Die Menschen in Deutschland werden immer älter, die Zahl an jungen Menschen dahingegen sinkt. Der demographische Wandel ist mitten in Deutschland angekommen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, sei jede zweite Person heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre.
Angesichts dessen fordert Wirtschaftsweise Monika Schnitzer einige Änderungen im deutschen Rentensystem. Das steckt dahinter!
Rente: Junge Menschen sollen länger arbeiten
Das Renteneintrittsalter soll stufenweise für Männer und Frauen auf 67 Jahre steigen. Die Rente mit 63 erlaubt, früher mit dem Arbeiten aufzuhören. Doch Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates, besser bekannt als „die Wirtschaftsweisen“, ist dagegen. „Wer das macht, hat zwar 45 Jahre eingezahlt und war sehr lange beschäftigt. Aber sie werden auch sehr lange in Rente sein. Das funktioniert nicht“, betont die Ökonomin im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ).
Ähnlich wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekräftigt Schnitzer die Forderung des Wirtschaftsweisen-Rats, das Renteneintrittsalter auf 70 Jahre anzuheben. „Für jedes Jahr zusätzlicher Lebenserwartung kann jemand vier Monate länger Rente beziehen, muss aber auch acht Monate länger arbeiten“, schlägt Schnitzer vor. Die junge Generation hätte laut Schnitzer auch noch genug Zeit, um sich darauf einzustellen. „Bei einer Rente mit 70 wären wir erst in 55 Jahren.“ Die jüngeren müssten zwar länger arbeiten, die jetzigen Rentner würden aber jetzt schon von einem verlässlicheren System profitieren, meint Schnitzer.
„Besonders hohe Renten künftig abschmelzen“
Eine weitere Stellschraube, um das Rentensystem vor dem demographischen Wandel zu schützen, ist laut der Wirtschaftsweisen die Anhebung der Beiträge zur Rentenversicherung. Vor allem deshalb, um die „starke Babyboomer-Generation, die bald in Rente geht, noch an den Kosten zu beteiligen.“
Zudem sollten die Renten laut Meinung von Schnitzer „im Laufe der Zeit weniger stark steigen“. „Bisher sind die Renten an die Löhne gekoppelt. Das sollte sich ändern. Die Renten sollten nicht mehr so stark steigen wie die Löhne“, betont sie gegenüber der „SZ“.
Auch sieht die Ökonomin eine Kürzung hoher Renten vor: „Wer doppelt so viel in die Rentenkasse einzahlt, sollte nicht mehr automatisch doppelt so viel herausbekommen. Wir sollten besonders hohe Renten künftig abschmelzen. Wer üppige Rentenansprüche erarbeitet hat, bekäme dann etwas weniger.“ Es seien deutlich weitergehende Schritte als bisher geplant nötig, um das deutsche Rentensystem zu sichern.
Auf lange Sicht könnten dramatische Folgen drohen
Jährlich stellt der Bund 110 Milliarden Euro für die Renten bereit. Auf Dauer könne das laut Schnitzer nicht funktionieren. „Wenn wir es so laufen lassen, müsste der Bund in 25 Jahren mehr als die Hälfte des Haushalts dafür ausgeben“, betont die Ökonomin.
Sollte die Politik das Rentensystem nicht reformieren, drohen Schnitzer zufolge dramatische Folgen: „Kein Geld für Bildung, für Verkehrswege, für erneuerbare Energien. Ich habe große Sorge, dass das hinten runterfällt.“ Es gebe keinen Handlungsspielraum mehr für die wirklich großen Aufgaben.
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Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will bald ein neues Rentenpaket vorlegen. Doch Schnitzer befürchtet, dass ihre vorgeschlagenen Punkte darin keinen Platz finden werden. „Das wird aufgeschoben, bis es nicht mehr geht.“