Schlechte Nachrichten für die beliebte Nordsee-Insel Sylt.
Jährlich verliert die Urlaubsinsel Landmasse, was dazu führt, dass Sylt unweigerlich immer weiter schrumpft. Um die Landflächen zu retten, hat die Insel spezielle Maßnahmen getroffen doch Experten warnen nun.
Sylt: Rettungsplan hat massive Folgen
Um den Schrumpf-Prozess zu vermeiden, werden jedes Jahr Millionen Kubikmeter Sand an die Strände gespült. Das kostet viel Geld und ist aufwendig.
Experten warnen nun vor den massiven Folgen für die Natur.
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Franziska Staudt ist Geowissenschaftlerin und Küsteningenieurin beim Danish Hydraulic Institute (DHI) im dänischen Hørsholm. Sie erklärt, wie sich die Sandaufspülungen auf die Natur auswirken.
„Generell sind die Aufspülungen ein Eingriff in das natürliche Gleichgewicht, der auf zwei Arten geschieht. Der aufgespülte Sand am Strand bedeckt die vorhandenen Organismen. Die Lebewesen in diesem Bereich sind an der Westküste aber sowieso an dynamische Veränderungen ihres Lebensraums durch die Wellenenergie gewöhnt und können sich schnell anpassen“, sagte die Expertin gegenüber dem „SHZ“.
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Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
- Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
- Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
- Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
- Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
- Die Insel erreicht man mit dem Auto vom Festland mit dem Sylt-Shuttle der DB und dem Autozug, dazu verkehren Nahverkehrszüge und Inter City Züge der DB.
- Auch über den Flughafen Sylt ist die Insel per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen
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Die Wissenschaftlerin erklärt außerdem: „Je weiter der Sand in Richtung der Dünen oder in Richtung Offshore im Meer aufgespült wird, desto weniger sind die Organismen an Dynamik gewöhnt.“ Die Organismen brauchen also viel Zeit, um sich wieder anzusiedeln oder sie sterben.
Dies wirke sich auch auf die Nahrungskette aus. „Arten im Benthos verschwinden, wodurch zum Beispiel einige Seevögel nicht mehr ausreichend Futter hätten“, erklärt Franziska Staudt.
Sylt: Wie sieht die Zukunft der Insel?
Die Expertin rät laut „SHZ“: „Aus umweltwissenschaftlicher Sicht ist es natürlich immer am besten, die Umwelt zu lassen, wie sie ist“.
Würde man die Sandaufschüttungen einstellen, hätte das allerdings dramatische Folgen für die Insel: „Sylt ist ungebremst der Nordsee ausgesetzt, spült man keinen Sand auf, ginge es schnell. Wenn man die Küstenlinie halten möchte, sind Sandaufspülungen die einzige Möglichkeit. Eine gute und schnelle Maßnahme und nachhaltiger als Beton. Das ist aber eben nicht ohne Umwelteinflüsse möglich“, sagt die Expertin.
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In den nächsten 100 Jahren soll der Meeresspiegel um einen Meter steigen. Sander erklärt zum Hintergrund: „Sylt gehört zu den sogenannten Barriereinseln. Das sind Sandhaufen, die sich auf natürliche Weise gebildet haben und sehr dynamisch auf die Wellenenergie reagieren.“
Durch die Sandaufspülungen soll dieser mehr oder weniger bewegliche Naturraum künstlich an einem Ort gehalten werden. „An Sand mangelt es dafür nicht. Wir werden auch nicht absaufen, sondern die Insel wird sich eher in Richtung Festland verlagern, weil der aufgespülte Sand vom Weststrand um die Inselspitze herum auf die Wattseite wandert“, sagt Franziska Staudt im Gespräch mit dem „SHZ“.
Die Sandaufspülung sei demnach momentan die beste Möglichkeit, um Sylt so zu erhalten. Die Natur müsse in diesem Fall zurückstecken. (mae)