Auf Sylt wird derzeit heiß diskutiert und natürlich ging es dabei mal wieder um den Club-Skandal, der einfach nicht aussterben will. Auf der Urlaubsinsel sorgt ein Vorschlag der Künstlerin Sonja Yakovleva für gewaltigen Gesprächsstoff.
Ausgerechnet der traditionsreiche „Pony Club“ in Kampen aus Sylt soll, wenn es nach ihr geht, geschlossen werden und einem Etablissement der besonderen Art weichen.
Pony Club vor dem Aus: Kommt jetzt das Frauen-Laufhaus auf Sylt?
Was auf den ersten Blick wie eine schrille Idee wirkt, ist in Wahrheit ein ernst gemeinter Vorschlag und ein politisches Statement. Yakovleva, deren aktuelle Ausstellung „Reizklima“ in Berlin zu sehen ist, beschäftigt sich intensiv mit der kulturellen, historischen und sexuellen Landschaft Sylts. Ihre Kritik am Pony Club ist dabei deutlich, wie sie im Interview mit der „Welt“ mitteilt: „Der „Pony Club“ hatte im Laufe seiner Geschichte immer wieder unterschiedliche Betreiber. Seit 2020 ist es ein Szenegastronom aus Hamburg. Man versucht dort, an die glorreichen 60er auf Sylt anzuknüpfen.“
Tatsächlich scheint der einstige Jetset-Hotspot, wo früher Champagner in Strömen floss, heute nur noch ein Abklatsch vergangener Größe. Seit den Nullerjahren kämpfen die Betreiber mit GEMA-Gebühren, Lärmbeschwerden, Sponsoren-Drama und zuletzt mit den rechtsextremen Vorfällen. Gäste, die „Ausländer raus“ grölten, machten den Club zum Symbol einer traurigen Schieflage. Für Yakovleva ist klar, nach all dem braucht es einen radikalen Schnitt.
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Künstlerin schockt Sylt: Puff statt Partylocation
Sie schlägt vor, den „Pony Club“ zu schließen und die Räumlichkeiten drei Frauen zu überlassen, die dort ein modernes Laufhaus für Frauen eröffnen. Kein klassisches Bordell, sondern ein Ort weiblicher Lust, Selbstbestimmung und Inszenierung. „Ich fände es gut, wenn der Club nach all dem schließt, drei Frauen einen Neuanfang starten und daraus ein Laufhaus für Frauen machen. Die Insel ist sehr schön, es gilt, sie neu zu besetzen“, sagt sie der „Welt“. Es gehe darum, sich Räume zurückzuerobern, auch symbolisch. In ihrer Ausstellung verarbeitet Yakovlva Fundstücke aus dem Westerländer Archiv.
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Artikel über die FKK-Kultur der Nachkriegszeit, über die vermeintliche sexuelle Revolution, über die Art und Weise, wie weibliche Nacktheit zur Verfügung gestellt wurde, sei es auf dem Pferd, im Auto oder in der Brandung. Yakovlevas Vorschlag ist ein Aufruf zum Wandel. Sylt, so die Künstlerin, sei ein von Image überlagertes Paradies, das in Wahrheit längst zerrissen ist zwischen Glanz und Gier, zwischen Sehnsucht und Spießigkeit. Der „Pony Club“ sei nur das Symbol dafür, wie festgefahren vieles auf der Insel sei.