In den vergangenen Monaten wurden unmittelbar vor Abfahrt der Aida-Schiffe PCR-Tests bei Urlaubern durchgeführt. Nur wer negativ war, durfte mit an Bord. Wer positiv war, stand kurz vor Abfahrt plötzlich vor Problemen.
Eigentlich war die kürzlich wieder abgeschaffte Regelung ein kluger Coup der Aida. Die Infizierten kurz vor Abfahrt noch mit einem PCR-Test herauszufiltern, war trotzdem eine Idee mit kleinen Tücken, wie sich zeigte.
Aida: Corona-Regeln mit Problemen
Alle Corona-Tests haben ihre Fehlerquoten. Ein Männer-Urlaub endete beispielweise nach wenigen Stunden an Bord, weil einer der vier ein nicht-eindeutiges Ergebnis erhielt. Deswegen musste die Gruppe das Aida-Schiff wieder verlassen (hier mehr dazu). Dem Kreuzfahrt-Unternehmen blieb der Betroffene trotzdem treu.
Patricia F. ereilte ein ähnliches Schicksal, es kam sogar zum Rechtsstreit. Seit Jahren sei die Süddeutsche Aida-Fan, habe viele Reisen gemacht, berichtet sie MOIN.DE. Ende März wollte Patricia F. mit der „Aida Blu“ ab Rom auf Fahrt gehen. Um eine böse Überraschung beim PCR-Test am Terminal auszuschließen, ging sie auf Nummer sicher: Sie machte einen ersten PCR-Test auf eigene Kosten für 99 Euro. Das Ergebnis: negativ. Also ging es mit gutem Gewissen ins Flugzeug nach Rom, wo die „Aida Blu“ sie aufnehmen sollte. Doch dazu kam es nicht.
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Daten und Fakten zu Aida:
- Aida ging aus der „Deutsche Seereederei“ hervor, einem volkseigenen Betrieb im Feriendienst der DDR
- Nach der Wende beschloss das Unternehmen, Kreuzfahrtschiffe nach amerikanischem Vorbild zu bauen
- Damit sollte das Prinzip eines Cluburlaubs auf die Kreuzfahrtreise übertragen werden
- 1996 ging das erste Aida-Clubschiff auf Reise, derzeit (Stand 2022) besteht die Flotte aus 14 Schiffen
- 15.000 Menschen aus 50 Ländern arbeiten für Aida, davon 13.500 an Bord der Schiffe
- Der Firmensitz von Aida ist in Rostock, die Reederei hat ihren Sitz in Hamburg
- Die Schiffe fahren unter italienischer Flagge, Aida gehört zum italienischen Unternehmen Costa Crociere
- Das Merkmal der Aida-Schiffe ist der Kussmund am Bug
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Aida: Stammkundin plötzlich positiv getestet – Kreuzfahrt platzt
Patricia F. zu MOIN.de: „Mit Blick auf die Aida Blu begaben wir uns in das Hafenterminal, wo wir eingecheckt wurden. Bereits drei Minuten später wurden wir vom italienischen Personal getestet. Obwohl uns nur von einem PCR-Test berichtet worden war, wurde auch ein Schnelltest vorgenommen.“ Als sie auf ihren Schnelltest starrte, habe sie das Schlimmste schon kommen sehen: „Der Strich verfärbte sich stark dunkelrot. In mir brach Panik aus.“
Die Schiffsärztin habe noch versucht, sie zu trösten, dass der anschließende PCR-Test bestimmt negativ sei. Nach mehreren Stunden aber die bittere Erkenntnis: Auch der PCR-Test war positiv. „Ich dachte mir, dass es nicht schlimmer laufen könnte. Wie konnte das sein, dass ein gestriger, deutscher PCR-Test negativ war und der von heute positiv?“
Aida: Deutsche saß in Italien fest
Der Direktor eines Quarantäne-Hotels habe Patricia F. und ihrer Familie dann verkündet, dass ihre Eltern und ihr Freund am nächsten Tag ohne sie die Heimreise antreten müssten. Patricia F.: „Sollten sie sich weigern, würden sie von der Polizei zum Flughafen begleitet werden.“ Die Urlauberin versuchte sich zu erklären: Sie habe einen negativen PCR-Test aus Deutschland, sie habe Nasenspray benutzt und O-Saft getrunken, vielleicht wurde das Ergebnis in Italien so verfälscht. Doch es half nichts. Der Urlaub war dahin.
Im Krankenwagen wurde Patricia F. in das Quarantänehotel in Rom gebracht, für den Rest der Familie ging es mit dem Taxi zum Flughafen. Das Hotelzimmer sei „okay“ gewesen. Der medizinische Partner von Aida habe ihr mitgeteilt, dass sie bis zu zehn Tagen in Quarantäne bleiben müsse. Mit Wut auf die Reederei saß Stammkundin Patricia F. im Zimmer, verabschiedete sich schon in Gedanken von weiteren Reisen mit Aida.
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Das ist die „Aida Blu“:
- wurde 2010 in Dienst gestellt
- verfügt über 8 Restaurants und 13 Bars
- die „Aida Blu“ hat 14 Decks
- das Schiff ist 252 Meter lang und 32 Meter breit
- ihr Antrieb ist dieselektrisch
- die „Aida Blu“ verfügt über 1096 Gästekabinen
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Aida wollte sich gegenüber MOIN.de nicht zum Fall äußern
Schon am Tag danach folgte allerdings die unerwartete Erlösung. Als die Urlauberin einer Mitarbeiterin von „med con“ von ihrem negativen PCR-Test aus Deutschland erzählte, habe sie ihr gesagt, dass sie dies kurz abklären wolle, man sie aber nicht festhalten könne. Und weiter: „Nachdem die Mitarbeiterin mich kurze Zeit später kontaktierte, erklärte sie mir, dass ich jederzeit das Hotel verlassen kann.“ Patricia F. packte und flog nach Deutschland.
Corona-Symptome habe sie zu keiner Zeit gespürt, sagt sie zu MOIN.de. Was bleibt, sind viele offene Fragen, ob tatsächlich eine Infektion vorhanden war. Die Reederei schaffte die PCR-Tests am Terminal ab, die Urlauberin will trotzdem nicht wieder mitfahren: „Meine Familie und ich werden nicht wieder mit Aida reisen. Wir haben uns bereits für eine Silvester-Kreuzfahrt mit ‚Mein Schiff‘ entschieden. Aida hat es uns leicht gemacht, diese Entscheidung zu treffen, da der Umgang mit Kunden vor Ort und telefonisch zu wünschen übrig lässt.“
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Das Geld für die Reise habe sie nicht zurückbekommen, es soll einen Rechtsstreit mit der Reederei geben. Aida wollte sich auf MOIN.de-Anfrage nicht zum Fall äußern.