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Hamburg: Beliebter Politiker hat sich verabschiedet, DAS ist jetzt bitter für ihn – „Ärgert mich“

Hamburg: Beliebter Politiker hat sich verabschiedet, DAS ist jetzt bitter für ihn – „Ärgert mich“

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Fabio De Masi, hier als Abgeordneter aus Hamburg im Bundestag, hat bei dieser Wahl nicht mehr kandidiert. Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt

Mit der nun durchgeführten Bundestagswahl enden auch die Amtszeiten von so manchen Politikern. Zu ihnen gehört einer der Sympathieträger der Linkspartei, Fabio de Masi aus Hamburg, der sich freiwillig zurückzieht und in Zukunft anderen Aufgaben widmet (>> hier mehr dazu).

„Ich werde ein Buch schreiben, ein Wirecard Seminar für Studierende in einem Finanz-Master geben, mit Kindern aus ärmeren Familien Sport machen und an einem Film mitwirken sowie eine regelmäßige Kolumne in Zeitungen schreiben. Weiter habe ich derzeit nicht geplant“, sagte De Masi kürzlich zu MOIN.DE. Auch nach Hamburg, wo er seine Wohnung auf St. Pauli räumt, wird er eines Tages vielleicht zurückkehren. Und vielleicht sogar in den Bundestag in Berlin.

Auch Hamburg straft die Linke ab

Nun aber heißt es erst einmal Abschied nehmen auf unbestimmte Zeit. Der Linke, der sich vor allem mit seiner akribischen Arbeit zu Finanzskandalen wie Wirecard und Cum Ex einen Namen machte, muss dabei eine empfindliche Wahlniederlage seiner Partei miterleben.

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Gerade mal 4,9 Prozent der Stimmen erreichte die Linkspartei am Sonntag, obwohl die meisten Umfragen vorher noch darüber lagen. Nur durch das Erlangen von drei Direktmandaten in Berlin (2) und Leipzig konnte sich die Partei über die Grundmandatsklausel-Regelung als Fraktion in den Bundestag retten – obwohl man unter der fünf Prozent-Hürde liegt.

Auch in Hamburg verlor die Linke ungefähr die Hälfte ihrer Stimmen. Nur noch 6,7 Prozent der Einwohner gaben hier diesmal der Partei ihre Zweitstimme.

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Das ist Fabio De Masi aus Hamburg:

  • wurde am 7. März 1980 in Groß-Gerau geboren
  • er hat einen zwölfjährigen Sohn, mit dem er nun wieder mehr Zeit verbringen will
  • sein Vater war italienischer Gewerkschafter, seine Mutter deutsche Sprachlehrerin
  • seine Jugend verbrachte er in Schloss Wolfsgarten, südlich von Neapel und in Darmstadt
  • mit 17 zog Fabio De Masi zuhause aus und jobbte in einer Bar und auf dem Bau
  • 2001 zog er nach Hamburg und studierte Volkswirtschaft auf Diplom
  • auch in Kapstadt in Südafrika, wo es ihn nun vorerst wieder hinzieht, studierte er
  • Fabio De Masi arbeitete als Vorstandsassistent bei einer gemeinnützigen Unternehmensberatung
  • … und auch als Call-Center-Agent oder Toilettenputzer in einem Techno-Club
  • er war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag
  • 2014 zog Fabio de Masi für die Linke ins Europäische Parlament in Brüssel und Straßburg ein
  • Seit 2017 war er Mitglied des Bundestags für Hamburg
  • Hobbys: Fußball spielen mit dem Sohn, klassische Rennräder, Skifahren und Wellenreiten

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Viele Verantwortliche der Partei sparten im Anschluss der Wahl nicht mit deutlichen Worten und forderten einen Neuanfang oder Aufbruch. So einiges müsse hinterfragt werden nach so einer Abstrafung. „Beschissenes Ergebnis“ nannte es der Parlamentarische Geschäftsführer Jan Korte in aller Deutlichkeit.

Hamburg: Folgen für die Mitarbeiter

Was nun die wahren ausschlaggebenden Gründe für das Debakel waren, da gibt es mit Sicherheit viele Faktoren und viele Meinungen. „Schlaumeier, die meinen das Ergebnis der Linken hätte an XYZ gelegen, weil ihr Mitbewohner aus der XYZ Bewegung das auch findet, bringen das Problem unfreiwillig auf den Punkt! Eine Partei, die nur noch vom eigenen Mitbewohner gewählt wird, hat ein Problem“, findet Fabio de Masi.

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Er werde sich an diesen Debatten in der kommenden Zeit nicht beteiligen. „Mich schmerzt das Wahlergebnis, aber ich habe immer vor der Todeszone gewarnt! Ich werde meine parlamentarischen Pflichten noch bis zur Konstituierung des Bundestages zu Ende bringen.“

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Auf Twitter machte er auch deutlich, was ihn noch besonders trifft: die Folgen für seine Mitarbeiter. „Es ärgert mich, dass ausgerechnet meine Leute – die wie ich oft an Fehlern meiner Partei verzweifelt sind – und immer am Limit gearbeitet haben, jetzt in eine unsichere Zukunft blicken! Ihr seid super in Eurem Job und daher werden wir gemeinsam eine Lösung finden.“

Er finde es sinnvoll, Anerkennung auch öffentlich zum Ausdruck zu bringen. „Dann wissen andere, wo es gute Mitarbeiter gibt.“

Eine bekannte und beliebte Politikerin aus Hamburg, die sich jetzt vom Bundestag verabschiedet hat, ist Katja Suding (FDP). Welche Pläne sie jetzt verfolgt, erfährst du >>> hier. (rg)