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Hamburg: Acht Jahre Knast wegen Kindesmissbrauch – Täter zeigt keinerlei Einsicht

Ein Prozess um Kindesmissbrauch in Hamburg geht zu Ende. Für den Täter geht es für acht Jahre hinter Gitter.

Hamburg
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Wenn Blicke töten könnten. Yana R. (32), die Mutter von zwei Jungen und zwei Mädchen, nahm in der zweiten Zuschauer-Reihe im Verhandlungssaal 390 des Strafjustizgebäudes in Hamburg Platz. Die Ukrainerin war mit einem Übersetzer gekommen.

Sie wollte den Mann noch einmal sehen, der ihre beiden Jungs im Alter von neun und elf Jahren sexuell missbraucht und ihre Gutgläubigkeit so schamlos ausgenutzt hatte. Und sie wollte das Urteil in Hamburg hören, wollte wissen, wie lange der Peiniger ihrer ganzen Familie im Knast verbringen muss.

Hamburg: Notlage schamlos ausgenutzt

Doch Dennis W. (43) verbarg sein Gesicht hinter einem Aktenordner. Erst als der Richter das Urteil bekannt gab, nahm er ihn herunter und schaute dann während der 45 Minuten, die die Urteilsbegründung dauerte, nicht ein einziges Mal zu der Zuschauerbank. Acht Jahre muss der ehemalige Angestellte im Öffentlichen Dienst ins Gefängnis. Wegen „schweren sexuellen Missbrauchs in Tateinheit mit der Herstellung von kinderpornografischen Inhalten, sexuellen Missbrauchs von Kindern, versuchter sexueller Missbrauch von Kindern, Anstiftung zur Herstellung von kinderpornografischen Inhalten, Besitz kinderpornografischer Inhalte, Besitz kinderpornografischer Schriften sowie Nötigung“.

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Hamburg: Besonders perfide

Der Verurteilte war besonders perfide vorgegangen und erschlich sich Vertrauen. Nach Kriegsausbruch in der Ukraine lockte der verheiratete Mann über Social Media die Eltern mit ihren vier Kindern nach Deutschland und gab sich als wohlwollender Helfer aus. Er half bei der Unterbringung, machte teure Geschenke, lud zu Freizeitaktivitäten ein und umgarnte besonders die beiden Jungen. Um sein Ziel zu erreichen, setzte er sie unter Druck und drohte damit, die ganze Familie zurück in den Krieg zu schicken, wenn sie sich weigerten, seine pädophilen Neigungen zu bedienen.

Aufgeflogen war er, nachdem sich die Jungs ihrer Mutter anvertrauten und ein Bekannter zur Polizei gegangen war. Bei den darauf folgenden Hausdurchsuchungen wurde auch Beweismaterial gefunden, dass Dennis W. bei sexuellen Handlungen an kleinen Jungs in Thailand zeigte. Bei den Ausführungen des Richters musste sich der Täter noch einmal sein ganzes verkorkstes Leben anhören. So kam heraus, dass er schon ganz früh eine Jugendfußballmannschaft betreute, weil ihn besonders die kleinen Körper in kurzen Hosen erregten, was sich im Laufe seines Lebens zu einem Fetisch manifestierte.

Hamburg: „Einsicht ist nicht festzustellen“

Sein Trieb soll so stark gewesen sein, dass ihn eine erste Hausdurchsuchung, bei dem viel kinderpornografisches Material gefunden wurde, nicht daran hinderte, weiterzumachen. Er hat sogar die Mutter der beiden Jungs schlecht gemacht und einem anderen pädophilen Chat-Partner im Detail berichtet, wie genau er ihre Jungs missbrauchen werde, „bis sie es selbst geil finden“. Ein Gutachter, der während des Prozesses gehört wurde, resümierte: „Eine Einsicht ist nicht festzustellen.“ Bei Dennis W. seien immer andere Schuld. Sogar seine depressive Ehefrau zog er in sein Dilemma herein, gab ihr die Schuld, dass er keine Gefühle zulassen könne. Der Richter: „Es ist Ihr Schema, die Schuld bei anderen zu suchen.“

Besonders missbilligte das Gericht die Ausführung von Dennis W.s Verteidiger, um für „mildernde Umstände“ zu argumentieren. Denn man hätte es Dennis W. in Thailand doch so leichtgemacht, sich dort an Jungen zu vergehen. „Das soll strafmildernd wirken?“, fragte der Richter und machte eine klare Ansage. „Nein, es ist umso verwerflicher, die finanzielle Notlage der Eltern auszunutzen, weil sie ihre Kinder zu alten Männern schicken. Was Sie gemacht haben, das will kein Kind. Egal, wie viele Geschenke Sie machen. Sie sind ein Pädophiler mit Fetisch-Zügen und haben die Kinder immer wieder in Angst versetzt.“ Und weiter: „Wenn wir in Amerika wären, dann würden Sie mehr als 20 Jahre bekommen. Aber wir gehen hier nach deutschen Gesetzen.“


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Hamburg: Nur „mittel zufrieden“

Zum Schluss mahnte der Richter den Kriminellen eindringlich, an sich zu arbeiten und eine Therapie zu machen. „Wenn Sie in den acht Jahren nichts tun, dann bekommen Sie keine Straferleichterung und keine vorzeitige Bewährung. Wenn Sie später nochmal straffällig werden, dann droht Ihnen sogar Sicherheitsverwahrung.“

Die Mutter Yana R., die aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse kaum etwas verstand, ließ sich von ihrem Dolmetscher nach der Urteilsbegründung alles erklären. „Mit den acht Jahren Gefängnisstrafe bin ich nur mittel zufrieden“, ließ sie ihn für MOIN.DE übersetzen. Besonders erschüttert sei sie darüber, dass sie erst jetzt erfahren habe, was genau Dennis W. ihren Jungs angetan hat. Sie mochten ihrer Mutter wohl nicht alles erzählen. Zu groß die Scham. Wie geht es nun mit der Familie weiter? „Wir gucken nach einem Therapieplatz für die beiden Söhne“, sagt der Dolmetscher. „Und wir überlegen, auch noch zivilrechtlich gegen den Täter vorzugehen und Schmerzensgeld zu verlangen.“