Hamburg: Ticket-Preise im HVV werden immer mehr zur Abzocke – der Senat muss sofort handeln
Ein Kommentar
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) erhöht seine Preise zum 1. Januar 2022 (hier mehr dazu). Eine Nachricht wie jedes Jahr in Hamburg. Die Argumente dafür kann man verstehen. Bus und Bahn fahren hauptsächlich mit Kraftstoff und Strom, beides wird immer teurer, das hat jeder mitbekommen.
Klar, dass somit auch die Kosten beim HVV in und um Hamburg steigen. Doch es ist endlich an der Zeit, dass sich beim Verkehrsverbund etwas Entscheidendes ändert, wenn es darum geht, das Geld dafür reinzuholen.
Hamburg: Steuerzahler mehr zahlen lassen!
SPD und Grüne wollen in der Stadt eine Mobilitätswende herbeiführen. Beim Preismodell für den HVV macht man aber größtenteils weiter wie gehabt: Weil eben alles teurer wird, werden es auch die Fahrkarten. Kaum eine Stadt in Deutschland langt noch mehr zu als Hamburg. Damit muss Schluss sein.
Auf seiner Facebook-Seite betonte der HVV auf die viele Kritik von Kunden immer wieder, dass im Endeffekt eh der Endverbraucher zahlen müsse. Öffentlicher Nahverkehr lasse sich nur über Steuern und/oder Fahrkarten bezahlen. Doch es geht um die Gewichtung.
Und da sollte es heißen: Lieber den Steuerzahler noch mehr belasten als den tatsächlichen Endkunden am Fahrkartenautomaten. Hamburg als reiche, immer weiter wachsende Metropole kann es sich leisten.
Es ist eine politische Entscheidung, die der rot-grüne Senat fällen und von seiner bisherigen Position abrücken müsste. Dann würden immerhin alle Bürger durch Steuern einen noch größeren Teil zum HVV beitragen. Auch die, die den Nahverkehr überhaupt nicht nutzen, weil sie lieber auf umweltfeindlichere Alternativen setzen.
Wenn der HVV hingegen weiter jährlich Preise für Einzeltickets oder Monatsabos erhöht, vergrault er nur seine Bestandskunden immer weiter und beschädigt das eigene Image.
—————
Daten und Fakten über Hamburg:
Hamburg ist als Stadtstaat ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
Hamburg ist mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die drittgrößte im deutschen Sprachraum.
Das Stadtgebiet ist in sieben Bezirke und 104 Stadtteile gegliedert, darunter mit dem Stadtteil Neuwerk eine in der Nordsee gelegene Inselgruppe.
Der Hamburger Hafen zählt zu den größten Umschlaghäfen weltweit.
Die Speicherstadt und das benachbarte Kontorhausviertel sind seit 2015 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
International bekannt sind auch das Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Reeperbahn sowie das 2017 eröffnete Konzerthaus Elbphilharmonie.
Hamburg: Der Nahverkehr muss so attraktiv wie möglich sein
Nur einen Euro pro Tag kostet das Jahresticket in Wien. Wesentlich billiger als hier. Beim HVV verweist man auf Studien, die ergeben hätten, dass damit nicht mehr Menschen ihr Auto stehen lassen würden. Jährlich teurer werdende Fahrkarten werden es aber auch ganz sicher nicht tun.
Man sollte sich von dem Gedanken lösen, dass ein billiger Nahverkehr die Leute in Scharen in Busse und Bahnen treibt und für leere Straßen sorgt. Aber es geht um das große Ganze: Der Nahverkehr muss so attraktiv wie möglich sein, damit möglichst viele ihn nutzen.
Und dazu gehören nicht nur viele gut aufeinander abgestimmte Bus- und Bahnlinien, sondern auch günstige Preise – und nicht 3,40 Euro für eine lange und 2,40 Euro für eine mittellange Strecke im Großbereich Hamburg.
—————
Daten und Fakten zum HVV:
wurde am 29. November 1965 gegründet
umfasst das Hamburger Stadtgebiet und umliegende Gebiete in Schleswig-Holstein und Niedersachsen
Zum Angebot des HVV zählen auch vier U-Bahn-Linien (betrieben von der Hamburger Hochbahn AG) und sechs S-Bahn-Linien (betrieben von der S-Bahn Hamburg GmbH)
ist mit rund 4.500 Fahrzeugen im Einsatz
befördert laut eigenen Angaben rund 2,6 Millionen Fahrgäste am Tag
Es gibt 10.184 Haltestellen im Verbundgebiet
763 Linien werden betrieben
—————
Hamburg: Sparpotentiale erkennen
Der HVV braucht sehr viel Geld, das ist unbestritten und lässt sich nicht ändern. Öffentlicher Nahverkehr war, ist und bleibt ein Zuschussgeschäft, das nie kostendeckend laufen wird.
Den allergrößten Teil des Verkehrsverbundes stellt die städtische Hochbahn mit ihren vielen Bussen und den U-Bahn-Linien dar. In der Regel werden dort gute Gehälter gezahlt, es gibt gute Pensionen, Ausbildungsmöglichkeiten und Werkstätten. Ein guter Arbeitgeber.
Das sei den Beschäftigten von Herzen gegönnt und sollte größtenteils auch so bleiben. Hinter vorgehaltener Hand wird von Mitarbeitern aber auch gesteckt: Würde man hier und da mal eine Unternehmensberatung um einen kritischen Blick bitten, würde sich wohl noch einiges an Sparpotenzialen finden.
Für den Herbst 2022 wäre es also wünschenswert, wenn die Ankündigung der HVV-Tarifanpassung für den 1. Januar 2023 endlich mal lautet: Fahrkartenpreis runter (vor allem für Monatskarten), steuerliche Zuschüsse durch die Stadt dafür rauf.
Dann haben wir eines Tages auch den besten Nahverkehr in der besten Stadt der Welt.