Der Ostsee-Ort Heiligenhafen ist bald um eine Traditionslokal ärmer. Das Restaurant muss unfreiwillig dichtmachen.
Was dahintersteckt, ist kaum zu fassen. Denn was an der Ostsee passiert, ist in ganz Deutschland zu beobachten. Eine traurige Entwicklung, die das Gastgewebe vor ein gewaltiges Problem stellt.
Ostsee: Fischerstübchen schließt
„Wir schließen zum 30.10.2021 unser Restaurant Fischerstübchen“, teilt das Lokal mit. Den Grund dafür kann man zunächst kaum glauben, sind die Urlaubsorte in Deutschland doch beliebt wie nie: „Die Schließung erfolgt aufgrund von Personalmangel.“
+++ Ostsee-Restaurants vor großem Problem – dieses Lokal geht deshalb einen krassen Schritt +++
„Das ist sehr schade, wir werden euch sehr vermissen. Das leckere Essen und das freundliche Personal“, schreibt eine Frau unter die Ankündigung. Von einer anderen heißt es: „Oh nein, das ist super schade. Vielen Dank für die schönen Stunden, die wir über die Jahre bei euch genießen durften.“
Viele Menschen wundern sich auch darüber, dass sich kein Personal findet. „Das ist eine echt traurige Entwicklung, die eigentlich auch nicht nachzuvollziehen ist. Wir haben in diesem Land dauerhaft 2,5 Millionen Arbeitslose, da kann es doch nicht sein, das es Personalmangel gibt“, heißt es von einer Person.
Die Zahl der Arbeitlosen liegt laut Arbeitsagentur tatsächlich nur ganz knapp darunter.
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10 Tipps für Urlaub an der Ostsee:
- Rügen
- Bornholm
- Usedom
- Hiddensee
- Fischland-Darß-Zingst
- Poel
- Heiligendamm
- Timmendorfer Strand
- Fehmarn
- Hohwachter Bucht
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Und von einer Mitarbeiterin aus einer Bäckerei heißt es: „Das liegt am wenigen Lohn und den Arbeitszeiten, das will keiner machen. Bei uns in der Bäckerei dasselbe, kein Personal.“
Ostsee: Dehoga kontert Gewerkschaft
Tatsächlich begleitet das Thema Personalmangel sehr viele Restaurants in Deutschland, nicht nur in Urlaubsorten an der Ostsee und Nordsee. Das liegt zum einen daran, dass sich Beschäftigte durch die Corona-Pandemie und damit verbundene Lockdowns anderweitig Arbeit suchten.
Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) hatte den Personalmangel aber auch auf das schlechte Image der Branche bei Beschäftigten zurückgeführt: „Ursache sind niedrige Löhne, unbezahlte Überstunden, keine verlässlichen Arbeitszeiten, schlechte Ausbildungsqualität, Flucht aus Tarifverträgen.“
„In Schleswig-Holstein werden in fast jedem Bereich bereits Löhne weit über Tarif an die Mitarbeiter ausgezahlt“, konterte Dehoga-Hauptgeschäftsführer Stefan Scholtis aus Schleswig-Holstein. „Es gibt keine Flucht aus Tarifverträgen, im Gegenteil, wir gewinnen Betriebe als Mitglieder hinzu, sodass bei diesen sogar die Anwendung der Tarifverträge steigt.“
Ostsee: Zahl der offenen Stellen verdoppelt
Dem deutschen Gastgewerbe fehlen auch Monate nach den pandemiebedingten Lockdowns in der Corona-Krise zahlreiche Arbeitskräfte, wie aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht.
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Das ist die Ostsee:
- auch Baltisches Meer genannt
- die Ostsee ist das größte Brackwassermeer der Erde
- die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 459 Meter tief
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Demnach hat sich die Zahl der offenen Stellen in der Gastronomie seit April praktisch verdoppelt. Im August hätten Gastwirte deutschlandweit 20.686 offene Stellen gemeldet, Hoteliers weitere 7.678 offene Stellen. Im April hatte die Zahl in der Gastronomie noch bei 10.977 in der Gastronomie und bei 4.138 in den Hotels gelegen.
Auch in anderen Ostsee-Orten macht sich das Problem inzwischen deutlich bemerkbar. Auch Rügen und Usedom haben mit der gleichen Herausforderung zu kämpfen. Doch das ist noch nicht alles, das die Urlaubsinseln beschäftigt. >>> Hier mehr dazu lesen. (rg/dpa)