An der Nordsee kommt es regelmäßig zu dem ein oder anderen Fund am Strand. Ob beim Spaziergang im Urlaub, den Einwohnern oder sogar einem Experten selbst. Von wertvollen alten Schiffswracks und Bernstein bis zu Tier-Kadavern sind immer wieder Überraschungen dazwischen – positiv wie negativ.
Doch die Anzahl der toten Tiere scheint zu steigen. Tier-Experten von der Nordsee sprechen eine bittere Erkenntnis aus – denn die Funde bestimmter Tiere haben sich zuletzt gehäuft…
Nordsee: Tote Tiere geborgen
Längst ist die Saison der Heuler gestartet und es wurden bereits einige Jungtiere in der Nordsee geboren, gefunden und in die Seehundstation in Friedrichskoog gebracht (wir berichteten). Bis in den August läuft die Hauptgeburten- und Säugezeit der Seehunde im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Wie Seehundjäger in Büsum berichten, gab es in letzter Zeit aber nicht nur lebendige Heuler-Funde.
Die Zahl von Totfunden hat sich in den letzten Wochen gehäuft und die Seehundjäger Dr. Ilka Hasselmeier, Bernd von Postel und Karl-Heinz Kolle haben fast ausschließlich tote Tiere bergen können. Denn nicht jeder der jungen Heuler kann rechtzeitig entdeckt und in Sicherheit gebracht werden.
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Eine Trennung von den Elterntieren kann natürliche Ursachen wie Sommerstürme, Krankheit oder Tod der Mutter haben, aber auch durch menschliche Einflüsse verursacht worden sein, weil die Tiere beispielsweise an ihren Ruheplätzen gestört werden, wo sie ihre Jungtiere zur Welt bringen. Nicht nur deshalb wird von Experten immer wieder geraten, einen möglichst großen Abstand zu Robben einzuhalten – zum Schutz von Mensch und Tier.
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Nordsee: Nicht nur tote Heuler gefunden
Grund für die derzeitige Häufung von toten Tieren könnten die stürmischen Winde der letzten Wochen gewesen sein, heißt es. „Ich hoffe, dass die meisten Heuler bei ihrer Mama sind. Ich befürchte aber, dass einige bei dem komischen Wind in die falsche Richtung geschwommen sind und dann als Totfunde wieder auftauchen. Auch das ist Natur!“, meint Karl-Heinz Kolle dazu.
Die Saison sei bisher geschwankt – die ersten drei Wochen der Geburtszeit hätte es kaum Heulerfunde gegeben, seit Mitte Juni immer mehr, jedoch noch lebende Heuler. Nun sind es viele Totfunde. „Ja, in den letzten drei Wochen hatten wir richtig viel zu tun“, sagt Seehundjäger Bernd von Postel dazu. „Ich habe mich um 55 tote Seehunde gekümmert, 90 Prozent davon waren Heuler und es waren auch vier tote Schweinswale dabei!“
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Der Zuständigkeitsbereich der Büsumer Seehundjäger reicht von Helmsand in der Meldorfer Bucht bis zum Eidersperrwerk. Die noch „frischen“ toten Tiere werden zwecks Untersuchung in das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) nach Büsum gebracht. Einige müssten auch von den Seehundjägern von ihrem Leid erlöst werden. Um die Heuler zu untersuchen, werden die Seehundjäger vom ITAW geschult und ständig weitergebildet.
Im Jahr 2022 hat die Seehundstation Friedrichskoog laut eigenen Angaben von Mai bis Dezember 191 Seehund-Heuler und 22 bereits abgestillte junge Seehunde aufgenommen. Bisher sind es rund 155 Tiere gewesen. Die Anzahl aufgenommener Seehunde ist also zurückgegangen.