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Hamburg: Hammer! Die Linkspartei verliert einen ihrer beliebtesten Politiker

Die Linkspartei verliert einen ihrer profiliertesten Politiker. Auch wenn Fabio De Masi sich Ende letzten Jahres aus dem Bundestag zurückzog, galt er dennoch weiterhin als eines der beliebtesten Gesichter der Partei. Nun reichte er beim Landesverband in Hamburg seinen Austritt ein.Fabio De Masi hatte es in seiner Zeit als Abgeordneter im Europaparlament und im Bundestag […]

© IMAGO / Andre Lenthe

Hamburg, meine Perle

Warum die Stadt so einzigartig ist

Die Linkspartei verliert einen ihrer profiliertesten Politiker. Auch wenn Fabio De Masi sich Ende letzten Jahres aus dem Bundestag zurückzog, galt er dennoch weiterhin als eines der beliebtesten Gesichter der Partei. Nun reichte er beim Landesverband in Hamburg seinen Austritt ein.

Fabio De Masi hatte es in seiner Zeit als Abgeordneter im Europaparlament und im Bundestag geschafft, sich über die Grenzen der Linkspartei hinaus Anerkennung zu verschaffen, was ansonsten eher selten vorkommt. Vor allem für seine Arbeit zum Wirecard-Skandal bekam er viel Lob von allen Seiten. De Masi lebte längere Zeit in Hamburg-St. Pauli.

Hamburg: „Ich bin damit gescheitert“

Zur Begründung für seinen Austritt aus der Partei schrieb De Masi auf Twitter:

„Ich möchte nicht mehr in Verantwortung für das eklatante Versagen der maßgeblichen Akteure in dieser Partei in Verantwortung genommen werden, die eine große Mehrheit der Bevölkerung im Stich lassen, die eine Partei brauchen, die sich für soziale Gerechtigkeit und Diplomatie überzeugend engagiert. Ich habe versucht meinen Teil zu leisten, aber ich bin damit gescheitert! Ich werde dazu keine weiteren Erklärungen abgeben!“

Der gebürtige Hesse war einst stellvertretender Vorsitzender der Fraktion der Linken im Bundestag. Viele hätten ihn auch gerne an der Parteispitze gesehen.

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Hamburg: Harter Kritiker seiner Partei

De Masi hatte die (Führungs-) Strukturen der Linkspartei in der Vergangenheit immer wieder kritisiert und eine Erneuerung gutgeheißen, bei der er aber nicht an der Spitze stehen wollte.

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Als die Partei bei der letzten Bundestagswahl an der 5-Prozent-Hürde scheiterte, schrieb der damalige Hamburger:

„Schlaumeier, die meinen das Ergebnis der Linken hätte an XYZ gelegen, weil ihr Mitbewohner aus der XYZ Bewegung das auch findet, bringen das Problem unfreiwillig auf den Punkt! Eine Partei, die nur noch vom eigenen Mitbewohner gewählt wird, hat ein Problem.“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb als Reaktion auf den Austritt: „Die Linke verliert ihre besten Leute. Fabio De Masi lag zwar nicht immer richtig. Aber fachliche Kompetenz kann man nicht abstreiten. Ein Exodus beginnt.“


Das ist Fabio De Masi aus Hamburg:

  • wurde am 7. März 1980 in Groß-Gerau geboren
  • er hat einen zwölfjährigen Sohn, mit dem er nun wieder mehr Zeit verbringen will
  • sein Vater war italienischer Gewerkschafter, seine Mutter deutsche Sprachlehrerin
  • seine Jugend verbrachte er in Schloss Wolfsgarten, südlich von Neapel und in Darmstadt
  • mit 17 zog Fabio De Masi zuhause aus und jobbte in einer Bar und auf dem Bau
  • 2001 zog er nach Hamburg und studierte Volkswirtschaft auf Diplom
  • auch in Kapstadt in Südafrika, wo es ihn nun vorerst wieder hinzieht, studierte er
  • Fabio De Masi arbeitete als Vorstandsassistent bei einer gemeinnützigen Unternehmensberatung
  • … und auch als Call-Center-Agent oder Toilettenputzer in einem Techno-Club
  • er war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag
  • 2014 zog Fabio de Masi für die Linke ins Europäische Parlament in Brüssel und Straßburg ein
  • Seit 2017 war er Mitglied des Bundestags für Hamburg
  • Hobbys: Fußball spielen mit dem Sohn, klassische Rennräder, Skifahren und Wellenreiten

Auch Ulrich Schneider will nicht mehr

Schon am Tag davor teilte ein anderes bekanntes Gesicht seinen Rückzug aus der Linken mit: Ulrich Schneider, der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands.

Ulrich Schneider. Foto: IMAGO / Jürgen Heinrich

Er nannte zur Begründung den kürzlichen Auftritt von Sarah Wagenknecht im Bundestag. Sie hatte mit Bezug auf Russland gesagt, dass Robert Habeck einen „beispiellosen Wirtschaftskrieg gegen unseren wichtigsten Energielieferanten“ führe.

Was sie „vom Stapel ließ“, war laut Ulrich Schneider „zu viel“.


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Ob die beiden jetzt eine regelrechte Austrittslawine in Gang gesetzt haben, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Die Linkspartei ist nicht zuletzt wegen Sarah Wagenknecht und ihren Positionen zur Einwanderungspolitik oder Russland tief gespalten. Viele andere Mitglieder der Partei distanzierten sich nach ihrer Rede im Bundestag.