Bei den Stichworten „Punkte“ und „Verkehr“ dürften mittlerweile vor allem die Bewohner auf Sylt selbst genervt die Augen verdrehen. Damit sind nicht die Punkte gemeint, die Verkehrssünder in Flensburg ansammeln, sondern die bunten „Begegnungszonen“ in Westerland, die mittlerweile deutschlandweit bekannt sind.
Seit Monaten ist Sylt Bühne eines Schauspiels, das in der Fernsehzeitung unter dem Kunstwort „Tragikkomödie“ zu finden wäre. Denn viele wissen schon lange nicht mehr, ob sie beim Anblick des Spektakels lachen oder weinen sollen.
Sylt: Pleiten, Pech und Punkte
Urheber des Debakels mitten in Westerland ist Bürgermeister Nikolas Häckel. Trotz beschlossenem Nothaushalt ließ er mitten in der Innenstadt des Insel-Ortes bunte Punkte auf den Boden malen.
Die „Begegnungszonen“ sollen den Verkehr im Ortskern beruhigen – doch inzwischen wollen viele Sylter von Ruhe und Harmonie nichts mehr wissen. Die Wut auf den teuren Verkehrsversuch wird immer größer. Denn der galt schon vor Beginn als hoffnungslos gescheitert, dann lösten sich die kostspieligen Punkte im Regen auf.
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Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
- Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
- Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad (Kurort) wurde
- Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel
- Zum Vergleich: Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
- Die Insel erreicht man mit dem Auto vom Festland mit dem Sylt-Shuttle der DB und dem Autozug, dazu verkehren Nahverkehrszüge und Inter City Züge der DB.
- Auch über den Flughafen Sylt ist die Insel per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen
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Der Clou: Häckel ließ noch einmal 11.500 Euro Steuergelder fließen. Nachdem nun sogar Mario Barth die Inselgemeinde öffentlich verspottete (>>> hier mehr lesen), kocht der Zorn nicht nur auf Sylt erneut hoch.
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Ideen gibt es reichlich auf Sylt
Vor allem in den sozialen Netzwerken schließen sich Kritiker kurz, die Stimmung ist aufgeheizt bis brodelnd. Immer wieder merken Bürger auf Sylt an, die Steuergelder seien an anderer Stelle besser aufgehoben.
Damit distanzieren sich die aufmerksamen Insulaner, vielleicht sogar bewusst, vom reinen Wutbürgertum. Denn sie machen klare Vorschläge. Bereits in der Vergangenheit wurden fehlende Spielplätze sowie Skateparks für die Jugend und brachliegende Bauflächen angeprangert.
Neben der „Verschwendung“ von Steuergeld wollen viele auch eine gewisse Arroganz im Rathaus der Insel erkannt haben. Das Gemeindeoberhaupt Nikolas Häckel trotz Kritik und Spott so stoisch an seinem Projekt festhält, löst vielerorts Fassungslosigkeit aus.
Sylt: Der Bürgermeister hat wohl nichts zu lachen
Andere Bundesbürger sehen ihr Heil angesichts der bunten Punkte nur noch im Humor. Unter einem Beitrag zu „Mario Barth deckt auf“, in dem das Verkehrsprojekt thematisiert wurde, finden sich zahllose Stimmen, die das „aufgedeckte“ Vorhaben offen verhöhnen.
Es verstehe immer noch niemand, was „das mit den Punkten“ denn nun eigentlich solle, heißt es. Alberne Vergleiche der bunten Punkte mit einem Bällebad, einer Torwand oder „Vier gewinnt“, machen die Verzweiflung der rasch wachsenden Insel-Opposition deutlich.
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Auch Mario Barth selbst kommt bei auffallend vielen Menschen nicht ganz so gut weg. Doch die Wut auf Nikolas Häckel verbindet. Wer dieser Tage durch Westerland schlendert und „Begegnungszonen, kennste?“ fragt, wird wohl einiges zu hören bekommen. (wip)