Vor 250 Jahren – am 12. Dezember 1770 – passierte an der Ostsee ein verheerendes Unglück.
In Stralsund, der damaligen Hauptstadt Schwedisch-Pommerns, verloren etwa 100 Menschen ihr Leben. Außerdem wurden etwa 70 Häuser zerstört und rund 180 weitere beschädigt. Noch heute beschäftigt dieses Ereignis die Menschen an der Ostsee.
Ostsee: Das passierte hier vor 250 Jahren
Auslöser war die Explosion des Köpkenturms in der Stralsunder Stadtbefestigung. Er stand gegenüber der Straßenecke Tribseer Straße/Katharinenberg in der Nähe des Tribseer Tores.
—————
Das ist die Ostsee:
- auch Baltisches Meer genannt
- die Ostsee ist das zweitgrößte Brackwassermeer der Erde
- die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 459 Meter tief
—————
Dort wurden laut Berichten etwa 250 Tonnen Schwarzpulver gelagert. Dazu kamen scharfe Granaten und schussfertige Munition. Eine viel zu große Menge – selbst für damalige Verhältnisse. Schuld für die Explosion sollen betrunkene und rauchende Soldaten gewesen sein.
+++ Rügen: ER kommt auf die Insel – und will es richtig krachen lassen +++
Unglück an der Ostsee beschäftigt noch heute die Menschen
Es gibt zahlreiche Dokumentationen über das Ereignis. So befasste sich Bodo Bernantzi 2011 in den Stralsunder Blättern damit und auch Robert Oldach berichtete in seiner 2018 im Druck erschienenen Doktorarbeit zur Militärpräsenz in Schwedisch-Pommern 1720 bis 1807 davon.
Dass das Unglück in diesem Jahr wieder Forscher und Experten beschäftigt, hängt mit einem archäologischen Fund zusammen. Bei Bauarbeiten für die Erweiterung des Meeresmuseums in Stralsund wurden Skelette gefunden.
+++ Aida hat in diesen Zeiten große Pläne: „Wir hoffen, dass es klappt“ +++
Grabungsleiter Jörg Ansorge hat laut „Ostsee-Zeitung“ guten Grund zu der Annahme, dass diese zu dem Unglück von vor 250 Jahren gehören. Denn viele Skelette waren zu zweit oder dritt in einem Sarg bestattet. Und bei einigen fehlten auch Körperteile.
Erbeutete preußische Munition wurde an der Ostsee gelagert
Dass sich damals überhaupt so viel Schwarzpulver in Stralsund befand, hängt mit dem siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 zusammen. Die von den Preußen erbeutete Munition wurde hier gelagert.
Laut Robert Oldach hatte die Stadt bereits mehrfach darum gebeten, die Menge zu reduzieren oder zumindest anderswo zu lagern – vergeblich.
So kam es zu dem Unglück an der Ostsee
Dass es letztlich zu dem verheerenden Unglück kam erklärt Bodo Bernatzki so: Fast täglich sollen um die Pulverhäuser herum Soldaten mit brennenden Fackeln herumgelaufen sein. Außerdem gab es im November 1770 Arbeiten an den Pulvermagazinen und Lagerhäusern.
+++ Usedom: Mann teilt Foto vom Ostsee-Strand – eine Sache sorgt für Diskussionen +++
Am Unglückstag wurde laut Zeitzeugenberichten vor dem Köpkenturm Munition zerlegt und Pulver in Säcke gefüllt. Außerdem gab es in der Nähe des Turms offene Feuer. Und: Soldaten hatten brennende Pfeifen im Mund.
Zeitzeuge beschreibt ein Bild des Grauens
In einem Bericht, der im Dezember 1944 in der Stralsundischen Zeitung erschien, beschreibt der Sohn eines Kirchendieners ein Bild des Grauens. So hätte sich der Himmel nach der Explosion verfinstert und es habe Steine geregnet.
„In der ganzen Bleistraße und Tribseerstraße war auch kein Haus unbeschädigt gewesen, fast von allen wären die Dächer abgedeckt oder zerlöchert, ja auf einem Dache hätten die Gedärme von einem Menschen gehangen“, zitiert die „Ostsee-Zeitung“ daraus.
—————
Mehr News von der Ostsee:
- Ostsee: Diese Bilder machen traurig – nichts ist mehr, wie es einmal war
- Rügen-Vorpommern: Partei veranstaltet Infostand – dann kommt einer vorbei, dem das überhaupt nicht passt
- Ostsee: Urlauber umgehen Verbot mit Trick – Manuela Schwesig macht DAS
- Rügen: Ärchäologen machen aufsehenerregenden Fund – sie wissen sogar, wem er gehörte
- Ostsee: Fund vor Rügen gibt Rätsel auf – niemand weiß, was es ist
—————
Am Tag danach sei er mit seinem Vater durch die Stadt an der Ostsee gegangen. „Wir sahen dort ein haustiefes rundes Loch in der Erde, wo man beschäftigt war, die getöteten Menschen auszugraben. Auf der Bank des Wachhauses lagen Arme und Beine, die man schon ausgegraben hatte.
Dies war für mich ein grässlicher Anblick, der mir zeitlebens vor Augen stand.“ (mk)