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Nordsee: Tradition vor dem Aus! DAS könnte es bald nicht mehr geben

Nordsee: Tradition vor dem Aus! DAS könnte es bald nicht mehr geben

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© blickwinkel/F. Hecker

Wie entstehen eigentlich Ebbe und Flut?

Ebbe und Flut ist für Küstenbewohner nichts Ungewöhnliches. Doch wie entsteht dieses Naturphänomen? Wir erklären es Dir in diesem Video.

Das Wattenmeer macht die Nordsee zu etwas Besonderem. Die einzigartige Landschaft macht es zu einem schützenswerten Lebensraum. Viele verschiedene Lebewesen sind in dem Ökosystem beheimatet.

Wer das Wattenmeer der Nordsee selbst erleben will, begibt sich auf eine Wattwanderung oder eine Fahrt mit dem Wattwagen. Doch diese könnte schon bald der Vergangenheit angehören.

Nordsee: Mit der gelben Kutsche auf die Insel

Die Historie der Pferdekutschen, die bei Ebbe das Watt durchqueren und von Duhlen und Sahlenburg bei Cuxhaven die Hamburger Insel Neuwerk ansteuern, reicht zurück ins 19. Jahrhundert. Ab 1880 wurden die Wagen genutzt, um die Post auf das kleine Eiland in der Elbmündung zu bringen.

Damals gestaltete sich die 13 Kilometer lange Überfahrt schwieriger. Alte Ackerwagen dienten als Kutsche, detaillierte Wetterberichte und genaue Messungen gab es nicht. Mittlerweile sind die Vorhersagen genauer und statt der Post werden hauptsächlich Touristen mit den meist gelb lackierten Kutschen befördert.

Trotzdem kann es heute noch vorkommen, dass die Wattwagenfahrer der Nordsee vom launischen Wetter überrascht werden. Birgit Strohsahl ist eine von ihnen und hat so eine brenzlige Situation bereits erlebt. „Nach zwei Kilometern im Watt kam die Front. Das war die Hölle. Die Pferde gehen dann auch nicht mehr gegen an, wir mussten drehen“, berichtet sie. Das war bereits Anfang der 1990er. Seither kam es für sie glücklicherweise nie wieder zu einem gefährlichen Zwischenfall im Watt.

Ihre Familie bietet seit mehreren Generationen Fahrten über den Meeresboden an. Bereits ihr Urgroßvater saß auf dem Bock und brachte die Gäste sicher durch das Watt. Heute hat Birgit Strohsahl 14 Kutschpferde und vier Wagen, die in den Sommermonaten im Einsatz sind. Dann ist Hauptsaison für die Wattwagenfahrer.

Auch nach vielen Jahren im Wattenmeer sagt sie: „Es ist immer anders. Das Watt, das Wetter, die Lichtverhältnisse, die Gäste. Die Weite, die Freiheit da draußen. Das ist nicht wie Arbeit. Sobald man auf dem Kutschbock sitzt und losfährt, ist alles schön.“

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Das ist die Nordsee:

  • die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
  • die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
  • die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
  • sie ist bis zu 700 Meter tief

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Nordsee: Bange Zukunft für die Wattwagenfahrer

Um als Wattkutscher zu arbeiten, braucht es in Niedersachsen zwei Kutscherscheine, eine Erlaubnis der Stadt und einen Sachkundenachweis vom Veterinäramt. Nachwuchs gibt es in der Branche kaum. Und das, obwohl die Nachfrage groß ist. Mehr als 100.000 Menschen erreichen Neuwerk jährlich per Pferd.

Doch die Zukunft der Fahrer steht auf dem Spiel. Das Wasser steht ihnen mittlerweile buchstäblich bis zum Hals. „Der Priel wird jedes Jahr ungefähr um zehn Zentimeter tiefer“, sagt Birgit Strohsahl im Gespräch mit dem „Nordsee-Podcast“.

