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Nordsee: Friedrich Merz flog mit Privatjet zur Lehfeldt-Lindner-Hochzeit – jetzt erlaubte er sich dreiste Falschbehauptung

Zur Hochzeit von Franca Lehfeldt und Christian Lindner (FDP) ging es für Friedrich Merz und seine Frau per eigenem Privatflugzeug von Berlin auf die Nordsee-Insel Sylt. Auf Kritik, er setze damit das falsche Symbol in Zeiten von Klimawandel und Erderwärmung, antwortete der CDU-Chef mit einer zweifelhaften These. Seine Behauptung im ZDF-Sommerinterview nach dem Nordsee-Ausflug: „Ich […]

© picture alliance/dpa | Axel Heimken

Sylt: Fünf überraschende Fakten zur Insel

Sie ist eines der begehrtesten Urlaubsziele in Deutschland.

Zur Hochzeit von Franca Lehfeldt und Christian Lindner (FDP) ging es für Friedrich Merz und seine Frau per eigenem Privatflugzeug von Berlin auf die Nordsee-Insel Sylt.

Auf Kritik, er setze damit das falsche Symbol in Zeiten von Klimawandel und Erderwärmung, antwortete der CDU-Chef mit einer zweifelhaften These. Seine Behauptung im ZDF-Sommerinterview nach dem Nordsee-Ausflug: „Ich verbrauche mit diesem kleinen Flugzeug weniger Sprit als jeder Dienstwagen eines Mitglieds der Bundesregierung.“

Cem Özdemir kritisiert Merz

So absolut formuliert ist das allerdings falsch. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) schreibt dazu in Richtung Merz via Twitter: „Mein Dienstwagen ist ein E-Auto & verbraucht deshalb direkt gar keinen Sprit. Mein Fahrrad auch nicht.“ Wer hat nun Recht?

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Merz-Pressesprecher Armin Peter gibt an, die zweimotorige Diamond DA62 seines Chefs verbrauche 44 Liter Diesel in der Stunde, wenn die Maschine mit 165 Knoten (rund 306 Stundenkilometer) unterwegs sei.

Der österreichische Hersteller Diamond Aircraft gibt den Verbrauch bei einer bestimmten Geschwindigkeit in ähnlicher Höhe an. Das heißt: Bei einer Reisegeschwindigkeit von 165 Knoten verbraucht das Flugzeug 14,4 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Sollte Merz schneller unterwegs gewesen sein, wäre der Verbrauch nochmals höher.


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Aussage nicht haltbar

Im Fuhrpark der Mitglieder der Bundesregierung ist der Benzinverbrauch unterschiedlich, aber nur in sicherheitsrelevanten Ausnahmefällen höher als beim Merz-Flieger. Einer Aufstellung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom Mai 2022 zufolge ist genauso wie Özdemir auch Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) mit einem reinen E-Auto unterwegs – also ohne Benzinverbrauch.

Weil die Hybrid-Fahrzeuge der Kabinettsmitglieder Svenja Schulze und Hubertus Heil (beide SPD), Lisa Paus (Grüne), Bettina Stark-Watzinger, Volker Wissing und Marco Buschmann (alle drei FDP) teils mit Strom fahren können, verbrauchen sie nach DUH-Angaben im Schnitt zwischen 1,7 und 2,7 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Der Benzin-BMW von Bauministerin Klara Geywitz (SPD) schluckt demnach 9,8 Liter – also alle weniger als der Merz-Flieger.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und einige Minister fahren aus Sicherheitsgründen schwere, gepanzerte Wagen aus dem Fuhrpark des Bundeskriminalamtes. Der mehr als vier Tonnen schwere Kanzler-Mercedes S680 Guard verbraucht zum Beispiel auf 100 Kilometer nach Medienberichten rund 18 bis 20 Liter.

Merz flog 440 Kilometer an die Nordsee

Vom Flugplatz Schönhagen südlich von Berlin, von dem Merz Radardaten zufolge am 8. Juli Richtung Sylt startete, liegt die Insel 440 Kilometer Luftlinie entfernt. Bei durchschnittlich 14,4 Litern auf 100 Kilometer wäre das ein Verbrauch von rund 63 Litern.


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Bei der Autostrecke von etwa mehr als 550 Kilometern zwischen den beiden Orten und einem Verbrauch von 9,8 Litern (Geywitz) auf 100 Kilometer wären es nur knapp 54 Liter. Nimmt man die berichteten 18 bis 20 Liter auf 100 Kilometer von Scholz‘ gepanzertem Wagen, wären es auf der Strecke wohl um die 100 Liter.

Als Bundestagsabgeordneter darf Merz, der sich selbst einmal „zu der gehobenen Mittelschicht“ zählte, kostenfrei Bahn fahren. Damit hätte er keinen Liter Sprit verbraucht – aber auch deutlich länger nach Sylt gebraucht. Am 11. Juli flog die Diamond DA62, die neu rund eine Million Euro kostet, dann von der Nordsee-Insel zum Flugplatz Arnsberg Menden im Merz-Wahlkreis Hochsauerland. (dpa)