemeinsam mit der CDU-Fraktion wurde zudem entschieden, Hindenburg aus der Liste der Ehrenbürger zu streichen. Der bereits für einen Teil der Fördepromenade bestehende Name „Kiellinie“ wurde auf das gesamte Hindenburgufer übertragen.

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Wie die „Sylter Rundschau“ berichtet, hat Hermann Fricke, Niedersachse und langjähriger Sylt-Urlauber, eine Petition beim Petitionsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags eingereicht und zusätzlich an die Deutsche Bahn geschickt. Das Ziel: Eine Umbenennung de Hindenburgdamms. Er findet es laut des Berichts „historisch äußerst bedenklich, nachgerade unerträglich“, dass dieser so heißt.

„Hindenburgs fatale und finstere Seiten lasten heute noch wie eine dunkle Wolke der Verdrängung, Verblendung, Verstocktheit und Schuldabwehr auf dem Hindenburgdamm!“ 

Hermann Fricke

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Sylt: Streitbare Person

Der Grund für das Vorgehen des Rentners ist vor allem die Rolle des ehemaligen Reichskanzlers in Bezug auf Adolf Hitler. Denn Hindenburg trug einen entscheidenden Teil dazu bei, dem Diktator und Massenmörder den Weg zur Machtergreifung zu ebnen. Er ernannte ihn 1933 zum Reichskanzler.

Und nicht nur das: Im Ersten Weltkrieg spielte Hindenburg eine große Rolle als Oberbefehlshaber und Teil der Oberen Heeresleitung. Deutschland griff damals andere Nationen an. Später, als der Krieg schon so gut wie verloren war, drängte Hindenburg auf Waffenstillstandsverhandlungen. Für viele gilt er auch als Kriegsverbrecher.


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Eine Umbenennung des Damms wäre für viele Sylt-Urlauber mit Sicherheit eine einschneidende Veränderung. Touristen romantisieren ihn oft, weil er als Symbol für den „richtigen“ Beginn des Urlaubs auf der Insel steht. Oder im Falle eine Abreise für das Ende der schönen Zeit.

Das Bauwerk zwischen Festland und Insel ist ein Abschnitt der Strecke Elmshorn – Westerland und trägt, wie jede Strecke der Deutschen Bahn, eine interne Nummer: 1210. Dass die Bezeichnung „Hindenburgdamm“ sich im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert hat, rührt den Angaben zufolge wahrscheinlich aus der Gegebenheit, dass der damalige Reichspräsident Paul Hindenburg bei der Eröffnung der Dammes anwesend war.

Sollte die Petition Erfolg haben, käme also eigentlich gar keine Umbenennung in Frage, sondern der Damm würde überhaupt das erste Mal einen richtigen Namen bekommen. (mit dpa)