An Besuchern mangelt es der Nordsee-Insel Sylt nicht. Für Gäste und Urlauber ist nahezu immer ein Plätzchen frei. Arbeitnehmer haben es dagegen schwerer. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp und der Mangel an Fachpersonal bringt wiederum weiterhin viele Unternehmen an ihre Grenzen.
Ein Edeka in List auf Sylt probiert es deshalb mit einem neuen Konzept. Anstatt persönlicher Mitarbeiter, die die Ware händisch einscannen und mit einem freundlichen Lächeln das Wechselgeld ausgeben, sollen Kunden diesen Vorgang nun selbstständig durchführen. Sogenannte Einkaufswagen mit Scannern sollen dabei helfen (MOIN.DE berichtete). Bei den Kunden stößt das allerdings auf Ablehnung.
Edeka auf Sylt: Begeisterung weicht Skepsis
Bald sollen die Kunden ihre Ware selbst scannen, bevor sie sie in den Einkaufswagen legen. Ganz neu ist das Konzept nicht. In Heide, Burgdorf oder Itzehoe wurde das neue System bereits erfolgreich getestet. Man sei dadurch schneller, befürwortet eine Frau die Neuerung. „Ich nutze ihn fast immer“, sagt sie. Die Kasse für den Smartshopper sei immer leer. „Manchmal läuft es noch nicht ganz rund“, aber bisher habe sie überwiegend erfreuliche Erfahrungen machen können.
+++ Lokal auf Sylt schockiert mit emotionaler Nachricht – „Schwere Tage“ +++
Die Technik hinter dem Smartshopper sei simpel. Gewichtssensoren am Einkaufswagen würden dem Scanner mitteilen, ob die Ware zum eingescannten Artikel passt, ergänzt eine andere Kundin. Ein Meilenstein sei diese Technik nicht, die Wartevorgänge sogar eher nervig, „besonders wenn es dann irgendwas nicht erkennt und ich es nochmal rausnehmen und wieder reinlegen muss“.
Familienfreundlich seien die „Dinger“ ebenfalls nicht. Anstelle des Scan-Terminals am Wagen war früher einmal der Kindersitz. „Der Platz für meinen Sohn musste der Technik weichen“, beklagt sie. Für sie ein klares Signal des Unternehmens: „Lass dein Kind bloß zu Hause“, denn Kinder sind „unerwünscht“.
+++ Netto in Bremen: Panik am Abend! Plötzlich stürmen Männer mit Messern in den Laden +++
Edeka auf Sylt: Kassiererin bangt um ihren Job
Dass der Edeka auf List mit dem neuen System Familien mit Kindern abschrecken will, ist eher unwahrscheinlich. Für Eltern mit Kindern ist es dennoch ein Hindernis. Für den schnellen Einkauf aber nützlich. „Ich persönliche finde es entspannt, weil das lästige Aus- und Einpacken an der Kasse erspart bleibt“, schreibt eine Frau.
Mehr Neuigkeiten von Sylt:
- Sylt: Seehund-Babys werden am Strand erschossen – Menschen sind entsetzt
- Sylt kippt Mega-Event an Silvester – jetzt gibt’s richtig Zoff
- Sylt: Dieser Ort sorgt für hitzige Debatten – „So eine Schande“
Eine andere wiederum bangt um ihren Job als Kassiererin. „Für mich würde es für die letzten 7 Jahre bis zur Rente wahrscheinlich die Arbeitslosigkeit bedeuten“, befürchtet sie und auch das Wohlergehen der älteren Stammkundschaft bereitet ihr Sorgen: „Wenn ich an unsere älteren Stammkunden denke, wird mir ganz anders. An der Kasse haben sie wenigstens nochmal kurz die Möglichkeit mit jemandem zu reden.“ Mit der neuen Technik geht auch die soziale Interaktion verloren.
+++ Restaurant auf Baltrum: Gastronom macht Schluss – Kult-Institution jetzt völlig anders +++
Für manche ist das neue System einfach „Schwachsinn“, wie sie in Kommentaren auf Facebook schreiben. Wie es letztendlich im Edeka in List auf Sylt angenommen wird, wird sich noch zeigen.