Für die mehr als 50 Kutschunternehmen entlang der Elbmündung und ihre Pferde wird es immer schwieriger, das Watt zu durchqueren. Die Priele steigen und der Schlick nimmt zu. Touren müssen deswegen immer wieder abgebrochen werden. Als Ursache für das sogenannte „Duhner Loch“, einen besonders tiefen Priel, werden unter anderem Strömungen vermutet, die durch einen nahen Küstendamm ausgelöst werden könnten.

Nordsee: Tierschützer wollen Kutschen verbieten

Auch die Insulaner auf Neuwerk bangen: Für sie wird ein Großteil der Versorgung – wie etwa die Post, Lebensmittel oder Medikamente – durch den Kutschbetrieb gesichert. Die Bewohner und Wattwagenfahrer hoffen daher auf Unterstützung seitens der Politik. Sie schlagen vor, dass eine Alternativroute gewährleistet wird. Dafür müsste eine größere Schlickschicht abgetragen und durch festeren Boden ersetzt werden. Um ihre Forderung zu untermauern, haben die Kutscher im vergangenen Jahr bereits eine Demonstration im Watt veranstaltet.

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Das ist Cuxhaven:

  • Cuxhaven ist eine Kreisstadt in Niedersachsen, die an der Mündung der Elbe in die Nordsee liegt.
  • Die Stadt zählt rund 48.000 Einwohner.
  • Wasser umgibt sie gleich von zwei Seiten. Fischerei und Tourismus spielen hier eine bedeutende Rolle.
  • Bis 1937 gehörte Cuxhaven zu Hamburg. Die Insel Neuwerk, ein Hamburger Stadtteil, liegt rund 15 Kilometer nordwestlich von Cuxhaven.

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Proteste gibt es auch von anderer Seite. Die Tierschutzorganisation PETA hat in der Vergangenheit immer wieder vor Wattfahrten gewarnt und die Tradition scharf kritisiert. „Pferdekutschen sind ohnehin eines der risikoreichsten Transportmittel, weil Pferde Fluchttiere sind, die schon auf kleine Störungen mit einem Fluchtreflex reagieren. […] Im Wattenmeer erhöht der unberechenbare Boden das Unfallrisiko zusätzlich“, sagte PETA-Fachreferent Peter Höffken. Die einzige Lösung für die Tierschützer: Ein generelles Verbot von Pferdekutschen und im Wattenmeer der Umstieg auf den Schiffsverkehr. Tiere seien nicht dazu da, Menschen zu unterhalten. Eine tiergerechte Lebensweise werde den Pferden vor Kutschen verwehrt.

Nordsee: Neue Wege durch das Wattenmeer

Wattwagenfahrer widersprechen dem. „Das Watt ist sonst sehr fest und gut. Der Wagen rollt da locker drüber wie auf Waldboden. Was besseres gibt es nicht für die Gelenke und Sehnen der Pferde“, sagt Birgit Strohsahl. Auch ihr Kollege Fred Meier-Klockner sagt gegenüber der „Neuen Presse“: „Diese Wattkutschen fahren hier seit 130 Jahren und es ist kaum etwas passiert.“ Niemand treibe die Tiere durch hohes Wasser, sie bekämen stets gute Pflege, Futter und medizinische Versorgung.

Die Landespolitik steht ebenfalls hinter der Tradition und unterstützt die Kutscher der Nordsee-Küste. Seit September vergangenen Jahres gibt es konkrete Pläne für einen Umbau um Wattenmeer. Ein Vorschlag der Forschungsstelle Küste sieht vor, den Wattweg um 500 Meter zu verlegen und den Boden zu festigen. Bis Herbst 2022 könnte das Vorhaben realisiert werden.

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„Ich bin jetzt guter Dinge, dass die Wattwagenbetreiber und die Menschen der Insel Neuwerk nach dem Sommer 2022 eine fertige Lösung erhalten“, sagte Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer.