Naturschützer von „Schutzstation Wattenmeer“ richten auf Facebook deutliche Worte an die großen Kreuzfahrt-Reedereien. Da aufgrund der Corona-Krise bestimmte Gebiete zukünftig nicht mehr zu den Zielen der Kreuzfahrten gehören, befürchten sie, dass neue Orte an der Nordsee dazu kommen werden. Dazu würde auch Sylt zählen.
Alarmiert haben die Naturschützer erste Routen-Ankündigungen sowie Durchführungen der Reederei Hapag Lloyd. Es soll nicht der einzige Anbieter sein, der Sylt für seine Reisen ins Auge gefasst hat.
Nordsee/Sylt: Naturschützer wehren sich gegen Kreuzfahrt-Pläne
An Kreuzfahrten scheiden sich bekanntlich die Geister. Für die einen ist es Luxus-Urlaub pur, die Möglichkeit, viele Städte in kurzer Zeit zu besichtigen. Kritiker warnen vor Umweltschäden, überlaufenen Reisezielen und wenig nachhaltigem Tourismus. Auch auf Sylt entwickeln Kreuzfahrten gerade wieder Potenzial, zum Streitthema zu werden.
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Das ist Sylt:
- Sylt ist die größte nordfriesische Insel und liegt in der Nordsee
- Nach Rügen, Usedom und Fehmarn ist Sylt die viertgrößte Insel Deutschlands
- Die Insel Sylt ist vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen, Wenningstedt und den ca. 40 Kilometer langen Sandstrand im Westen bekannt
- Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete
- Lediglich rund 18.000 Menschen leben auf Sylt
- Die Insel erreicht man mit dem Auto vom Festland mit dem Sylt-Shuttle der DB und dem Autozug, dazu verkehren Nahverkehrszüge und Inter City Züge der DB.
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„Offenbar rückt jetzt auch der Nationalpark Wattenmeer mit seinen Inseln und Halligen zunehmend in den Fokus“, warnt Katharina Weinberg, Naturschutzreferentin der Schutzstation Wattenmeer. Der Nationalpark Wattenmeer umschließt sämtliche Ostfriesische Inseln und gehört zum Unesco-Kulturerbe.
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Warnung vor Umweltschäden und Tagestouristen
Die Bedrohung für das Gebiet ist für die Naturschützer durchaus ernst. Schließlich gab es bereits erste Touren auf die ostfriesische Insel Borkum, auf Sylt und auf Texel. Durchgeführt von Hapag Lloyd. Die Reederei wirbt mit einer „Entdeckertour zur deutsch-niederländischen Inselwelt“. Laut Schutzstation Wattenmeer stünden auch weitere Anbieter bereits in den Startlöchern. Kleinere Expeditionskreuzfahrtschiffe seien demnach auch von Hurtigruten geplant.
Neben ökologischen Folgen für die Umwelt warnen die Umweltschützer auch vor der großen Zahl an Tagestouristen. Die Inseln und Halligen seien „jetzt schon von touristischen Aktivitäten überlastet sind. Da bedarf es keiner zusätzlichen Tagesgäste“, sagt Dennis Schaper, Stationsleiter der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt.
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Das ist die Nordsee:
- die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
- die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
- die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 700 Meter tief
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„Hier unerwünscht“
Kreuzfahrtschiffe könnten ohnehin an vielen Inseln nicht direkt anlegen, da das Wasser nicht tief genug sei. Schlauboote, mit denen die Passagiere an Land gebracht werden könnten, würden hingegen „zusätzlich Unruhe in schützenswerte Bereiche bringen“. Auch finanziell sei der Tourismus für die Gemeindekassen der Nordsee-Inseln kaum lohnenswert.
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Schaper fordert deutlich: „Wir sollten auf den Inseln im Nationalpark Wattenmeer ein Zeichen setzen und den großen Kreuzfahrtunternehmen signalisieren, dass sie hier unerwünscht sind.“ Dabei geht sein Blick auch nach Eckernförde. Dort hat der Umweltausschuss im September beschlossen, ab 2022 keine Kreuzfahrtschiffe mehr in die Bucht zu lassen. Grund seien Bemühungen für mehr Klimaschutz und nachhaltigeren Tourismus. (dav)
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