Schon in der Großstadt haben kleine Läden im Gegensatz zu großen Ketten oft ihren eigenen Charme. Das ist bei Restaurants und Cafés so, teilweise aber auch im Einzelhandel. Auf Sylt und anderen Inseln ist das nichts anderes.
Da tut jeder Laden-Abschied oft sogar noch mehr weh, weil viele Inhaber von Institutionen selbst direkt auf der Insel leben. Ein bekannter Laden in Westerland auf Sylt wird schon bald verabschiedet und durch eine große Kette ersetzt. Vielen schmerzt der Gedanke schon jetzt.
Sylt: Buchhaus Voss wird ersetzt
Zum 1. Februar tut sich was in Westerland: Die Traditionsbuchhandlung der Familien Vahl-Voß und Volz wird durch Thalia ersetzt. Damit findet das „Buchhaus Voss“ ab Februar offiziell ein Ende. Schon Mitte Januar soll die Buchhandlung voraussichtlich seine Türen schließen.
Auf der Insel muss im Frühjahr aber vorübergehend auf Buch-Einkäufe in der Friedrichstraße 27 geduldet werden. Thalia wird nämlich voraussichtlich erst ab Anfang April für Besucher aufmachen. Vorher sollen umfangreiche Baumaßnahmen stattfinden. Es wird die erste Thalia-Filiale auf einer nordfriesischen Insel. Auf dem ostfriesischen Norderney hatte die Kette vor einigen Monaten den ersten Insel-Thalia eröffnet (wir berichteten).
Sylt: Familie bleibt mit anderen Unternehmen
Der Schritt passiere für die Voss-Inhaber aus persönlichen Gründen. In einer Presse-Mitteilung erklärt Birte Volz: „Dieser Schritt fällt uns nicht leicht, das Buchhaus war ein wichtiger Teil unseres Unternehmens.“ Sie führt mit ihrer Familie noch weitere Standorte mit dem Schwerpunkt Schreibwaren, Tabak, Bürotechnik und Postdienstleistung auf Sylt.
Sie ist sich sicher, die richtig Entscheidung getroffen zu haben. Es gebe gute Gründe für den Schritt: „Unsere Söhne sind in verschiedenen Positionen im Unternehmen tätig und haben das Ziel, die Firmengruppen gemeinsam mit uns in die Zukunft zu führen. Die Interessen und Kompetenzen der Junioren müssen dabei in die Unternehmensstrategie mit einfließen.“ Darunter sei ein Ziel die Straffung des Unternehmens und das Sortiment Buch stünde nicht mehr im Fokus.
Das Schöne für die Mitarbeiter der Traditionsbuchhandlung: Sie werden nach der Übernahme des Hagener Buchhandelsunternehmens weiter beschäftigt.
Sylt-Liebhaber reagieren skeptisch
Insulaner zeigen in den sozialen Medien bislang wenig positive Stimmung. Zahlreiche Kommentierende finden die Übernahme „schade“ und haben Angst, dass die Buchhandlung nun unpersönlich werde. „Jetzt wird’s der Einheitsbrei“, formuliert eine Sylterin drastisch.
„Überall das Gleiche“, heißt es an anderer Stelle und eine Frau schreibt von einer „Fehlentscheidung“ und, dass nun „eine Besonderheit verschwindet“. Es gibt allerdings auch Leute, die gespannt auf die kommende Zeit blicken und sich über die Übernahme des Personals freuen.
Weitere News von Sylt:
- Sylt: Harmloses Souvenir von der Nordsee-Insel wirft lebensbedrohliche Fragen auf
- Restaurant auf Nordsee-Insel kündigt Auszeit an – Besucher werden schwermütig
- Sylt: Millionen für Traditions-Haus! Rätselhafte Eigentümer bleiben im Dunklen
Auch die Besitzerin Birte Volz vom „Buchhaus Voss“ selbst meldet sich in der Facebook-Kommentarspalte zu Wort: „Schön, dass euch unsere Buchhandlung so gut gefällt und ihr gerne bei uns einkauft.“ Sie stellt klar: „Der Laden soll aber auch später, ab April, kein Einheitsbrei werden.“ Es gebe auch regionale und individuelle Konzepte, die umgesetzt werden sollen, schreibt sie. Eine Spitze verteilt sie aber auch: Die Mitarbeiter würden die Besucher weiterhin herzlich willkommen heißen, aber „sicher nicht so liebevoll wie bisher“.